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Mitten im Sommer: Hunderte Grippe-Fälle in Dresden

Dresden befindet sich mitten in einer Corona-Sommerwelle. Zusätzlich gibt es allerdings auch Influenza-Infektionen. Wie steht es um deren Ausbreitung?

Von Julia Vollmer
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Ein kleiner Junge hält sich ein Taschentuch an die Nase. Die Sommer-Grippewelle rollt.
Ein kleiner Junge hält sich ein Taschentuch an die Nase. Die Sommer-Grippewelle rollt. © dpa/Nicolas Armer

Dresden. Hunderte Corona-Neuinfektionen meldet das Dresdner Gesundheitsamt derzeit täglich. Sars-Cov-2 ist allerdings nicht das einzige Virus, das sich mitten im Sommer ungeahnt stark ausbreitet. Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (Linke) warnt angesichts von Neuinfektionen: „Man darf auch die Influenza nicht unterschätzen.“ Also die für gewöhnlich saisonale, „echte“ Grippe. Wie kommt es zu der Ausbreitung und wie kann man sich schützen? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie viele Fälle gibt es in Dresden?

319 Fälle gibt es bisher in dieser Saison. In den letzten acht Wochen haben sich laut Gesundheitsamt mehr als 60 Dresdnerinnen und Dresdner nachweislich neu infiziert. Das sei aber immer noch ein sehr niedriges Aufkommen“, schätzt Frank Bauer, Leiter des Dresdner Gesundheitsamtes, die Situation ein. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2020 gab es 2.470 nachgewiesene Influenza-Infektionen.

2021 fiel die Grippewelle aufgrund von Corona, der Abstandsregeln, der Maskenpflicht und des Lockdowns dagegen aus. In der Saison 2020/2021 wurden dem Gesundheitsamt lediglich neun Fälle gemeldet.

Nun also stecken sich wieder mehr Menschen an. „Das Immunsystem vieler Bürger ist jetzt wieder empfänglich für diese und weitere Erkältungskrankheiten, ermöglicht durch die normalen ungeschützten Kontakte“, so Bauer.

Es seien in diesem Jahr alle Altersgruppen gleichmäßig betroffen, von 0 bis 95 Jahre. Ausbrüche in Einrichtungen seien aber nicht bekannt. Symptome einer Influenza-Erkrankung sind unter anderem schnell einsetzende und starke Hals- und Gliederschmerzen, Fieber, Schwäche und/oder Durchfall.

Wie viele Dresdner mussten wegen Influenza in die Klinik?

Von den 254 bis Mitte Mai gemeldeten Infizierten dieser Grippesaison mussten 22 in ein Krankenhaus eingewiesen und dort versorgt werden, so das Gesundheitsamt. Mindestens eine Person starb im Zusammenhang mit einer Grippe-Erkrankung.

Die zurückkehrenden Grippeviren machen sich in den Krankenhäusern der Stadt bemerkbar: "In diesem Jahr haben wir bisher neun Patienten mit Influenza behandelt", sagt Victor Franke, Sprecher des Diakonissenkrankenhauses. Im Jahr 2021 waren es lediglich drei Patienten, im Jahr 2020 elf. Der Altersdurchschnitt lag bei 60 Jahren.

Im Uniklinikum muss momentan zwar niemanden mit Influenza stationär behandelt werden. Das sah im Frühling aber anders aus. "Im März wurden erstmals zwei positive Influenza-Patienten im Uniklinikum versorgt werden, im April 13 und im Mai neun", so die Pressestelle auf Anfrage.

Wie ansteckend ist Influenza?

Influenza ist sehr ansteckend, betont das Gesundheitsamt. Beim Niesen, Husten oder Sprechen kommen Tröpfchen des Nasen-Rachen-Sekrets von Erkrankten in die Luft und können von anderen Menschen in der Nähe eingeatmet werden. Auch über die Hände werden die Viren verbreitet.

Die Erreger können außerdem an Türklinken oder Treppengeländern haften und von dort über die Hände weitergereicht werden. Das Risiko, sich anzustecken ist wie bei allen Krankheiten dort erhöht, wo viele Menschen zusammen kommen, so das Gesundheitsamt weiter. In Bussen und Bahnen, Schulen oder Supermärkten zum Beispiel.

Wer sollte sich impfen lassen?

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren, chronisch Kranken sowie Personal und Bewohnern von Senioren- oder Pflegeheimen. Die Sächsische Impfkommission (Siko) empfiehlt eine Impfung zum Schutz vor Influenza generell allen Altersgruppen, ganz gleich, ob Vorerkrankungen bestehen oder nicht.

Für ältere Menschen wurden, so das Gesundheitsamt, sogenannte Hochdosis-Impfstoffe entwickelt. Bei diesen können vor allem lokale Nebenwirkungen wie Schmerzen oder eine Rötung am Arm auftreten.

Es ist auch möglich, je nach Absprache mit dem Hausarzt, gleichzeitig gegen Influenza und Corona zu impfen. Gerade in der Corona-Pandemie sei eine hohe Grippe-Impfquote wichtig, um in der Grippewelle schwere Verläufe zu minimieren und eine Überlastung in den Kliniken zu verhindern, heißt es aus dem Gesundheitsamt.

Von Saison zu Saison sei die Wirksamkeit des Impfstoffs verschieden, er biete trotzdem einen wichtigen Schutz gegen diese Erkrankung. Die beste Zeit für eine Impfung sind die Monate Oktober und November. Aber auch später im Jahr kann die Impfung noch sinnvoll sein. Um sich nicht anzustecken, sei es auch wichtig, Abstand zu Personen mit Symptomen wie Husten und Schnupfen zu halten und sich regelmäßig die Hände zu waschen.