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Mehr als 1.800 neue RS-Virusinfektionen in Sachsen

Das Robert Koch-Institut hat die Grippewelle für beendet erklärt. Für Infektionen mit dem RS-Virus gilt das aber nicht. Die Zahlen in Sachsen steigen weiter.

Von Stephanie Wesely
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In der Kinderklinik Dresden müssen immer noch viele Kinder mit RS-Virusinfektionen behandelt werden.
In der Kinderklinik Dresden müssen immer noch viele Kinder mit RS-Virusinfektionen behandelt werden. © dpa

Ungewöhnlich viele Kinder im Freistaat leiden an Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (kurz RSV). Seit November bringt der Erreger Kinderärzte und Kinderkliniken an ihre Grenzen. Für die dritte Januarwoche meldet das Sozialministerium Sachsen 393 Neuerkrankungen, eine Woche zuvor waren es knapp 600, zu Jahresbeginn sogar mehr als 800. Im vergangenen Jahr waren um diese Zeit gerade einmal 53 Kinder an RSV erkrankt.

Viele Erkrankungen verlaufen auch unerwartet schwer und müssten stationär behandelt werden, erklärte Professor Reinhard Berner, Direktor der Kinderklinik am Uniklinikum Dresden. So seien es Lungenentzündungen oder andere Komplikationen, die oft sogar eine Beatmung erforderlich machten. Das RS-Virus ist aber nicht grundsätzlich gefährlich. In den meisten Fällen führe es nur zu Schnupfen oder leichteren Erkältungssymptomen. Gefährdet für schwerere Verläufe sind vor allem kleine Kinder bis zu einem halben Jahr. "Aber auch Zwei- bis Dreijährige, die aufgrund der Kontaktbeschränkungen in der Coronazeit noch nicht mit dem Virus in Kontakt gekommen sind, liegen bei uns in der Klinik", so Professor Berner. Er rechnet damit, dass die RSV-Welle noch mindestens bis März anhält.

Diese Alarmzeichen sollten Eltern kennen

Ernst nehmen sollte man alle Anzeichen beim fiebernden Kind, die auf Atemnot hindeuten. Etwa wenn das Kind kurzatmig ist oder besonders schnell atmet, sagt Sven Armbrust, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums in Neubrandenburg. Manchmal bewegten sich die Nasenflügel des Kindes beim Atmen besonders deutlich. Oder an den Rippen beziehungsweise am Hals zieht sich mit jedem Atemzug die Haut nach innen. Auch ein giemendes Geräusch beim Ausatmen, wenn der Atem des Kindes pfeift, knistert oder zischt, sei ein Alarmzeichen.

Bei den ganz Kleinen kommt oft Trinkschwäche dazu. „Die sollte man auf jeden Fall untersuchen lassen“, sagt Sven Armbrust. Ein weiteres Alarmzeichen sind bläulich verfärbte Lippen. Sie weisen darauf hin, dass bereits ein Sauerstoffmangel im Gewebe vorliegt. Auch dann, wenn die Infektion mit hohem Fieber einhergeht. Denn das spricht oft dafür, dass im Körper noch eine zweite Infektion, mit Bakterien, vorhanden ist. Denn das RS-Virus ist ein Türöffner für andere Erreger wie etwa Pneumokokken.

Zahl der Grippetoten steigt weiter

Die Zahl der neu an Grippe erkrankten Sachsen sinkt: 229 waren es in der dritten Januarwoche, seit Saisonbeginn knapp 29.000. Deshalb hat das Robert Koch-Institut die Grippewelle in dieser Saison für beendet erklärt.

Einen permanenten Anstieg meldet das Sozialministerium Sachsen jedoch bei den Grippetodesfällen. Seit Saisonbeginn im Oktober 2022 starben insgesamt 106 Menschen an Grippe – 54 Frauen und 52 Männer. Sie waren zwischen 34 und 97 Jahre alt. 24 von ihnen kamen aus der Stadt Dresden, 15 aus dem Vogtlandkreis und 14 aus dem Erzgebirgskreis. Bis auf drei waren sie nicht gegen Influenza geimpft.