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Rama wird Mogelpackung des Monats

Verbraucherschützer decken auf, wie bei einer beliebten Marke klammheimlich abgesahnt wird.

Von Katrin Saft
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Vorher - nachher
Vorher - nachher © Verbraucherzentrale Hamburg

Die Masche ist nicht neu, aber immer häufiger zu finden: Der Preis bleibt gleich, der Inhalt schrumpft. „Noch nie haben wir allerdings in kurzer Zeit so viele Beschwerden zu einer Mogelpackung bekommen“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, die regelmäßig Luftnummern enttarnt. Es geht um ein Produkt, das auf vielen Frühstückstischen steht: um Rama.

1. Der Luft-Trick

Hersteller Upfield füllt jetzt nur noch 400 statt bisher 500 Gramm in den Becher – bei gleichem Preis, der meist bei 2,19 Euro liegt. „Unterm Strich entspricht das einer versteckten Preiserhöhung von 25 Prozent“, sagt Valet. Zu erkennen ist das auf den ersten Blick nicht, denn die Bechergröße blieb unverändert. Damit werde mehr Inhalt vorgetäuscht als drin sei. Auf Nachfrage der Verbraucherschützer begründete Upfield das Vorgehen mit „dramatischen Kostensteigerungen in der gesamten Lieferkette, einschließlich der Rohstoffe“.

2. Der Zutaten-Trick

Allerdings ist der Preis für Rama schon vorher schrittweise angestiegen, wie die Verbraucherzentrale belegt. So hat bereits der frühere Hersteller Unilever bei den Zutaten getrickst. Valet: „Wertvolles Rapsöl wurde quasi durch kostenloses Wasser ersetzt und so die Marge erhöht.“ 2008 enthielt die klassische Rama mit 500 Gramm noch 80 Prozent Fett und kostete meist 1,09 Euro. Heute bekommt man nur noch einen 400-Gramm-Becher mit 60 Prozent Fett – für 2,19 Euro.

Durch den geringen Fettgehalt darf Rama laut Gesetz auch nicht Margarine genannt werden, sondern nur Dreiviertelmargarine oder einfach Streichfett. „Bezieht man die Teuerung bei Rama auf den tatsächlichen Fettgehalt im Produkt, sind das sogar 235 Prozent innerhalb von 14 Jahren“, sagt Valet. „Oder anders ausgedrückt: Rama ist Jahr für Jahr neun Prozent teurer geworden – 14 Mal hintereinander.“ Auch andere Streichfett-Marken von Upfield wie Sanella, Lätta und Becel sind aktuell von versteckten Preiserhöhungen betroffen. Die Teuerung beträgt laut Verbraucherzentrale je nach Marke und Füllmenge zwischen elf und 25 Prozent.

Versteckte Preiserhöhung bei Rama.
Versteckte Preiserhöhung bei Rama. © Verbraucherzentrale Hamburg

3. Der Natürlichkeits-Trick

Mit der geschrumpften Füllmenge hat der heutige Hersteller Upfield auch die Rezeptur der Rama verändert. Valet: „Das umstrittene Palmfett ist zwar weiterhin auf der Zutatenliste zu finden, es wird aber auf den Konservierungsstoff Kaliumsorbat verzichtet, was wir begrüßen.“ Trotzdem halte man die damit verbundene Werbung auf der Verpackung mit dem Slogan „100 % natürliche Zutaten“ für irreführend. Denn es seien weiterhin Mono- und Diglyceride von Speisefettsäuren – E 471 – in dem Streichfett enthalten. Deshalb könne von 100 Prozent natürlich keine Rede sein. Der Zusatzstoff wird in der Regel im Labor chemisch aus Fettsäuren und Glycerin hergestellt.

4. Der Nachhaltigkeits-Trick

Upfield gibt vor, viel Wert auf Nachhaltigkeit zu legen. So führt die Firma auf der Internetseite der Marke Rama aus: „Wir betrachten es als unsere Verpflichtung, uns für eine verantwortungsvolle Beschaffung, Nutzung der Ressourcen sowie Produktion einzusetzen.“ Aus Sicht der Verbraucherschützer nur Lippenbekenntnisse, denn durch die Füllmengenreduzierung würden jetzt deutlich mehr Becher für die gleiche Menge Rama benötigt. Valet: „1.000 Tonnen Rama müssen nun in einer halben Million mehr Plastikdosen abgefüllt werden.“ Das sei eine gigantische und sinnlose Ressourcenverschwendung.

Fazit: Die Verbraucherzentrale Hamburg verleiht Rama den Titel „Mogelpackung des Monats“. Wer im Laden ähnliche versteckte Preiserhöhungen entdeckt, kann sie per Mail melden: [email protected]