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Zeckenbiss: Was muss ich tun?

Die Zeckensaison ist in vollem Gang. Wie Sie nach einem Zeckenbiss richtig reagieren und wann ein Arztbesuch erforderlich ist.

Von Angelina Sortino
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Zecken sollten so schnell wie möglich aus der Haut entfernt werden. Sonst steigt die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden.
Zecken sollten so schnell wie möglich aus der Haut entfernt werden. Sonst steigt die Gefahr, dass Krankheitserreger übertragen werden. © Marijan Murat/dpa/dpa

Wenn Sie einen Zeckenbiss entdecken, ist rasches Handeln erforderlich. Denn je schneller die Zecke entfernt wird, desto weniger Krankheitserreger kann sie übertragen.

Doch wie wird man die Zecke am sichersten wieder los, und wann sollte ein Arzt aufgesucht werden? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Warum können Zeckenbisse krank machen?

Zecken sind gefährlich für Menschen, weil sie Erreger von Infektionskrankheiten übertragen können.

Am häufigsten sind die durch Zecken übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) – eine Viruserkrankung – und die Borreliose, die durch Bakterien ausgelöst wird.

Bei einer FSME-Infektion zeigen sich laut dem Robert-Koch-Institut zunächst grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl. Für die meisten Betroffenen ist die Erkrankung danach überstanden.

Doch bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Eine Rückenmarksentzündung kann ebenfalls auftreten.

Eine Borreliose-Infektion kann zu Gelenk- und Hirnhautentzündungen oder Herzproblemen führen. Gegen FSME gibt es eine Schutzimpfung. Bei Borreliose ist das nicht der Fall.

Wie häufig sind FSME und Borreliose in Sachsen?

In Sachsen gab es im vergangenen Jahr 41 FSME-Erkrankungen. Das sind 30 Prozent mehr als 2021. Der Trend gilt laut RKI auch für ganz Deutschland. Während 2022 insgesamt 546 Personen an FSME erkrankten, gab es 2021 nur 421 Fälle.

In zehn von dreizehn Städten und Landkreisen in Sachsen ist laut RKI das Risiko, nach einem Zeckenstich an FSME zu erkranken, besonders hoch. Sachsen gilt damit bis auf die Leipziger Region komplett als Risikogebiet.

In Sachsen haben sich in diesem Jahr bislang etwa 230 Menschen nach Zeckenstichen mit Borreliose infiziert. Das sind deutlich weniger als im gleichen Zeitraum der vergangenen Jahre.

So wurden dem Robert Koch-Institut (RKI) im vergangenen Jahr für Januar bis Mai 273 Fälle gemeldet, im Jahr zuvor 299, und 2020 waren es im gleichen Zeitraum 339 Borreliose-Fälle.

Wie kann ich mich vor Zeckenbissen schützen?

Mücken- oder Zeckensprays seien nur bedingt nützlich, sagt die Tropenmedizinerin Kristina Huber vom LMU Klinikum München. "Sie helfen gut gegen Mücken - dass sie aber genauso gut gegen Zecken helfen, ist nicht nachgewiesen."

Für den bestmöglichen Schutz sorgt eine Kombination verschiedener Maßnahmen: eine Impfung gegen FSME, lange Kleidung, ein Zeckenspray mit dem Wirkstoff Permethrin - gesprüht auf Haut und Stoff.

Ebenso wichtig wie die Vorbereitung ist die Nachbereitung - also das gründliche Absuchen des Körpers. Wichtig: "Da man Rücken und Kniekehlen nicht so gut einsehen kann, hilft es, sich beim Absuchen gegenseitig zu unterstützen", sagt die Notfallmedizinerin Michaela Geiger.

Auch die Körperfalten im Intimbereich sowie die Bereiche hinter den Ohren und unter den Achseln sollte man dabei nicht vergessen.

"Auf heller Kleidung lässt sich eine Zecke, die ja in der Regel dunkel ist, eher entdecken", sagt Geiger.

Wer sich in der Natur in hellen Farben kleidet, kann sich übrigens auch tagaktive Mücken vom Leib halten. Laut Tropenmedizinerin Huber sprechen die nämlich eher auf dunkle Farben an.

Zecke richtig entfernen - so geht's

Je länger eine Zecke Blut saugt, desto größer ist die Gefahr einer Übertragung von Krankheiten. Wird eine Zecke entdeckt, dann sollte sie deshalb so schnell wie möglich entfernt werden.

