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So schützen Sie sich vor sexuell übertragbaren Krankheiten

Etwa 6.000 Sachsen hatten sich 2020 mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt. Was bei einer Infektion zu tun ist, erklärten Experten beim SZ-Telefonforum.

Von Kornelia Noack
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Ohne Nebenwirkungen ist Sex am schönsten.
Ohne Nebenwirkungen ist Sex am schönsten. © Symbolfoto: dpa/Christophe Gateau

Jugendliche infizieren sich oft mit Chlamydien und Humanen Papillomaviren. Heterosexuelle Erwachsene stecken sich häufig mit Trichomonaden an. Sexuell übertragbare Infektionen sind hierzulande weit verbreitet – auch wenn ein Großteil der Fälle unerkannt bleibt. Beim SZ-Telefonforum befragten viele Leser das Beraterteam der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zu Safer Sex sowie zu Test- und Behandlungsmöglichkeiten.

Ich habe ein Knötchen im Genitalbereich bemerkt. Muss ich zum Arzt?

Wenn Sie die Vermutung haben, sich beim Sex infiziert zu haben, sollten Sie in jedem Fall gleich zum Arzt gehen. Ein Test bringt Klarheit. Durch eine frühzeitige Behandlung können Spätfolgen wie chronische Erkrankungen, Krebs, Unfruchtbarkeit, Schwangerschaftskomplikationen sowie Schädigungen bei Föten oder Neugeborenen verhindert werden.

Schon vor Tagen habe ich Hautveränderungen im Intimbereich bemerkt. Aber ich drücke mich um den Arztbesuch herum. Wie geht es weiter, wenn es eine Geschlechtskrankheit ist?

Eine STI (Sexually transmitted infections/ sexuell übertragbare Infektion) ist kein Drama und kein Grund, sich zu schämen. So wie jeder Mensch eine Grippe bekommen kann, kann sich auch jeder mit Bakterien, Viren oder Parasiten anstecken, die eine STI hervorrufen. Beim Sex ist die Übertragung sehr leicht. Da die Infektionen sehr verschiedene Anzeichen haben, ist der Arztbesuch unumgänglich. Für das medizinische Personal ist die Behandlung etwas ganz Alltägliches.

Meine Frauenärztin stellte bei mir Trichomonaden fest, obwohl ich nichts bemerkt habe. Ist das normal?

Die Trichomonaden-Infektion kommt bei Frauen und Männern sehr häufig vor, und das weltweit. Bei den meisten Männern und bei rund einem Viertel der Frauen löst sie leichte oder keine Beschwerden aus. Wird sie frühzeitig erkannt, ist sie gut behandelbar, meist mit Tabletten oder Scheidenzäpfchen. Bis die Behandlung beendet ist, sollte man auf Sex verzichten, um keine Ansteckung zu riskieren. Und natürlich sollte man seinen Partner oder seine Partnerin über die Infektion informieren.

Meine Tochter soll gegen HPV geimpft werden. Sie ist erst elf. Warum so früh?

Weil die Impfung gegen Humane Papillomaviren (HPV) den besten Schutz entfalten kann, wenn der Körper noch nicht mit HP-Viren in Kontakt gekommen ist. Das bedeutet also vor dem ersten Sex. Studien zeigen auch, dass die Impfung in einem frühen Alter wirksamer ist. Ein weiterer Vorteil der frühen Impfung ist, dass bis zum Alter von 14 Jahren nur zwei Impfstoffdosen nötig sind anstatt später drei Impfungen.

Mein Bruder ist HIV-positiv. Wie lange kann er mit Aids noch leben?

Eine HIV-Infektion ist nicht gleichzusetzen mit Aids. HIV ist die Abkürzung für Humanes Immundefizienz-Virus oder auch zu Deutsch: menschliches Abwehrschwäche-Virus. Es kann das Immunsystem so schwer schädigen, dass dieses Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren nicht mehr bekämpfen kann. Ohne entsprechende Behandlung treten im schlimmsten Fall, in der Regel erst nach Jahren, lebensbedrohliche Erkrankungen auf, zum Beispiel eine schwere Lungenentzündung. Dann spricht man vom vollen Krankheitsbild Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome). Wird mit der Therapie frühzeitig begonnen, können Medikamente die Vermehrung der HI-Viren im Körper verhindern, sodass HIV-positive Menschen eine fast normale Lebenserwartung haben.

