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Tuberkulose ist auch in Sachsen auf dem Vormarsch

Die Zahl der TBC-Erkrankungen im Freistaat steigt. Die Krankheit müsse eingedämmt werden, fordert die Gesundheitsministerin. Ein Grund für den Vormarsch ist ausgemacht.

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Ein Arzt zeigt auf das Röntgenbild einer Lunge.
Ein Arzt zeigt auf das Röntgenbild einer Lunge. © Silas Stein/dpa +

Dresden/Berlin. Tuberkulose (TBC) ist auch in Sachsen auf dem Vormarsch. Wie das Sozialministerium am Donnerstag mitteilte, wurden im vergangenen Jahr 147 TBC-Erkrankungen registriert, im Jahr zuvor waren es 117. "Wir müssen Tuberkulose weiterhin und wieder zunehmend ernst nehmen.

Wie aktuell das Thema ist, zeigen auch die Tuberkulose-Fälle in Chemnitz Anfang dieses Jahres", erklärte Ministerin Petra Köpping (SPD). Um die Ausbreitung von TBC wirksam einzudämmen, müssten alle Stellen entschlossen und gemeinsam vorgehen. Am Freitag wird der "Welttuberkulosetag" begangen.

2020 und 2021 war die Zahl der die TBC-Erkrankungen vermutlich auch durch die Pandemie zurückgegangen. Sachsen lag 2021 mit 2,6 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner unter dem Bundesdurchschnitt (3,3).

Wesentlich mehr TBC-Fälle in der Ukraine

Bundesweit ist nach längerer rückläufiger Entwicklung die Zahl der gemeldeten Tuberkulose-Fälle im vergangenen Jahr auf niedrigem Niveau leicht angestiegen - wohl auch eine Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. 2022 seien rund 4.080 Fälle verzeichnet worden, teilte das Robert Koch-Institut (RKI) zum Welttuberkulosetag an diesem Freitag mit.

"Die Entwicklung im Jahr 2022 dürfte vor allem mit den Folgen des Kriegsgeschehens in der Ukraine in Zusammenhang stehen", hieß es. Aus dem leichten Anstieg lässt sich laut RKI aktuell jedoch keine Änderung des langfristigen Trends ableiten. 2021 waren hierzulande 3.938 TB-Erkrankungen gemeldet worden, in den beiden Jahren zuvor je deutlich mehr als 4.000.

In der Ukraine ist die Erkrankung wesentlich häufiger als hierzulande. Das RKI verweist darauf, dass seit Februar 2022 über eine Million Menschen von dort nach Deutschland geflüchtet seien. Die Verbreitung wird laut RKI begünstig durch beengte Wohnverhältnisse, unzureichende Ernährung, schlechte hygienische Bedingungen und eine mangelhafte Gesundheitsversorgung.

Erkrankung tritt bei Erwachsenen erst nach Jahren auf

Gefährdet für eine Ansteckung sind laut RKI in erster Linie enge Kontaktpersonen von Menschen mit offener Lungentuberkulose. Das Ansteckungsrisiko nach einmaligem, kurzem Kontakt sei sehr gering. Zu den klassischen Symptomen zählt etwa länger bestehender Husten.

Bei der in Deutschland geborenen Bevölkerung konzentriert sich das Geschehen laut RKI mittlerweile auf die Gruppe der über 80-Jährigen, deren Infektion schon länger zurückliegt. "Eine Erkrankung tritt bei Erwachsenen häufig erst nach Jahren oder Jahrzehnten auf."

Wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Donnerstag mitteilte, bleibt TB mit jährlich 1,6 Millionen Todesfällen einer der größten Killer unter den Infektionskrankheiten. Der jahrelange Fortschritt im Kampf gegen die Krankheit sei durch die Corona-Pandemie und andere Krisen wie bewaffnete Konflikte, Ernährungsunsicherheit und Klimawandel umgekehrt worden: "Im vergangenen Jahr meldete die WHO zum ersten Mal seit fast zwei Jahrzehnten einen Anstieg der Zahl der Menschen, die an TB und arzneimittelresistenter TB erkrankten, sowie einen Anstieg der Todesfälle." (dpa)