SZ + Döbeln
Merken

Roßweiner Kamelienhof nach einem Jahr zur Hälfte belegt

Der Start in der Seniorenresidenz am Baderberg in Roßwein verlief wegen Corona nicht reibungslos. Sorgen bereiten Impfpflicht und Fachkräftesuche.

Von Elke Braun
 4 Min.
Teilen
Folgen
Pflegedienstleiterin Silke Vogel (links) und Einrichtungsleiterin Nicole Eichert stehen auf dem Balkon eines Wohnbereichs in der Roßweiner Seniorenresidenz „Kamelienhof“.
Pflegedienstleiterin Silke Vogel (links) und Einrichtungsleiterin Nicole Eichert stehen auf dem Balkon eines Wohnbereichs in der Roßweiner Seniorenresidenz „Kamelienhof“. © Dietmar Thomas

Roßwein. Der 1. April ist für die Bewohner und Mitarbeiter der Seniorenresidenz „Kamelienhof“ am Baderberg in Roßwein ein ganz besonderer Tag – und das ist kein Aprilscherz. Vor genau einem Jahr ist das Pflegeheim offiziell eröffnet worden.

Nur wenige Tage danach sind die ersten sechs Bewohner eingezogen. Deren Zahl hat sich mittlerweile verzehnfacht. „Knapp die Hälfte der insgesamt 130 Heimplätze sind belegt“, sagt Einrichtungsleiterin Nicole Eichert. „Die Zahl der Zuzüge ist kontinuierlich gewachsen, und so soll es auch weitergehen.“

Bewohnerzahl steigt weiter

Nach wie vor gebe es großes Interesse an dem von der Europlus-Seniorenbetreuung GmbH betriebenen Altenpflegeheim auf dem Baderberg. Dabei kommen die derzeitigen Bewohner nur zu einem kleinen Teil direkt aus Roßwein. „Unser Haupteinzugsgebiet sind die Städte Nossen und Döbeln, einige Bewohner stammen auch aus Meißen und Frankenberg“, so Nicole Eichert. Die Einrichtungsleitung arbeitet eng mit ambulanten Pflegediensten zusammen. „Solange wir Kapazitäten haben, bieten wir auch Kurzzeitpflege an“,so Eichert.

Die Corona-Pandemie habe sich auf die Zuzüge in die Seniorenresidenz eher weniger ausgewirkt – auf den Alltag in den Wohnbereichen aber schon. „Die Eröffnung des Hauses, Sommer- und Herbstfeste und auch das erste Weihnachten konnten wir nur im kleinen Kreis feiern“, sagt Pflegedienstleiterin Silke Vogel. Die geplante Faschingsveranstaltung und eine kleine Ausfahrt zur Ausstellung der Roßweiner Kamelie – der Namensgeberin der Residenz – mussten ganz abgesagt werden. Etwas soll jetzt nachgeholt werden. So ist für den 16. April von 10 bis 13 Uhr erstmals ein Tag der offenen Tür geplant.

Corona-Lage ständig neu bewerten

Die Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen oder die Testpflicht stelle das Personal immer wieder vor neue Herausforderungen. Die Besuchszeiten waren teilweise eingeschränkt. „Wir mussten und müssen die aktuelle Lage ständig neu bewerten“, erklärt Nicole Eichert.

Einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand bringe auch die Impfpflicht für die Mitarbeiter mit sich. „Glücklicherweise sind bei uns 95 Prozent der Mitarbeiter geimpft“, so die Chefin. Derzeit arbeiten 45 Beschäftigte im „Kamelienhof“ – von der Pflegefachkraft, über Pflegeassistenten bis hin zu Haustechnikern. „Wir befürworten das Impfen“, so die Leiterin.

Dass aber gerade den Mitarbeitern, die in der Pandemie eine große Last zu tragen haben, eine Pflicht für das Impfen auferlegt wird, empfinde sie als ungerecht und zu einseitig. „Auch ungeimpfte Mitarbeiter machen ja einen super Job“, sagt Nicole Eichert. Und sogar von den Bewohnern seien längst nicht alle immunisiert.

Schwierig sei es nach wie vor, Pflegefachkräfte zu finden. Weil immer wieder Bewerber vorsprechen, sieht Silke Vogel die Betreuung abgesichert, sodass parallel zur Bewohner- auch die Mitarbeiterzahl sukzessive steige. „Es freut uns, dass wir einen überdurchschnittlichen Zuspruch an Pflegeassistenten haben und sehr gute Erfahrungen mit deren Arbeit machen können“, so Silke Vogel. Außerdem bildet der „Kamelienhof“ Fachkräfte aus. „Derzeit haben wir eine Auszubildende. Im neuen Ausbildungsjahr sollen weitere dazukommen“, so Nicole Eichert.

Die Bewohnerinnen Gretel Schönfeld und Karin Winkler basteln in einem der Gemeinschaftsräume Deko fürs Osterfest.
Die Bewohnerinnen Gretel Schönfeld und Karin Winkler basteln in einem der Gemeinschaftsräume Deko fürs Osterfest. © Dietmar Thomas
In der Caféteria sind derzeit Bilder der Roßweiner Malerin Sabine Krondorf zu sehen.
In der Caféteria sind derzeit Bilder der Roßweiner Malerin Sabine Krondorf zu sehen. © Dietmar Thomas

Wer ehrenamtlich hin und wieder in der Einrichtung Angebote unterbreiten will, ist ebenfalls gern gesehen. „Wir würden uns besonders über jemanden freuen, der singen kann“, sagt Nicole Eichert nicht ohne Grund. Denn es ist ein großer Wunsch, einen Heimchor zur etablieren. „Vielleicht gelingt uns das ja irgendwann“, ergänzt Silke Vogel.

Innerhalb von nur knapp eineinhalb Jahren hatte der Investor, die Theed Projekt GmbH aus Chemnitz, ab November 2019 die Seniorenresidenz hochgezogen. Etwa 13 Millionen Euro investierte das Unternehmen in das Projekt.

Das ehemalige Kubanerwohnheim am Baderberg Roßwein wurde 2019 abgerissen.
Das ehemalige Kubanerwohnheim am Baderberg Roßwein wurde 2019 abgerissen. © Dietmar Thomas (Archiv)

Früher stand auf dem Areal am Baderberg das sogenannte Kubanerwohnheim. In dem wohnten zu DDR-Zeiten kubanische Gastarbeiter, die im Schmiedewerk arbeiteten. Zuletzt wurde die Immobilie immer mehr zu einem gefährlichen Abenteuerspielplatz.