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Stiko empfiehlt Affenpocken-Impfung für Risikogruppen

Im Mai sind erste Affenpocken-Infektionen in Deutschland aufgetreten. Nachdem bereits die Sächsische Impfkommission eine eine Impfung für Risikogruppen empfohlen hatte, zieht nun die Stiko nach.

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Erwachsene, die engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten hatten oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollen nach dem Willen der Ständigen Impfkommission (Stiko) künftig eine Impfung gegen Affenpocken erhalten.
Erwachsene, die engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten hatten oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollen nach dem Willen der Ständigen Impfkommission (Stiko) künftig eine Impfung gegen Affenpocken erhalten. © dpa

Berlin. Erwachsene, die engeren Kontakt mit einem Affenpocken-Infizierten hatten oder ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, sollen nach dem Willen der Ständigen Impfkommission (Stiko) künftig eine Impfung gegen Affenpocken erhalten. Die Empfehlung veröffentlichte die Stiko am Donnerstag. Der Beschlussentwurf der Empfehlung muss nun noch in ein sogenanntes Stellungnahmeverfahren mit den Bundesländern und beteiligten Fachkreisen, ist also noch keine endgültige Empfehlung.

Hintergrund der Empfehlung ist die seit einigen Wochen ungewöhnliche Häufung von Affenpocken-Infektionen in zahlreichen Ländern Europas. In Deutschland sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts mit Stand Donnerstag 131 Infektionen registriert worden, bisher ausschließlich bei Männern. Am Vortag waren es 113. In der EU sei der Pockenimpfstoff Imvanex zugelassen, der auch zum Schutz vor Affenpocken eingesetzt werden könne, schreibt die Stiko in ihrer Mitteilung.

Nach dem Willen des Gremiums sollen die Impfung nun zum einen Erwachsene erhalten, die "engen körperlichen Kontakt über nicht-intakte Haut oder über Schleimhäute" mit einer erkrankten Person oder längeren "ungeschützten face-to-face-Kontakt" hatten. Letztere sind Menschen, die sich längere Zeit ungeschützt in der Nähe eines Infizierten aufgehalten hatten, mit einem Abstand von weniger als einem Meter. Auch Menschen, die in der medizinischen Versorgung ohne Schutzausrüstung in Kontakt mit einem Erkrankten oder dem Virus gekommen sind sowie Labormitarbeiter, die versehentlich mit Affenpockenmaterial Kontakt hatten, sollen geimpft werden. Die Impfung soll schnellstmöglich innerhalb von 14 Tagen verabreicht werden.

Die zweite Gruppe, für die eine Impfung empfohlen werden soll, sind Personen mit einem erhöhten Expositionsrisiko. Die Stiko nennt Männer, die gleichgeschlechtliche sexuelle Kontakte mit wechselnden Partnern haben. Grund für diese Empfehlung sei, dass die Fälle in Deutschland bisher ausschließlich unter homosexuellen Männern aufgetreten seien. Zudem komme Personal von Speziallaboratorien unter Umständen für eine vorsorgliche Impfung infrage.

Da der Impfstoff zunächst nur eingeschränkt verfügbar sein werde, sollen laut Stiko bevorzugt Personen aus der ersten Gruppe geimpft werden. Für die Grundimmunisierung seien zwei Impfstoffdosen im Abstand von etwa einem Monat nötig. Menschen, die bereits gegen Pocken geimpft wurden, benötigten nur eine Dosis. Für die Bekämpfung des Ausbruchs sei neben der Impfung unter anderem wichtig, Fälle und Kontaktpersonen früh zu identifizieren, Isolation und Quarantäne rasch einzuleiten und Risikogruppen aufzuklären.

Sächsische Impfkommission gab Empfehlung vorab

Am Mittwoch hatte bereits die Sächsische Impfkommission (Siko) eine mögliche Impfung gegen Affenpocken nur für spezielle Risikogruppen empfohlen. Wie die sächsische Landesärztekammer mitteilte, werde eine Impfung nur bei unzureichendem Pockenschutz und für Menschen mit Immunerkrankungen empfohlen. Sinnvoll sei eine Impfung noch bis zu fünf Tage nach einem Risiko-Kontakt.

Die Siko geht davon aus, dass bei mindestens zwei dokumentierten Impfungen gegen Pocken ein ausreichender Schutz besteht. Auch wenn es noch keine sicheren Aussagen zur Verfügbarkeit eines Impfstoffes in Deutschland gebe, habe sich die Siko entschlossen, schon frühzeitig eine Empfehlung abzugeben, hieß es.

Affenpocken gelten verglichen mit den seit 1980 ausgerotteten Pocken als weniger schwere Erkrankung. Der Erreger wird laut RKI meist durch engen Körperkontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Am Mittwochmorgen waren dem Robert Koch-Institut (RKI) deutschlandweit noch 113 Fälle bekannt gewesen. (dpa)