Merken

Impfstrategie der EU belastet Unternehmen

Durch Missmanagement kommt es dazu, dass sich die Krise verlängert und die Gesellschaft und die Unternehmen länger im Lockdown sind als unbedingt nötig.

 0 Min.
Teilen
Folgen
© Bildquelle: pixabay.de © Tumisu CCO Public Domain

Das Krisenmanagement der EU während der Corona-Krise lässt zu wünschen übrig. Das betrifft die Beschaffung der Impfstoffe ebenso, wie die Impfstrategie selbst. Außerdem steigt die Gefahr von Mutationen. Unternehmen müssen sich auf diese Situation einstellen und beispielsweise ihre Kundenkommunikation entsprechend anpassen.

EU-Missmanagement bei der Impfstoffbestellung könnte die Krise weiter verlängern

Die Strategien der EU-Kommission während der Corona-Pandemie sind wenig überzeugend. Das zeigt sich beispielsweise an der Planung der Impfstoffbeschaffung. Anstatt gleich eine ausreichend große Bestellung beim US-Konzern Moderna aufzugeben, einigte man sich in einem ersten Liefervertrag auf gerade einmal 80 Millionen Impfdosen. Die Folge: Die Menge an Moderna-Impfstoff reichte nicht aus und es musste erst ein zweiter Liefervertrag geschlossen werden, was unnötigen zeitlichen Mehraufwand bedeutete. Kommissionschefin von der Leyen räumte zudem das Versäumnis ein, dass die Zulassungsverfahren in der EU hätten beschleunigt werden können.

Des Weiteren zeigen sich große Probleme bei der Impfstrategie der EU. Es soll eigentlich ein Stufenplan verfolgt werden, bei dem zunächst die Hochrisikogruppen und danach alle anderen Menschen geimpft werden. Diese Strategie geht aktuell nicht auf. Viele Berechtigte nehmen ihre Impftermine noch nicht einmal wahr und es liegen in der gesamten EU Millionen von Impfdosen ungenutzt herum. Statt nach besten Kräften alle durchzuimpfen, bleiben die aktuellen Pläne bestehen, auch wenn sie nicht funktional sind. Hierdurch verlängert sich die Zeit, bis die avisierte Herdenimmunität erreicht und die Pandemie besiegt sein wird, erheblich.

Unternehmen müssen sich auf längeren Krisenmodus einstellen

Das Missmanagement der EU hat massive Auswirkungen auf die Unternehmen. Diese müssen sich deutlich länger im Krisenmodus befinden und einen Lockdown aushalten, als dies mit einer gezielten und effektiven Impfstrategie nötig gewesen wäre. Viele Betriebe können nach wie vor nicht öffnen und sehen sich daher mit existenzbedrohenden finanziellen Engpässen konfrontiert. Die Menschen können nicht in die Geschäfte gehen oder Restaurants besuchen, da die wenigsten von ihnen bereits geimpft sind.

Hinzu kommt, dass noch immer nicht klar feststeht, ob geimpfte Menschen andere Personen anstecken können. Das ist jedoch wichtig, um einschätzen zu können, ob für Geimpfte Sonderregelungen gelten könnten. In einem solchen Fall wäre es für die Unternehmen möglich, ihre Geschäfte zu öffnen und Publikumsverkehr zuzulassen. Da es diesbezüglich jedoch noch keine verlässlichen Informationen gibt, müssen alle Beteiligten weiter ausharren und die Lockdowns verlängern sich wieder und wieder.

Digitale Kommunikationskanäle haben sich durchgesetzt

Kundenkommunikation kann während der Krise fast ausschließlich digital erfolgen.
Kundenkommunikation kann während der Krise fast ausschließlich digital erfolgen. © pixabay.de © Tumisu CCO Public Domain

Gerade im Bereich der Kundenkommunikation mussten Unternehmen in den letzten Monaten kreativ werden. Aufgrund des Lockdowns war es nicht erlaubt, Kunden in die Läden zu lassen um sie direkt zu beraten. Stattdessen nutzen viele Betriebe digitale Kommunikationskanäle und spezielle Webinar-Software, um überhaupt eine Art von Kundenkontakt herstellen zu können.

Verschiedene Unternehmen setzen hierbei unterschiedliche Schwerpunkte. Während einige Kontaktmöglichkeiten „on demand“ anbieten, stellen andere Live-Kommunikation zur Verfügung. Die Webinar-Software bietet hierbei den Vorteil, dass unbegrenzt viele Webinare genutzt und bist du 1000 Teilnehmer zugeschaltet werden können. Zudem ist es möglich, die Webinare mit Moderatoren gemeinsam zu führen und die Daten für mehrere Stunden aufzunehmen und langfristig zu speichern.