Wie kann man Syphilis nachweisen?

Vor allem durch eine Blutuntersuchung. Die Kosten dafür werden von den Krankenversicherungen übernommen, wenn es Anzeichen einer Infektion gibt oder wenn bei der Partnerin oder dem Partner bereits eine Syphilis-Infektion festgestellt wurde. Wird sie frühzeitig erkannt, ist sie mit Antibiotika gut behandelbar. Zu einem späteren Zeitpunkt entstandene Schäden an Organen können nicht mehr geheilt werden.

Kondome benutze ich immer. Was kann ich noch tun, um sicherzugehen?

Kondome senken schon erheblich das Risiko einer Ansteckung, da sie den Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten, mit infektiösen Schleimhäuten und teilweise auch mit infektiösen Hautstellen verhindern. Außerdem sollte man Hautveränderungen am anderen Körper nicht berühren. Gegen einige STI kann man sich impfen lassen. Um spezielle Informationen zu Ihrem individuellen Schutz zu erhalten, empfehlen wir den Safer-Sex-Check auf www.liebesleben.de

Wie werden Geschlechtskrankheiten behandelt?

Das hängt von den Erregern ab. Bei sexuell übertragbaren Infektionen, die durch Bakterien wie zum Beispiel Chlamydien hervorgerufen werden, setzt man Antibiotika ein. Antivirale Medikamente wirken gegen STI, die durch Viren verursacht werden, wie Hepatitis B und C. Verursachen Parasiten wie Milben eine STI, kommen Antiparasitika zum Einsatz. Manchmal reicht es nicht, die Ursachen zu behandeln, wie bei Feigwarzen. Diese werden durch Vereisen oder Laser entfernt. Nur ganz wenige STI heilen von selbst und ohne Medikamente.

Kann man sich auf Tripper testen lassen? Ist eine völlige Genesung möglich?

Eine Infektion lässt sich durch einen Abstrich der betroffenen Schleimhaut feststellen. Wird sie frühzeitig erkannt, ist sie gut heilbar, in der Regel mit Antibiotika.

Die häufigsten Geschlechtskrankheiten in Sachsen:

Chlamydien: Die Bakterien lösen Entzündungen in Harnröhre, Gebärmutterhals und Enddarm aus. Die Infektion mit Chlamydien verläuft meist symptomlos und kann zu Unfruchtbarkeit, Frühgeburt oder Unterleibs-, Prostata- und Hodenentzündungen führen.

Tripper: Das ist eine bakterielle Erkrankung, für die eitriger oder wässriger Ausfluss aus Penis, Scheide oder After typisch ist. Unbehandelt führt er zu Gelenkentzündungen, Bauchschmerzen, Fruchtbarkeitsproblemen.

Syphilis: Wird auch von Bakterien ausgelöst. Unbehandelt verläuft sie in drei Stufen. Betroffen sind vor allem homosexuelle Männer.

Hepatitis B: Die Leberentzündung wird durch das HBV-Virus verursacht. Chronischer Verlauf möglich.

Herpes genitalis: Äußert sich mit Kribbeln, Bläschen in Scheide oder auf Penis und geht auf Herpes-Viren zurück, die lebenslang im Körper verbleiben.

Trichomonaden: Das sind einzellige Parasiten. Die Infektion löst bei Frauen Ausfluss, Zwischenblutungen und Juckreiz aus. Kann unfruchtbar machen.

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Etwa 6.000 Sachsen hatten sich im Jahr 2020 offiziell mit einer Geschlechtskrankheit angesteckt, laut Statistikamt Frauen viermal häufiger als Männer. Am häufigsten waren Chlamydien und Tripper. Mögliche Symptome sind generell Schmerzen beim Wasserlassen oder Sex, Juckreiz, Brennen, Ausschlag, Fieber und unangenehmer Geruch.