Sachsens Heimplätze werden immer teurer

Immer mehr alte Menschen verbringen ihren Lebensabend in Pflegeheimen. Allein in Sachsen werden rund 60.600 Pflegebedürftige in Einrichtungen versorgt. Viele Familien können die finanziellen Belastungen aber kaum noch stemmen.
- Wie viel müssen Pflegebedürftige in Sachsen selbst zahlen?
- Ist die Pflege in Sachsen damit besonders teuer?
- Wofür gibt es Zuschüsse der Pflegekassen, und wie hoch sind sie?
- Bringen die Zuschüsse eine tatsächliche Entlastung?
- Wie setzen sich die Kosten für den Pflegeheimplatz zusammen?
- Werden die Kosten für Pflegeheimplätze weiter steigen?
Wie viel müssen Pflegebedürftige in Sachsen selbst zahlen?
Die Zuzahlungen steigen stetig. Im Durchschnitt müssen Heimbewohner im Freistaat derzeit für einen Platz im ersten Jahr 1.927 Euro im Monat selbst aufbringen. Das sind im Schnitt 126 Euro mehr als vor einem Jahr. Das hat der Verband der Ersatzkassen (Vdek) ermittelt. Einen festen Preis für einen Heimplatz gibt es nicht. Jeder Betreiber eines Hauses kalkuliert die Kosten selbst und muss sie von den Pflegekassen und Sozialbehörden genehmigen lassen. Allerdings zahlen die Pflegekassen in diesem Jahr erstmals Zuschüsse zu den Pflegekosten. Sie sollen die Preissteigerungen abfedern. Ohne Zuschüsse würde der selbst zu zahlende Anteil in Sachsen im ersten Jahr sogar bei 1.972 Euro im Monat liegen.

Ist die Pflege in Sachsen damit besonders teuer?
Nein. Sachsen liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt von 2.200 Euro Eigenanteil für das erste Heimjahr. Allerdings gibt es enorme regionale Unterschiede. Am teuersten waren Heimplätze zum 1. Juli in Baden-Württemberg. Dort betrug die Zuzahlung durchschnittlich 2.619 Euro im Monat. Am wenigsten kosteten die Heimplätze in Sachsen-Anhalt mit 1.700 Euro, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit durchschnittlichen Zuzahlungen von 1.828 Euro und Thüringen mit 1.895 Euro.
Wofür gibt es Zuschüsse der Pflegekassen, und wie hoch sind sie?
Bezuschusst wird seit Januar der Eigenanteil, den Heimbewohner für die reine Pflege zahlen müssen. Er sinkt im ersten Jahr im Heim um 5 Prozent, im zweiten um 25 Prozent, im dritten um 45 Prozent, ab dem vierten Jahr um 70 Prozent. Wie der Vdek ermittelt hat, macht das beispielsweise für einen Heimbewohner in Sachsen im dritten Jahr im Schnitt 410 Euro Zuschuss aus. Die Zuzahlung sinkt demnach auf 1.563 Euro. Wird ein Bewohner mehr als 36 Monate im Heim betreut, beträgt seine durchschnittliche Zuzahlung noch 1.335 Euro. Im Bundesschnitt sind die Kosten höher, wie die Grafik zeigt.
Bringen die Zuschüsse eine tatsächliche Entlastung?
Kaum, da auch die Eigenanteile für die reine Pflege stetig steigen. Die Zuschüsse der Pflegekassen können den Kostenanstieg nur bremsen. Nach Angaben des Vdek sei der Entlastungseffekt insbesondere bei einer langen Aufenthaltsdauer in einem Heim spürbar. Lebe jemand nur ein Jahr in einem Heim, verpuffe er bereits nach sechs Monaten. Bundesweit betreffe das knapp ein Drittel der Pflegebedürftigen. Nur jeder fünfte Heimbewohner werde ein bis zwei Jahre betreut. 14 Prozent würden zwei bis drei Jahre verbleiben.
Wie setzen sich die Kosten für den Pflegeheimplatz zusammen?
Die Pflegeversicherung trägt, anders als die Krankenversicherung, nur einen Teil der Kosten. Selbst zu zahlen sind die Kosten für Pflege – in Sachsen derzeit im Schnitt 910 Euro – für Unterkunft und Verpflegung – 647 Euro – und die Investitionskosten, im Schnitt 415 Euro. Innerhalb eines halben Jahres haben sich allein die Pflegekosten in Sachsen im Schnitt um 83 Euro pro Platz erhöht, vor allem durch gestiegene Löhne.
Zuzahlung in Sachsen:
- für Pflege: 827 € (Jan. 2022) / 910 € (Juli 2022)
- für Unterkunft & Verpflegung: 630 € / 647 €
- Investitionskosten: 412 € / 415 €
- Gesamt: 1.869 / € 1.972 €
Werden die Kosten für Pflegeheimplätze weiter steigen?
Davon ist auszugehen. Die Gründe sind vor allem höhere Löhne für die Pflegekräfte sowie Lebenshaltungs- und Energiekosten, wie der Verband der Ersatzkassen erläuterte. Private Altenpflegeanbieter warnen vor starken Kostensprüngen. Von 600 bis 1.000 Euro pro Monat geht Thomas Greiner aus, der Präsident des Arbeitgeberverbandes. Dieser vertritt nach eigenen Angaben 955 Pflegeunternehmen mit rund 80.000 Beschäftigten. Mit der Pflegereform war festgelegt worden, dass ab 1. September nur Einrichtungen Geld aus der Pflegekasse bekommen, die nach Tarifverträgen oder in ähnlicher Höhe bezahlen. Wenn nichts passiere, würden diese Kosten an Pflegebedürftigen, ihren Familien und den Kommunen hängen bleiben, so Greiner. (mit dpa)