Laut Notfallmedizinerin Michaela Geiger gilt aber dennoch: Ruhe bewahren! "In der Regel hat man ausreichend Zeit, die Zecke zu entfernen." Denn bei Borreliose muss die Zecke eine gewisse Zeit an der Haut saugen, ehe sie Borrelien an den menschlichen Organismus abgibt. "Wenn man die Zecke in weniger als zwölf Stunden entfernt, hat man in der Regel nichts zu befürchten", sagt Geiger.

Etwas anders sieht es bei FSME aus. Die Erkrankung wird bei einem Zeckenbiss deutlich schneller übertragen.

Am einfachsten werden Sie eine Zecke in der Haut mithilfe einer Zeckenkarte oder -zange wieder los. Sie können aber auch eine Pinzette verwenden.

Bei ihr kommt es laut der Stiftung Gesundheitswissen aber auf die Form an. Am besten lässt sich eine Zecke mit einer Pinzette greifen, deren Spitzen nach innen gewinkelt sind.

Denn: Hat die Pinzette flache Spitzen, die parallel verlaufen, kann es passieren, dass man die Zecke beim Entfernen zusammendrückt. Mit der Folge, dass dadurch möglicherweise mehr Krankheitserreger aus der Zecke heraus ins Blut gepresst werden.

Um die Zecke zu entfernen, sollte man die Pinzette so nah wie möglich an der Hautoberfläche ansetzen. Dabei greift man am besten das Mundstück der Zecke, nicht den vollgesogenen Körper. Hat man den Blutsauger erwischt, sollte man ihn langsam und gerade herausziehen.

Drehen sollte man besser lassen, rät die Stiftung Gesundheitswissen. Denn dann besteht das Risiko, dass das Mundwerkzeug der Zecke abbricht und in der Haut stecken bleibt.

Sollten Sie gerade keine Werkzeuge zur Hand haben, kann die Zecke notfalls mit den Fingernägeln entfernt werden. Nachdem die Zecke entfernt wurde, sollte die Stelle, an der sie sich befunden hat, gründlich desinfiziert werden.

Sie sollten außerdem sicher gehen, dass Sie wirklich die komplette Zecke entfernt haben. Denn manchmal reißt der Kopf der Zecke beim Entfernen ab. Wenn er in der Haut stecken bleibt, kann sich eine Entzündung entwickeln.

Zeckenbiss: In welchen Fällen sollten Sie zum Arzt?

Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt, einen Arzt aufzusuchen, "sollte man in den 7 bis 14 Tagen nach einem Zeckenstich und einem Aufenthalt in einem FSME-Risikogebiet grippeähnliche Symptome wie Fieber, Abgeschlagenheit, Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Gliederschmerzen entwickeln."

Zum Arzt sollte man auch gehen, wenn einige Tage nach einem Zeckenstich eine sogenannte Wanderröte auftritt. Dieser kreisförmige und rote Ausschlag dehnt sich immer weiter aus und kann auf eine Borreliose hindeuten.

Zeckenbiss beim Haustier: Was hier zu tun ist?

Hat sich bei einem Freilauf oder der Gassirunde eine Zecke in arglose Katzen und Hunde gebohrt, sollten Tierhalter nicht warten, bis sie vollgesogen von allein abfällt, rät Sarah Ross von der Tierschutzorganisation Vier Pfoten.

Bei der Entfernung mit einer Zeckenzange sollte man möglichst nah an die Haut von Hund oder Katze herangehen.
Bei der Entfernung mit einer Zeckenzange sollte man möglichst nah an die Haut von Hund oder Katze herangehen. © Robert Günther/dpa-tmn

Das Vorgehen ist hierbei gleich wie beim Menschen:

  • Zeckenzange zum Entfernen verwenden
  • Zecke nicht Quetschen
  • Sicher stellen, dass die gesamte Zecke entfernt wurde
  • Einstichstelle desinfizieren

Bleibt die Haut nach dem Stich gerötet oder entwickelt sich eine Entzündung an der Stelle, sollte man laut Sarah Ross mit dem Tier in einer Tierarztpraxis vorstellig werden. Insbesondere, wenn es Fieber, Mattigkeit oder geschwollene Lymphknoten zeigt.

Zeckenbiss oder Zeckenstich?

In Deutschland ist die Bezeichnung Zeckenbiss deutlich gebräuchlicher als das Wort Zeckenstich. Laut dem RKI kommt der biologische Mechanismus mit dem die Zecke bei Tieren und Menschen Blut entnimmt aber eher einem "Stechen" als einem "Beißen" nahe. In der Wissenschaft spricht man deshalb in der Regel von einem Zeckenstich. (mit dpa)