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Gestohlene Goldmünze: War der Alarm defekt?

Vier Männer haben 2017 eine millionenschwere Münze aus dem Berliner Bode-Museum gestohlen. Im Strafprozess geht es nun auch um mögliche Sicherheitsmängel.

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Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" wurde aus dem Bode-Museum gestohlen und ist bis heute nicht auffindbar.
Die 100 Kilogramm schwere Goldmünze "Big Maple Leaf" wurde aus dem Bode-Museum gestohlen und ist bis heute nicht auffindbar. © Marcel Mettelsiefen/dpa

Berlin. Wurde der Diebstahl einer 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum durch Sicherheitsmängel begünstigt oder gar ermöglicht? Das Landgericht Berlin hat am Montag dazu einen ersten Zeugen befragt. Der Einbruch gelang über ein Fenster, dessen Alarmsicherung defekt war, erklärte der für Sicherheit zuständige Mitarbeiter der Staatlichen Museen zu Berlin. Die Öffnungs- und Verschlussüberwachung sei für mehrere Tage deaktiviert gewesen. Bereits seit 2014 habe es immer wieder technische Probleme mit dem Fenster im zweiten Stock gegeben.

Vier junge Männer sollen in der Nacht zum 27. März 2017 die wagenradgroße Münze "Big Maple Leaf" mit einem damaligen Goldwert von knapp 3,75 Millionen Euro gestohlen haben. Die Beute ist bis heute verschwunden. Ermittler vermuten, dass die Münze zerstückelt und Stück für Stück verkauft wurde. Die Angeklagten im Alter von 20 bis 24 Jahren haben zu Prozessbeginn in der vergangenen Woche zum Vorwurf des gemeinschaftlichen Diebstahls in einem besonders schweren Fall geschwiegen.

Nach den Worten des 64-jährigen Zeugen sind an dem problematischen Fenster einer Herren-Umkleidekabine etwa eine Woche vor der Tat Schäden festgestellt worden. "Eine Woche vor dem Einbruch bekam ich einen Störungsbericht", sagte der Zeuge. Eine vor dem Fenster montierte Sicherheitsscheibe sei gesplittert und ein Bolzen gelockert gewesen. "Ich gab es mit Dringlichkeit an die zuständige Fachabteilung." Drei Tage später habe er sich die Beschädigung persönlich angesehen.

Die Angeklagten schwiegen vor Gericht.
Die Angeklagten schwiegen vor Gericht. © Paul Zinken/dpa

Die Ermittler gehen davon aus, dass die Diebe die Tat mindestens zehn Tage lang planten. Vermutlich seien die Täter insgesamt dreimal am Bode-Museum gewesen. Drei der mutmaßlichen Diebe, die die deutsche Staatsangehörigkeit haben, gehören einer arabischstämmigen Berliner Großfamilie an, die mit der organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht wird. Die beiden Brüder sowie ihr Cousin sollen laut Anklage über das Fenster in der Herren-Umkleidekabine eingestiegen sein. Sie hätten dann eine Vitrine zertrümmert und das Goldstück mit Rollbrett, Seil und Schubkarre zu einem Fluchtwagen geschafft.

Nach den Aussagen des Leitenden Mitarbeiters der Staatlichen Museen, zu denen das Bode-Museum gehört, ist das mutmaßliche Einstiegsfenster seit 2014 nach Reparaturen "immer wieder in der Alarmsicherung gewesen". Diese sei aber deaktiviert worden, "wenn ständig Störungen ausgelöst wurden". Das Problem mit dem Fenster sei dem Wachpersonal bekannt gewesen. Als weit nach Mitternacht eingebrochen worden sei, sei der diensthabende Wachmann auf einem Rundgang gewesen. "Als er dann sah, dass Türen, die er gerade verschlossen hatte, offen standen, informierte er die Hauptwache."

Ein 20-jähriger Angeklagter, der damals Wachmann im Museum war, soll zuvor die Örtlichkeiten ausgekundschaftet haben. Der Deutsch-Türke war Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens im Auftrag des Museums, das zum Weltkulturerbe Museumsinsel gehört.

Mitglieder der Großfamilie, zu der die angeklagten Brüder und der Cousin gehören, waren wiederholt im Visier der Ermittler. Im Sommer 2018 wurden 77 Immobilien beschlagnahmt, die dem Clan zugerechnet werden. Die Ermittler vermuten, dass Wohnungen und Grundstücke mit Geld gekauft wurden, das aus einem Bank-Einbruch vom Oktober 2014 stammt. Der Prozess um die gestohlene Goldmünze wird am 17. Januar fortgesetzt. (dpa)