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Jede fünfte Krankenhaus-OP in Sachsen könnte auch ambulant erfolgen

Eine Kassen-Analyse zeigt, dass viele Behandlungen gar keinen stationären Aufenthalt erfordern. Doch es gibt regionale Unterschiede im Freistaat.

Von Kornelia Noack
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Eine OP am Knie muss nicht zwingend im Krankenhaus erfolgen.
Eine OP am Knie muss nicht zwingend im Krankenhaus erfolgen. © Sven Hoppe/dpa

Ob die Behandlung des Grauen Stars, eine Leistenbruch-OP oder die Entfernung der Rachenmandeln - viele medizinische Eingriffe können inzwischen ambulant durchgeführt werden. Eine Einweisung des Patienten in ein Krankenhaus ist oftmals gar nicht mehr nötig. Dennoch werden in Sachsen noch zu viele Operationen und Behand­lungen stationär vorgenommen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse im Versorgungskompass des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg).

Demnach hätte im Freistaat mindestens jede fünfte Krankenhausbehandlun­g (21,8 Prozent) im vierten Quartal 2022 ambulant in einer Klinik oder in einer Arztpra­xis erfolgen können. Bei Männern im Alter von 40 bis 49 Jahren wäre es sogar jede vierte gewesen (27 Prozent). Im gesamten vergangenen Jahr sind in Sachsen 741.000 Krankenhauseingriffe durchgeführt worden. Laut Barmer-Analyse hätten davon mindestens 149.000 Behand­lun­gen auch ambulant erfolgen können.

Gute Gründe für ambulante OPs

„Krankenhausaufenthalte sind für manche Patienten mit großen Belastungen verbunden. Studien belegen außerdem, dass die Gene­sung im eigenen Zuhause oftmals schneller und komplikationsloser verläuft" sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Das seien gute Gründe dafür, mehr ambulant zu operieren.

Zudem bänden stationäre Aufenthalte viel Personal. „Vor dem Hinter­grund der demografischen Entwicklung sollten die knappen Ressour­cen im Krankenhaus möglichst effektiv eingesetzt werden“, sagt Welfens. Insgesamt käme es durch mehr ambulante Operationen zu einer Win-Win-Situation mit weniger Belas­tungen für Patienten, mehr Ressourcen für die Leistungserbringer und redu­zierten Kosten in der GKV.

Katalog für ambulante Eingriffe

Die Analyse der Barmer deckt zudem in Sachsen große regionale Unterschiede auf. So sei im vierten Quartal 2022 das Ambulantisierungspotenzial - also die Möglichkeit, Eingriffe auch ambulant durchzuführen - mit 18,1 Prozent im Landkreis Meißen am geringsten ausgefallen. Am höchsten war das Ambulantisierungspotenzial mit 24,7 Prozent im Vogtlandkreis. Dies sei jedoch lediglich eine Momentaufnahme, so Welfens, da die Reihenfolge im Zeitverlauf von 2019 bis 2022 variiere.

Welche Operationen ambulant oder stationär durchführbar sind, ist im sogenannten AOP-Katalog (AOP bedeutet Ambulantes Operieren) aufgelistet. Es sind ungefähr 2.900. Für die Analyse im Barmer-Ver­sorgungskompass wurden zudem weitere potenziell ambulantisierbare Operatio­nen aus einem Gutachten des Forschungs- und Beratungsinstitut für Infrastruktur- und Gesundheitsfragen (IGES) herangezogen.

„Fakt bleibt, dass es in Sachsen durchaus Möglichkeiten für mehr ambulante Behandlungen gibt“, sagt die Barmer-Landeschefin. Für sie biete in diesem Kontext vor allem die anste­hende Krankenhausreform eine Chance. „Dabei muss genau in den Blick genommen werden, welche Standorte unverzichtbar sind und welche wichtige Funktionen als regio­nale Versorgungszentren mit einem Schwerpunkt für ambulante Operationen übernehmen könnten.“