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Sachsen führt Beratungsstelle für Pflegeberufe ein

Ein Viertel der Azubis im Pflegebereich bricht die Ausbildung ab. Durch eine Beratungsstelle für Praxisanleiter soll die Betreuung verbessert werden.

Von Leon Heyde
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Zu viele Auszubildende sind frustriert von den hohen Ansprüchen.
Zu viele Auszubildende sind frustriert von den hohen Ansprüchen. © Steffen Unger

Sachsen will die Ausbildung von Pflegekräften verbessern. Eine Beratungsstelle der TU Dresden bietet ab kommendem Jahr Weiterbildungen für Berufsschullehrer im Pflegebereich an. Dadurch soll die Betreuung der zukünftigen Pflegekräfte verbessert werden, von denen jährlich rund 25 Prozent ihre Ausbildung abbrechen. „Wir wollen Lehrkräfte unterstützen, indem wir Fortbildungen anbieten und den Austausch untereinander fördern“, erklärt Anja Walter von der erziehungswissenschaftlichen Fakultät. Am Dienstag überreichte Sozialstaatssekretärin Dagmar Neukirch den Förderbescheid an die Projektleitung der Uni.

Durch das neue Pflegeberufegesetz ist die Ausbildung von Pflegekräften komplexer geworden. Seit 2020 lernen Kranken- und Altenpfleger gemeinsam, was eine Umstellung der Lehrpläne notwendig machte. Allerdings hapere es laut Walter an der Umsetzung der Inhalte. Die neuen Anforderungen mussten zunächst in verständliche Sprache übersetzt werden, erzählen die Mitarbeiter der TU, die Praxisanleiter für Pflegeeinrichtungen ausbilden. Zudem betont Walter, dass die Zusammensetzung der Klassen eine Herausforderung darstelle: „Lehrer sind damit konfrontiert, dass sie Auszubildende mit ganz unterschiedlichen Startvoraussetzungen unterrichten.“

Antwort auf hohe Abbruchquote

Lehrern und Praxisanleitern in den Einrichtungen fällt es dadurch schwer, frustrierte Auszubildende zu halten. Das soll sich ändern. „Wir hoffen, dass sich die Unterstützung der Praxisanleiterinnen und Praxisanleiter auch positiv auf die Auszubildenden auswirkt und damit der mitunter hohen Abbruchquote besonders zu Beginn der Ausbildung erfolgreich entgegengewirkt werden kann“, sagt Dagmar Neukirch.

Ab Herbst entwirft die Projektleitung der TU zunächst eine digitale Beratungsplattform, auf der Probleme und Lösungsvorschläge gesammelt werden. Anhand der Ergebnisse werden Beratungsangebote entwickelt, etwa ein Mentoringprogramm mit erfahrenen Pflegern.

Optimierung der Pflege kann Personalmangel begegnen

Zukünftig muss die verbesserte Ausbildung eine Antwort auf den Pflegenotstand liefern. Bundesweit fehlen Tausende Pflegekräfte. Der demografische Wandel und die hohe Belastung der Pfleger verschärfen die Situation zusätzlich. „Wir werden nicht jede Pflegekraft, die in Rente geht, eins zu eins ersetzen können“, weiß Neukirch und drängt auf die Optimierung der Strukturen. „Wir müssen die Pflegeeinrichtungen fit für die Zukunft machen.“ Potenzial würde auch durch Fehler in der Pflege verschenkt. Durch mehr fachliche Expertise könne die Gesundheit von Pflegebedürftigen verbessert werden, was das Personal in den Einrichtungen langfristig entlastet.

Zweieinhalb Jahre sind vergangen seit Inkrafttreten des neuen Pflegeberufegesetzes. „Es hat lange Widerstand gegen die Zusammenlegung der Ausbildungen gegeben. Während der Diskussion darüber ist viel Energie verloren gegangen, die für die Planung wichtig gewesen wäre“, ärgert sich Neukirch. Die Pandemie hätte den Prozess zusätzlich verlangsamt. Die Projektförderung für die Beratungsstelle ist zunächst auf ein Jahr befristet, dafür stehen 173.000 Euro zur Verfügung. Für den nächsten Doppelhaushalt hofft Neukirch auf eine Erhöhung der Finanzierung.