Pirnas jüngster Imker

Jasper ist ein Neunjähriger mit vielen Hobbys. Fußball spielen und Fahrrad fahren teilt der Pirnaer mit etlichen anderen. Angler in seinem Alter gibt es schon weniger. Beim Gärtnern und Imkern ist er fast allein, was ihn aber nicht stört. Die Bienen haben es ihm angetan, der Honig weniger. Den mag Jasper nur im Tee. Aber zu erforschen, wie die Bienen kämpfen, "das ist krass". Oder wie sie die Waben mit Wachs aus ihren Drüsen auskleiden. In anderthalb Jahren hat sich Jasper schon viel Wissen angeeignet und sein eigenes Bienenvolk, für das er sorgt. Als er von Yvonne Hickmann seinen ersten Imkeranzug bekam, war das wie ein kleiner Ritterschlag. Jasper ist der Jüngste im ältesten Pirnaer Imkerverein. Der ist 125 Jahre und hat etliche Sorgen, auch in Sachen Nachwuchs. Da ist Jasper ein Geschenk.
125 Jahre auf und ab
Bienen gibt es schon ewig, Imker auch und damit Honig: So ist es seit Jahrhunderten und so wird es immer sein. Das dachten sich auch Kantor Matthes aus Zehista und Herr Schmiedeknecht aus Posta, als sie mit 21 Pirnaern am 28. Juni 1896 in der Gaststätte Waldpark, die bis heute das Vereinslokal ist, den Imkerverein Pirna und Umgebung gründeten. 1910 hatte er 55 Mitglieder, bis vor den Zweiten Weltkrieg wurden es rund 90. Nach dem Krieg blieben 20 Imker. 1989 waren es 116 Mitglieder mit 1.450 Bienenvölkern. Zwei Jahre später waren nur noch 32 Imker. Bis um die Jahrtausendwende hat der Verein die Probleme in den Griff bekommen, sagt die heutige Vorsitzende Yvonne Hickmann. „Es hatte sich herumgesprochen, dass bei uns immer was los ist und eine gute Kameradschaft besteht. Dadurch kamen immer neue, vor allem junge Imker zu uns.“ So wie Jasper.
Schulen mit Imkereien
Heute hat der Verein 86 aktive Mitglieder mit 602 Bienenvölkern - und die Zahl wächst weiter. Es scheint sich eine kleine „Trendwende“ zu entwickeln, sagt Yvonne Hickmann. Es interessieren sich nicht nur einzelne Personen für die Imkerei, sondern Jugendliche, ganze Familien, Schulen und Kindergärten. Im Pirnaer Herder-Gymnasium und in der Gauß-Oberschule in Pirna entstanden Schulimkereien, die von erfahrenen Imkern betreut werden. Jungimker belegten bei Wettbewerben vordere Plätze und qualifizierten sich für Bundeswettbewerbe. Jasper ist auf dem besten Weg dahin. Am Schaubienenstand in Schmilka und dem Natur-, Bienen- und Imkerlehrpfad in Cotta A können sich Schulklassen zu Führungen anmelden.
Ob es den Pirnaer Imkerverein auch in 125 Jahren noch gibt, hoffen die Mitglieder zwar, doch die aktuellen Probleme machen es ihm nicht leicht. Es ist nicht die erste kritische Phase. Doch diesmal hat sie auch Auswirkungen auf unseren Honig.
Die drei größten Probleme der Imker
Krankheiten: Ende Juli wurde in einem Bienenbestand in Friedrichswalde die Amerikanische Faulbrut festgestellt. Die Seuche ist für die Tiere hochansteckend. Sie führt dazu, dass Bienenmaden absterben und so eine Fortpflanzung des Bienenvolkes unmöglich wird. Einmal in ein Bienenvolk eingetragen, können die Sporen in der Bienenbrut wieder aktiv werden und die Larven töten. Während geringe Mengen an Sporen für ein Bienenvolk nicht bedrohlich sind, lassen viele ein Volk schnell zusammenbrechen und absterben. Menschen können Honig aus den Bienenvölkern ohne Einschränkungen essen. Aus dem Verein haben sich bisher keine Betroffenem gemeldet.
Lieferengpässe: Die pandemiebedingten Lieferschwierigkeiten haben sich auch auf die Imkerei ausgewirkt. Aktive Imker brauchten Material für den Austausch in und an den Beuten, neue Imker mussten lange warten, um ein eigenes Bienenvolk aufstellen zu können. Hinzu kommen die steigenden Holzpreise. Die Rähmchen zum Beispiel kosten inzwischen 2,20 Euro statt bisher 1,50 Euro. Mindestens hundert braucht ein Imker. Diese höheren Kosten wirken sich auch auf den Preis des Honigs aus. Das 500 Gramm Glas Honig kostet so nun ab sechs, sieben Euro aufwärts, sagt Yvonne Hickmann.
Digitalisierung: Die digitale Arbeits- und Lernwelt ist nicht wegen der Krise entstanden, sie ist nur in der Krise sichtbar und notwendig geworden, sagt Yvonne Hickmann. Die Möglichkeit der virtuellen Treffen haben leider nicht alle Mitgliedern in Anspruch genommen, sagt sie. Oft hieß es: Weil wir das eben noch nie so gemacht haben. "Leider ist es nun einmal so, dass die Zeit nicht stehen bleibt und wir umdenken müssen, das haben leider noch nicht alle Vereinsfreunde verstanden", sagt Yvonne Hickmann.
Marke "Jaspers Bienen"
Die Jüngeren sind da meist aufgeschlossener. Der vielseitig interessierte Jasper sowieso. Für ihn sind seine Bienen ein spannendes Hobby, das auch noch gut für die Umwelt ist - und für die Urlaubskasse. In die geht der Erlös seines Honigs. Seiner Mutter schmeckt der Honig des Sohnes natürlich besonders gut. Und sie ist mächtig stolz auf Jasper und unterstützt ihn bei seinen vielen Hobbys. Vor allem das Gärtnern und Imkern gefällt ihr, weil es nachhaltig ist.
Ach, und handwerklich begabt ist Jasper auch noch. Er hat sich für sein Bienenvolk selbst ein Schild gelötet: Jaspers Bienen. Und als Nächstes macht er seinen Jugendimkerschein.