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Pilze sind immer noch verstrahlt

Seit dem Reaktorunglück in Tschernobyl vor Jahrzehnten sind viele Wildpilze radioaktiv belastet. Auch heute noch.

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© Symbolfoto: dpa

Salzgitter. Fast 35 Jahre nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl weisen Wildpilze auch in Deutschland immer noch hohe Radioaktivitätswerte auf. Einzelne Pilzarten vor allem in Süddeutschland könnten nach wie vor stark mit radioaktivem Cäsium belastet sein, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) am Donnerstag in Salzgitter mit.

Wie hoch die Belastung mit Cäsium-137 sei, schwanke sehr stark je nach Pilzart und von Standort zu Standort, hieß es. Messwerte von mehr als 1.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse seien in den vergangenen drei Jahren bei Semmelstoppelpilzen, verschiedenen Schnecklingsarten, Maronenröhrlingen, Gelbstieligen Trompetenpfifferlingen, Seidigen Ritterlingen und Reifpilzen festgestellt worden.

Im Jahr 2019 hätten insbesondere Semmelstoppelpilze am nördlichen Rand des Nationalparks Bayerischer Wald Spitzenwerte von mehr 4.000 Becquerel Cäsium-137 pro Kilogramm Frischmasse aufgewiesen. Die Einheit Becquerel gibt die Anzahl radioaktiver Zerfälle in einer Sekunde an.

Kein Problem bei gekauften Pilzen

"Wer Wildpilze aus dem Handel kauft, muss sich über radioaktives Cäsium keine Gedanken machen", sagte BfS-Präsidentin Inge Paulini. Hier gelte ein Grenzwert von 600 Becquerel. "Wenn man selbst Pilze sammelt, lohnt es sich aber, genauer hinzusehen. Wer sie in der Natur stehenlässt, kann leicht eine unnötige Strahlenbelastung vermeiden." Es gebe viele andere Pilzarten, die Cäsium-137 nur in geringen Mengen anreicherten.

Am 26. April 1986 war infolge von Bedienungsfehlern und technische Fehlern Block IV im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl explodiert. Zahlreiche Menschen starben, große Gebiete wurden verstrahlt, eine radioaktive Wolke zog über halb Europa. Das Unglück gilt als schwerstes in der Geschichte der Atomkraftnutzung. (epd)