Unterschiedliche Branchen leiden verschieden stark

Verschiedene Branchen sind vom Lockdown unterschiedlich stark betroffen. Beratungsunternehmen genießen den Vorteil, dass sie ihre Dienstleistungen aus der Ferne anbieten können. Durch den Einsatz von Webinar-Software ist es möglich, mit den Kunden in Kontakt zu treten und ihn trotz Lockdown zu beraten. Zudem können solche Kommunikationskanäle durch Chats und andere digitale Lösungen ergänzt werden. Hierdurch besteht zumindest auf bestimmten Kanälen die Möglichkeit, effizient weiterzuarbeiten.

Andere Branchen können solche digitalen Kanäle nicht oder nur stark eingeschränkt nutzen. So ist es für die Gastronomie beispielsweise nicht zielführend, mit seinen Kunden über eine Webinar-Software in Kontakt zu bleiben. Seine Gerichte kann er auf diesem Wege nicht zu ihnen bringen. Für solche Unternehmen sind andere Lösungen wie ein Lieferservice besser geeignet. In jedem Fall wäre eine Verkürzung des Lockdowns durch ein effizientes Corona-Management die beste Lösung für alle.

Gefahr durch Viren-Mutationen nimmt zu

Das Missmanagement bei der Impfstrategie bringt nicht nur akute Probleme mit sich, sondern kann auch langfristig gefährlich werden. Bereits jetzt gibt es verschiedene Corona-Mutationen, die sich teilweise stark vom ursprünglichen Erreger unterscheiden. Es muss noch endgültig geklärt werden, inwiefern die aktuellen Impfstoffe auch gegen solche Mutationen helfen. Mit jedem Tag der vergeht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass neue Mutationen auftreten und das eventuell eine der Mutationen gegen die Impfstoffe immun ist.

Im schlimmsten Fall führt das Missmanagement der EU bei der Impfstrategie dazu, dass die Welt von einer Pandemie direkt in die nächste gelangt. Wenn nicht schnellstmöglich Herdenimmunität erreicht und die Corona-Krise in den Griff bekommen wird, werden demnächst weitere Mutationen auftauchen. Das würde für die Wirtschaft extrem tiefe Einschnitte bedeuten und eine Vielzahl von Insolvenzen mit sich bringen.

Individuelle Bestellungen wären ebenfalls riskant gewesen

Bei aller berechtigten Kritik an der EU ist es fraglich, ob es besser gewesen wäre, wenn alle Mitgliedsstaaten ihre Impfstoffe einzeln bestellt hätten. Dies hätte zu einem massiven Wettbewerb am Markt und zu einer steigenden Nachfrage geführt. Dies wiederum hätte die Preise für Impfstoffe beeinflusst und vermutlich in die Höhe schießen lassen. Die EU hat grundsätzlich eine Marktmacht, um günstige Preise durchzusetzen. Dass sie diese nicht oder nur mangelhaft nutzt, ist allerdings ein massives Versäumnis. Und dass das Debakel dazu führt, dass einige Mitgliedsstaaten russischen Impfstoff kaufen, tut dem Image und dem Zusammenhalt innerhalb der EU nicht gut.

Die mangelhafte Impfstrategie der EU-Kommission ist in vielerlei Hinsicht extrem gefährlich. Auf der einen Seite sorgt sie dafür, dass der Lockdown länger anhält als nötig und das Unternehmen nicht so wirtschaften können, wie dies unter normalen Bedingungen der Fall wäre. Hierdurch sehen sich viele in ihrer Existenz bedroht und es besteht ein dringender Handlungsbedarf. Sie müssen Strategien entwickeln, um eine Kundenkommunikation unter den aktuellen Bedingungen aufrechterhalten zu können.

Auf der anderen Seite gefährdet die mangelhafte Impfstrategie der EU den Erfolg der Anti-Corona-Maßnahmen. Wenn durch eine Verzögerung beim Impfen und ein verspätetes Erreichen der Herdenimmunität genügend Zeit bleibt, werden neue Corona-Mutationen entstehen, die für die Menschheit ebenfalls extrem gefährlich sind. Deswegen ist sowohl aus ökonomischer als auch aus ethischer Sicht dringend angeraten, die eigene Impfstrategie zu überdenken und endlich mehr auf Geschwindigkeit beim Impfen zu setzen.

Dieser Text entstand in Zusammenarbeit mit dem externen Redakteur Oliver Narvik