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Wir brauchen ehrliche Preise

Lebensmittel kranken am gnadenlosen Preisdruck. Weil Erzeuger immer weniger bekommen, tricksen einige. Und der Kunde wird in die Irre geführt - ein Kommentar.

Von Katrin Saft
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Der Preisdruck bei Lebensmitteln ist enorm.
Der Preisdruck bei Lebensmitteln ist enorm. © picture alliance /dpa/SZ

Im Ostseeurlaub habe ich mit einem Fischer gesprochen, der gerade frische Flunder aus seinem Kutter lud. Überleben könne er nur, weil er den Fisch im eigenen Laden und Restaurant verkaufe. So erziele er vier Euro pro Kilo. Der Großhandel würde ihm nur 20 Cent zahlen.

Das Beispiel zeigt eindrucksvoll, woran unsere Lebensmittel wirklich kranken: am gnadenlosen Preisdruck, geschürt durch den Wettbewerb der Discounter um den Einkaufskorb der Kunden. Wenn Erzeuger kein Auskommen mehr haben, müssen wir uns nicht wundern, wenn der eine oder andere mit kleinen Tricks nachhilft: Fisch mit Wasser aufspritzt und schwerer macht, den Fleischanteil in der Leberwurst reduziert oder Imitat als Käse deklariert.

Oft heißt es, dass die allermeisten Produkte ja trotzdem genießbar seien und „nur“ Kennzeichnungsmängel aufweisen. Doch Letzteres bedeutet nichts anderes, als dass der Kunde in die Irre geführt und ihm eine Qualität vorgegaukelt wird, die das Produkt nicht hat – meist bewusst. Das ist keine Lappalie. Mehr Ehrlichkeit kann es aber nur mit ehrlichen Preisen geben. Statt sofort entgegenzuhalten, dass viele Menschen nicht mehr fürs Essen zahlen können, sollte über eine sozialverträgliche Ausgestaltung diskutiert werden. Denn was ist die Alternative? Am Beispiel des Fischers, der vom Handelspreis nicht überlebt: Pangasius aus Vietnam – gezüchtet mithilfe von Antibiotika von Menschen, die noch mehr im Preis gedrückt werden als er.