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Das Schnitzel bekommt ein Tierwohl-Logo

Ein Entwurf zeigt erstmals, wie das neue staatliche Siegel aussehen könnte, das 2023 kommen soll – zuerst für Schweinefleisch.

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Das neue staatliche Tierwohllogo zeigt fünf Haltungsformen.
Das neue staatliche Tierwohllogo zeigt fünf Haltungsformen. © dpa

Kein Bundesadler, kein Schwarz-Rot-Gold: Die geplante staatliche Tierhaltungskennzeichnung für Fleisch soll in einem neutralen Stil in die Supermärkte kommen. Das Bundesagrarministerium sieht als einheitliches Logo ein schwarz-weißes, leicht abgerundetes Rechteck vor, wie aus einem Gesetzentwurf hervorgeht. Es zeigt fünf Kategorien der Haltung – vom gesetzlichen Standard bis zu Bio.

Das Logo gehört zu den großen Vorhaben von Agrarminister Cem Özdemir. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen will der Grünen-Politiker die Kennzeichnung 2023 zunächst bei frischem Schweinefleisch starten – verpflichtend für inländische Erzeugnisse aller Haltungsformen und nicht mehr als ein freiwilliges Siegel, wie es noch Ziel von Amtsvorgängerin Julia Klöckner (CDU) gewesen war.

Um eine eindeutige Erkennbarkeit zu gewährleisten, soll laut dem Gesetzentwurf dazu aber festgelegt werden, wie das Logo anzubringen ist: Bei verpacktem Fleisch direkt auf der Verpackung oder einem daran befestigten Etikett. Und zwar auf dem „Hauptsichtfeld“ – also da, wo Verbraucher beim Kauf wahrscheinlich zuerst hinschauen. Bei losem Fleisch sollen Schilder auf die Haltungsform hinweisen.

Özdemir hatte Eckpunkte der Kennzeichnung im Juni vorgestellt, der Referentenentwurf gestaltet sie nun weiter aus. Geplant ist ein System mit fünf Haltungskategorien während der Mast. Es beginnt bei der Haltungsform „Stall“ mit den gesetzlichen Mindestanforderungen. In der Stufe „Stall+Platz“ müssen Schweine unter anderem mindestens 20 Prozent mehr Platz haben, in der Stufe „Frischluftstall“ Kontakt zum Außenklima etwa durch offene Stallseiten. Geplant sind zudem die Stufen „Auslauf/Freiland“ und „Bio“. Auf dem Logo soll ein QR-Code stehen, um per Smartphone zu Infos zu den Haltungsformen zu gelangen.

Ein Schnitzel von diesem Schwein würde mit dem Label „Auslauf/Freiland“ gekennzeichnet.
Ein Schnitzel von diesem Schwein würde mit dem Label „Auslauf/Freiland“ gekennzeichnet. © Jens Büttner/dpa (Symbolbild)

Die Lebensmittelbranche will das vorgeschlagene Logo prüfen. Da das Label in seiner jetzigen Gestaltung vollkommen neu sei, müsse eine Meinungsbildung noch abgewartet werden, hieß es beim Lebensmittelverband. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte das ganze Vorgehen. „Ein Label, das lediglich über die Unterschiede in der Haltung informiert, ändert rein gar nichts an millionenfachen Krankheiten und am Leiden von Nutztieren“, sagte Foodwatch-Strategiedirektor Matthias Wolfschmidt. Das Haltungslabel gaukele Verbrauchern vor, sie könnten durch Kaufentscheidungen das Elend der Nutztiere lindern. Das Ministerium sieht die national verbindliche Kennzeichnungspflicht für frisches Fleisch als „guten Anfang“ für bessere Transparenz in Bezug auf die Haltungsform.

In nächsten Schritten sollen Rinder und Geflügel, mehr Produkte und Absatzwege wie die Gastronomie folgen. Bei der bisherigen Rechtslage werde mit einer Vielzahl freiwilliger Label der Privatwirtschaft weiter keine klare Orientierung geboten, heißt es im Gesetzentwurf. Das Marktpotenzial für Fleisch aus besonders tiergerechter Haltung könnte nicht ausgeschöpft werden.

Allerdings trifft das künftige staatliche Label fürs Schnitzel in den Kühltheken auf einen Platzhirsch. Bereits seit 2019 gibt es eine verbreitete eigene Kennzeichnung der Handelsketten mit dem Aufdruck „Haltungsform“, die Fleisch von Schweinen und auch schon von Geflügel und Rindern umfasst. Sie hat auf den Etiketten die Zahlen 1 bis 4 für vier verschiedene Stufen und dazu die Farben rot, hellblau, orange und grün. Viele Kunden kennen das System inzwischen, das noch für längere Zeit parallel zum staatlichen bestehen bleiben dürfte.

Diskussionsbedarf zur Kennzeichnung gibt es auch in der Ampel-Koalition noch. Und ungeklärt ist weiterhin eine gesicherte Finanzierung für die Bauern, damit sie nicht allein auf Milliarden-Mehrkosten für bessere Haltungsformen sitzen bleiben. Aus der bisher strikt zurückhaltenden FDP kamen jetzt Signale, eine Abgabe auf Fleisch mitzutragen – jedoch mit der Erwartung, dass der Handel die Mehrkosten komplett trägt, um zusätzliche Belastungen für die Kunden in Zeiten steigender Lebensmittelpreise zu vermeiden. (dpa/rnw)

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