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Brotchips von Tuc sind Mogelpackung des Monats

Verbraucherschützer klären auf, wie ein Konzern nach einem raffinierten Markentausch den doppelten Preis verlangt.

Von Kornelia Noack
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Anderer Name, gleicher Inhalt: Auch die Menge der Bake Rolls wurde reduziert, dafür der Preis erhöht.
Anderer Name, gleicher Inhalt: Auch die Menge der Bake Rolls wurde reduziert, dafür der Preis erhöht. © Verbraucherzentrale Hamburg

Normalerweise läuft die Mogel-Masche von Chips-, Windel- oder auch Waschmittelherstellern so: Der Inhalt einer Packung wird reduziert, und der Preis bleibt gleich oder steigt sogar. Hängen bleiben diese versteckten Preiserhöhungen am Ende immer bei den Kunden im Supermarkt.

Der Lebensmittelkonzern Mondelez International hat sich nun allerdings etwas Neues einfallen lassen. Es geht um die Bake Rolls der Firma Tuc beziehungsweise 7days. „Die Trickserei führt zu einer Preiserhöhung von 127 Prozent“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg. Diese hat die Bake Rolls nun zur Mogelpackung des Monats gekürt.

Aus 7days wird Tuc

Etliche Verbraucher hatten sich darüber beschwert, dass die 7days Bake Rolls in den Regalen durch die Tuc Bake Rolls ersetzt wurden. Und zwar fast eins zu eins, denn die Sorten Meersalz, Knoblauch, Zwiebeln sowie Tomate & Olive gibt es nun unter der Marke Tuc genau so wie sie zuvor unter der Marke 7days verkauft wurden.

Weitere Sorten wie Pizza und Sour Cream & Onion von 7days sind als Mini Bake Rolls der Marke Tuc erhältlich. „Deshalb entspricht der Hinweis Neu auf der Verpackung von Tuc auch nicht ganz der Realität“, sagt Valet.

Rezeptur und Nährwerte bleiben gleich

Für die Kunden zieht der Markentausch eine enorme Preiserhöhung nach sich. Hat Rewe die Bake Rolls von 7days bisher in 250-Gramm-Packungen für 1,39 Euro verkauft, kosten die Tuc Bake Rolls mit 150 Gramm Inhalt nun 1,89 Euro. Oder anders gesagt: Ein Kilogramm Bake Rolls kosteten bisher 5,56 Euro, jetzt werden für die gleiche Menge 12,60 Euro fällig.

„Aussehen, Rezepturen und Nährwerte der verschiedenen Bake Rolls sind quasi identisch und zwar für alle Sorten“, sagt Valet. Lediglich der Salzgehalt der „neuen“ Bake Rolls falle etwas geringer aus. „Aber sogar die Farben für das Branding hat man von der alten Marke übernommen“, so der Verbraucherschützer.

Zutaten und Nährwerte der verschiedenen Bake Rolls sind quasi identisch.
Zutaten und Nährwerte der verschiedenen Bake Rolls sind quasi identisch. © Verbraucherzentrale Hamburg

Konzern wählt bekanntere Marke

Was steckt dahinter? Die Erklärung ist recht einfach: Beide Marken gehören zum Unternehmen Mondelez International. Anfang 2022 hatte der Lebensmittelkonzern bekannt gegeben, dass er die griechische Firma Chipita Global S.A übernimmt – und damit auch die Marke 7days.

„Wir gehen davon aus, dass im Zuge dessen entschieden wurde, die Bake Rolls von 7days unter der in Deutschland deutlich bekannteren Marke Tuc zu vertreiben. Und das mit einem enormen Mitnahmeeffekt für den Mutterkonzern“, sagt Valet.

Nach Einschätzung der Verbraucherschützer sei ein solches Vorgehen allerdings kaum ohne das Wohlwollen der Händler möglich. „Zumindest von Rewe wissen wir, dass dort die Bake Rolls von 7days einfach ersetzt wurden. Das haben uns etliche Verbraucher berichtet“, sagt Valet. Ob andere Supermärkte und Discounter folgen werden, sei bislang unklar.

Händler spielen gern mit

Auf Nachfragen der Verbraucherzentrale antworteten sowohl Mondelez als auch Rewe recht allgemein. Zwischen den Zeilen bestätigt der Lebensmittelkonzern zumindest, dass es Brotchips in Deutschland zukünftig nur noch unter der Marke Tuc geben wird: „Die Marke 7days gibt es weiterhin. Mondelez International hat sich jedoch entschieden, Snacking-Kompetenzen unter etablierten Marken stärker zu bündeln. Daher führen wir salzige Snacks wie Brotchips in Deutschland unter unserer Crackermarke Tuc.“ Ähnlich sieht es bei Rewe aus.

„Händler wie Rewe oder auch Edeka möchten ihr Image immer wieder aufpolieren, indem sie ihrer Kundschaft versuchen weißzumachen, dass sie stets die günstigsten Preise von den Herstellern einfordern“, erklärt Valet. Der aktuelle Fall zeige jedoch eindeutig, dass das mitunter ein Mythos sei.

Mogelpackungen melden

Wenn auch Sie eine Mogelpackung beziehungsweise eine versteckte Preiserhöhung entdeckt haben, können Sie dies gern an die Verbraucherzentrale Hamburg weitergeben. Per E-Mail an [email protected] oder Sie nutzen das Kontaktformular.