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Rama wird "Mogelpackung des Jahres"

Gleiche Dose, weniger drin: Weil der Trick kein Einzelfall mehr ist, fordert die Verbraucherzentrale Hamburg vom Gesetzgeber, Kunden besser zu schützen.

Von Katrin Saft
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Rama gewinnt den Negativpreis "Mogelpackung des Jahres".
Rama gewinnt den Negativpreis "Mogelpackung des Jahres". © Verbraucherzentrale Hamburg

Das Kundenurteil ist eindeutig. Fünf Produkte hatte die Verbraucherzentrale Hamburg für den Negativpreis „Mogelpackung des Jahres 2022“ zur Abstimmung gestellt. Alle eint eine versteckte Preiserhöhung – durch geschrumpften Inhalt bei gleicher oder fast gleicher Verpackung.

Von fast 34.300 abgegebenen Stimmen entfielen 14.285 auf Rama. Seit vergangenem Jahr wird das beliebte Streichfett des Herstellers Upfield mit 400 statt 500 Gramm Inhalt zum selben Preis in einer gleich großen Dose verkauft. Was viele damit auf den ersten Blick nicht erkennen: Die Rama auf ihrem Frühstücksbrot ist um 25 Prozent teurer geworden.

„Nie zuvor haben wir so viele Beschwerden zu einem Produkt erhalten“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, die den Titel einmal im Jahr verleiht. Auch bei den Marken Lätta, Sanella, Becel und Violife habe Upfield im letzten Jahr Füllmengen reduziert.

1.000 Tonnen mehr Verpackung

Die Schrumpfkur ist auch schlecht für die Umwelt. Für das Abfüllen von 1.000 Tonnen Rama benötige Upfield nun eine halbe Million Plastikbecher mehr, rechnet Valet vor. Dabei schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite: „Wir betrachten es als unsere Verpflichtung, uns für eine verantwortungs-volle Beschaffung, Nutzung der Ressourcen sowie Produktion einzusetzen.“ Auf Nachfrage der Verbraucherschützer hatte Upfield das Vorgehen mit „dramatischen Kostensteigerungen in der gesamten Lieferkette einschließlich der Rohstoffe“ erklärt.

„Doch wenn im identischen Becher ohne besonderen Hinweis plötzlich 100 Gramm weniger Streichfett sind, ist das eindeutig Irreführung“, sagt Valet. Deshalb habe die Verbraucherzentrale gegen Upfield Klage eingereicht. Verhandelt werde über den reduzierten Inhalt der Pflanzenmargarine Sanella. Auch hier enthält der Becher nur noch 400 statt 500 Gramm.

Die Abstimmungsergebnisse
Die Abstimmungsergebnisse © Verbraucherzentrale Hamburg

Auf Platz 2 landete mit 9.832 Stimmen Leerdammer, denn die Packung mit Käsescheiben sind leerer geworden. Bis zu 43 Prozent mehr müssen Verbraucher nun für die Käsesorten von Hersteller Lactalis mehr zahlen. Für Calgon von Reckit gab es 3.885 Stimmen, weil statt der versprochenen mehr Wäschen pro Packung nun bis zu 42 Prozent mehr Pulver für den gleichen Härtegrad nötig sind. Auf Platz vier landeten die Goldbären, weil Haribo heimlich 25 Gramm Bären aus jeder Tüte gemopst hat. Und auch die Füllmenge der Pringles Original Chips ist 2022 geschrumpft – von 200 Gramm auf 185 Gramm.

Auch Eigenmarken betroffen

Doch längst nicht nur bei diesen Produkten wird gemogelt. „Im zurückliegenden Jahr sind bei uns deutlich mehr Beschwerden über den Weniger-drin-Trick eingegangen“, sagt Valet, „neben Markenartikeln immer öfter auch bei Produkten von Eigenmarken des Handels.“ Da in Zeiten mit stark gestiegenen Lebenshaltungskosten Preistransparenz wichtiger denn je sein, müsse der Gesetzgeber zügig strengere Regelungen durchsetzen.

Die Verbraucherschützer fordern, dass Packungen prinzipiell voll befüllt sein müssen. Nur in Ausnahmefällen soll ein technisch notwendiger Luftraum erlaubt sein. Bei reduzierten Füllmengen müssten auch die Packungen entsprechend kleiner werden. Und auf Produkten mit geringerem Inhalt sollen die alte und die neue Füllmenge sowie die Reduktion in Prozent angegeben werden müssen.