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Gestein aus der Tiefe der Heimat

Ministerpräsident Stanislaw Tillich war am Dienstag in der Lausitzer Grauwacke GmbH in Oßling. Die Firma sucht Lehrlinge.

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© Uwe Schulz

Von Frank Oehl

Unsre Heimat – das sind nicht nur die Städte und Dörfer. Unsre Heimat ist auch reich an Gestein in der Tiefe. Also an Steinbrüchen. Zum Beispiel in Bernbruch, in Kindisch, in Lieske. Überall wird Grauwacke, eine Art Granitvorstufe abgebaut. Im größten Tagebau weit und breit war am Dienstag Ministerpräsident Stanislaw Tillich zu Gast. In der Lausitzer Grauwacke GmbH fuhr er bis auf die Abbausohle 5 in die Tiefe. Bis 2040 besteht hier Bergbaurecht, aber die seit fünf Jahren zum Eurovia-Konzern gehörende Firma könnte noch tiefer gehen, wie es heißt. Für weitere 30 Jahre bis auf die Sohle 7 hinunter ...

Ministerpräsident Stanislaw Tillich (r.) ließ sich gestern von Grauwacke-Geschäftsführer Robert Finke (m.) den Gesteinsabbau auf der Sohle 5 zeigen. Der Betrieb sucht dringend Auszubildende in technischen Berufen.
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (r.) ließ sich gestern von Grauwacke-Geschäftsführer Robert Finke (m.) den Gesteinsabbau auf der Sohle 5 zeigen. Der Betrieb sucht dringend Auszubildende in technischen Berufen. © René Plaul

Das hängt von vielerlei ab, wie auch Tillich mit Interesse vernahm. Der Steinbruch bei Oßling umfasst sage und schreibe 65 Hektar und grenzt auf dem gleichen Grauwacke-Feld an Metzners bei Dubring. Die kleine Straße nach Scheckthal bildet praktisch die Grenze. Anwohner und Betriebe müssen miteinander auskommen. Beide Seiten könne ja nicht weg. Die Lausitzer Grauwacke beschäftigt derzeit 58 Leute am Liesker Standort, dazu kommen noch einige Verwaltungs- und Vertriebsleute aus der Firma Eurovia Gestein, die insgesamt 261 Beschäftigte an sechs Standorten in ganze Deutschland hat. Das alles hat mittelständischer Dimension, aber bei der Eurovia insgesamt geht es schon um 115 Standorte mit 3366 Mitarbeitern und einem Umsatz, der schon mal eine Milliarde im Jahr betrug und jetzt immer noch bei schlappen 743 Millionen Euro liegt.

Probleme mit den Sprengzeiten

Die Eurovia fördert insgesamt acht Millionen Tonnen Gestein im Jahr, davon reichlich 1,7 Millionen Tonnen in Lieske. Geschäftsführer Robert Finke: „Damit bewegen wir uns allmählich wieder auf DDR-Kapazitäten zu.“ Was für die Firma und die Beschäftigten erfreulich ist, kann in der Nachbarschaft Probleme bereiten. Zum Beispiel zu den Sprengzeiten. Oßlings Bürgermeister Siegfried Gersdorf, aber auch die Firmenchefs legen Wert darauf, dass alles nach Recht und Gesetz geht. Finke: „Dabei reizen wir die Genehmigungsplanung nicht annähernd aus.“ Die Messungen liegen weit unter den vorgeschriebenen Limits. „Wir wollen eine gute Nachbarschaft und informieren rechtzeitig, wenn mal Sondersprengungen nötig sind.“

Der wirtschaftliche Erfolg in der Branche ist keine Sache der Wertschöpfung, die eh gering ist, sondern hängt mehr denn je vom Transport ab. Fast 1,4 Millionen Tonnen Grauwacke gehen schon jetzt über die umweltfreundlichere Schiene in alle Welt. Die kompliziertere Logistik obliegt Prokurist Helmut Fischer. „Wenn wir noch mehr Volllast fahren und weniger Leerlauf haben, werden wir in drei bis fünf Jahren in der Lausitz unschlagbar sein.“ Für den effektiveren Abbau und Transport leistet man sich auch eine qualifizierte Lehrausbildung. Sechs Azubis sind es allein in Lieske, aber die Suche danach wird immer schwieriger. „Die Landflucht macht uns Sorgen“, sagt Firmenchef Finke. Das geschlossene Brauhaus fällt ihm ein oder auch die Gaststättenmisere in Bernsdorf. Wie sollen so junge Leute gehalten werden? Der Ministerpräsident in seinem Wahlkreis macht Mut: „Werben sie für ihre Ausbildung! Die Städte und Gemeinden müssen Eigenheimbauplätze sichern – und das Land kümmert sich mit dem Bund um den weiteren Ausbau der B 97.“