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Viele Menschen ohne Krankenversicherung

In Deutschland ist die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung in den letzten Jahren signifikant gestiegen.

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Noch immer gibt es in Deutschland viele Menschen ohne Krankenversicherung.
Noch immer gibt es in Deutschland viele Menschen ohne Krankenversicherung. © pixabay.com/blickpixel

Im Jahr 2019 gab es in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 78,94 Millionen gesetzlich und privat Krankenversicherte. Dem Statistischen Bundesamt zufolge gab es aber auch 143.000 Menschen ohne Krankenversicherung. Noch 2015 hatte die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung bei 79.000 gelegen.

Geschiedene, Ausländer, Selbstständige mit wenig Geld

Die Studie „Warten, bis der Notarzt kommt“ der Hans-Böckler-Stiftung (HBS) zeigt, dass sich in der Gruppe der Menschen ohne Krankenversicherung in Deutschland hauptsächlich Geschiedene, Ausländer und Selbstständige mit kleinen Einkommen finden.

Wie die Wissenschaftler in der Studie anprangern, gefährden nicht versicherte Personen nicht nur ihre eigene Gesundheit, weil sie Arztbesuche vermeiden, sondern auch die Gesundheit Dritter. Besonders in Anbetracht der Covid-19-Pandemie und der steigenden Inzidenz ist dies kritisch.

Untersuchungen aus den USA zeigen, dass Menschen ohne Krankenversicherung stärker und häufiger unter Krankheiten leiden und im Mittel eine geringere Lebenserwartung haben. Die Gesundheitsökonomen der HBS halten ähnliche Auswirkungen auch in Deutschland für wahrscheinlich.

GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz von 2007

Die Bundesregierung hatte bereits 2007 mit dem GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz auf das größer werdende Problem reagiert. Das Gesetz sieht vor, dass alle Bürger ohne anderweitigen Anspruch auf Absicherung in die Versicherungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung einbezogen werden.

Außerdem zwingt das Gesetz auch private Krankenversicherungen, Menschen mit Wohnsitz in Deutschland, die bereits privat krankenversichert waren, den ehemaligen Tarif aber nicht mehr zahlen können, in einem günstigen Basistarif zu versichern. Eigentlich sollte es dank der allgemeinen Versicherungspflicht seit dem Jahr 2009 in Deutschland somit keine Menschen ohne Krankenversicherung mehr geben.

Florian Lanz, Sprecher des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung GKV: „Das heißt, niemand muss ohne Krankenversicherung sein. Selbst wenn jemand noch nie eine Krankenversicherung hatte, dann hat er das Recht, sich eine gesetzliche Krankenversicherung der Wahl auszusuchen und dort Mitglied zu werden und einen Versicherungsschutz zu bekommen.“

In der Praxis aber nimmt die Anzahl der Menschen ohne Krankenversicherung trotz der Gesetzesnovelle von vor über zehn Jahren weiter zu.

Forderung nach Recht auf medizinische Versorgung

In der Saarbrücker Zeitung hat die Sozialpolitikerin Sabine Zimmermann (Die Linke) die Bundesregierung deshalb kürzlich dazu aufgefordert ein „Recht auf medizinische Versorgung“ zu schaffen. Möglich wäre dies laut Zimmermann durch einen Fond, der die Behandlung von Menschen ohne Versicherungsschutz finanziert. Florian Lanz (GKV) weist diese Forderung zurück und erklärt, dass die zurückliegende Novelle gewährleistet, dass prinzipiell alle Einwohner einen Versicherungsschutz besitzen können.

Florian Lanz hierzu: „Niemand muss in Deutschland ohne Krankenversicherung sein. Selbst wenn ein Mensch seine Kassenbeiträge aus persönlichen Gründen nicht begleichen kann, verliert diese Person trotzdem nicht die Mitgliedschaft in der Krankenversicherung. Der Versicherungsschutz bleibt erhalten.“

Hilfe erhalten Betroffene derzeit unter anderem von Organisationen wie Malteser und Ärzte der Welt e. V., die in größeren Städten dank ehrenamtlichen Fachpersonals und Spenden eine allgemeinmedizinische Versorgung anbieten können.