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Fiebersäfte und Kinder-Antibiotika knapp – was tun?

Apotheken haben einige Mittel schon selbst hergestellt. Nun reagiert die erste Krankenkasse und nimmt Eltern Mehrkosten ab.

Von Stephanie Wesely
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Viele Kinder leiden derzeit unter Erkältung und Fieber. Doch wichtige Medikamente sind knapp.
Viele Kinder leiden derzeit unter Erkältung und Fieber. Doch wichtige Medikamente sind knapp. © dpa

Die Arztpraxen in Sachsen sind voll von hochfiebernden Kindern. „Wir haben eine wahnsinnig hohe Infektwelle“, sagt Stefan Mertens, Vorsitzender des Berufsverbandes der Kinderärzte in Sachsen. Viele Kinder brauchen deshalb Medikamente gegen Schmerzen und Fieber, manche aber auch Antibiotika. Doch die Schmerz- und Fiebersäfte mit den Wirkstoffen Paracetamol und Ibuprofen sind zu Raritäten in den Apotheken geworden.

„Wir bestellen sie immer wieder, doch nur selten sind einmal ein paar Flaschen dabei“, sagt Göran Donner, Vizepräsident der Landesapothekerkammer Sachsen. Das sei nur ein winziger Teil, der tatsächlich benötigten Menge – pro Jahr werden in Deutschland rund eine Million Flaschen Paracetamol-Saft verordnet.

Beim letzten großen Engpass im Frühsommer hätten Apotheker in Sachsen das Medikament auch selbst hergestellt. „Doch das ist nicht effektiv, weil wir gar nicht die benötigten Mengen schaffen, andererseits ist es teurer", so Donner.

Mehrkosten für Eltern abgefedert

Nun sind auch noch einige Kinder-Antibiotika knapp, wie die Deutsche Apothekerzeitung informiert. Es fehle an Amoxicillin- und an Cotrimoxazol-Saft. Bis Ende März 2023 soll der Engpass dauern, wie es dort heißt.

Die Ursachen dafür sind immer wieder die gleichen, wie Göran Donner erklärt. Es würden immer weniger Hersteller, die sich meist in China oder Indien befinden. Hinzu kämen Lieferprobleme aufgrund der Coronabeschränkungen in China.

Für die Eltern ist das oft mit Mehrkosten verbunden, denn die Krankenkassen übernehmen nur die Kosten für Arzneimittel, die bestimmte Preisgrenzen, den sogenannten Festpreis, nicht überschreiten. Das Gesetz ist aber geändert worden, sodass bei nachweisbaren Lieferengpässen die Krankenkassen die Mehrkosten tragen müssen. Doch vielfach würde das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) keinen solchen Engpass attestieren, sodass Eltern von der Gesetzesnovelle nicht profitieren können.

Mehr Versorgungssicherheit gefordert

Das sei auch gegenwärtig bei den Fiebersäften der Fall, sagt die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Deshalb haben die elf AOKs auch aktuell beschlossen, bei Ibuprofen- und Paracetamol-haltigen Fiebersäften für Kinder ab sofort anfallende Mehrkosten zu übernehmen. Die Ausnahmeregelung soll zunächst für die laufende Erkältungssaison bis Ende März 2023 gelten. „Wir wollen in der angespannten Situation für etwas Entlastung sorgen“, so Carola Reimann.

Angesichts der zunehmenden Lieferengpässe mahnt die Verbandschefin effektive Maßnahmen für mehr Versorgungssicherheit im Arzneimittelbereich an. Hierzu hatte die AOK-Gemeinschaft bereits vor zwei Jahren Vorschläge gemacht: „Auch in Deutschland muss es endlich ein Frühwarnsystem mit verpflichtenden Meldungen der Hersteller zu Lieferschwierigkeiten geben, wie es bereits in anderen Ländern umgesetzt wird. Außerdem sollten Bevorratung und Lagerhaltung bei Großhandel sowie pharmazeutischen Unternehmen ausgebaut werden. Bevor reflexartig an der Preisschraube zulasten der Beitragszahlenden gedreht wird, müssen diese Maßnahmen in der angekündigten Gesetzgebung erst einmal umgesetzt werden“, fordert Reimann.