Wie gefährlich ist der Waldbrand-Rauch?

Dresden. Die Rauchschwaden des Waldbrandes in der Böhmischen Schweiz sind seit Montag auch in Teilen von Sachsen zu riechen. Für viele stellt sich damit die Frage: Wie gefährlich sind diese Rauchgase?
Bei jedem Waldbrand landet eine große Menge verschiedener Partikel in der Luft. Dazu gehören Ruß, chemische Verbindungen wie Kohlenmonoxid und Feinstaub. Die kleinsten Partikel haben gerade mal einen Durchmesser von 2,5 Mikrometer – sie sind damit 40 Mal dünner als ein menschliches Haar.
Entfernung macht Feinstaub nicht weniger gefährlich
Atmet man diesen Feinstaub nun ein, kann er den Rachen reizen, die Bronchien und die Lunge – aber auch die Augen und die Haut. „Diese Gefahr nimmt leider nicht wirklich mit der steigenden Entfernung von einem Brandherd ab“, sagt der Lungenfacharzt Dr. Michael Barcz. Der Rauch eines Waldbrandes sei eine Belastung für jede Lunge – vor allem aber für die von Älteren, Kindern und Menschen mit Lungenerkrankungen.
Kinder sind besonders gefährdet, da sie im Verhältnis zu ihrer körperlichen Größe mehr Luft einatmen als Erwachsene. Zudem befindet sich ihre Lunge im Wachstum. Nach Angaben des Bundesumweltamtes kann eine Belastung mit Feinstaub über mehrere Monate zu Asthma, Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs, Bluthochdruck oder auch Arteriosklerose führen. Aber auch wenn jemand nur kurzzeitig erhöhten Feinstaubwerten ausgesetzt ist, können Herzkreislauf-Erkrankungen und Bluthochdruck die Folge sein.
Warum Waldbrand-Rauch besonders problematisch ist
Rauch, der bei einem Waldbrand entsteht, gilt zudem als besonders giftig. Denn neben Pflanzen verbrennt dabei auch alles, was sich im Wald befindet: Autos, Reifen oder Gebäude.
Forscher der Universität von Kalifornien haben herausgefunden, dass Qualm, der durch einen Waldbrand freigesetzt wird, mehr Entzündungen und Gewebeschäden im menschlichen Körper verursacht als dieselbe Menge an Luftverschmutzung. Studien haben zudem ergeben, dass sich durch die Aufnahme von Waldbrand-Rauch die Rate von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzstillständen erhöht. Außerdem, das berichtet das Magazin Stern, stellten amerikanische Wissenschaftler fest, dass Waldbrand-Rauch Schimmelpilze aus dem Waldboden über weite Entfernungen in der Luft transportieren und diese offenbar auf Menschen übertragen kann.
Feinstaub wirkt sich nicht nur negativ auf die Gesundheit aus, wenn sich an der Oberfläche gefährliche, Krebs erzeugende Stoffe anlagern. Auch die Partikel selbst stellen laut dem Umweltbundesamt ein Gesundheitsrisiko dar. Je kleiner die Partikel, desto tiefer gelangen sie in den Atemtrakt. Während grober Feinstaub meist in der Nase abgefangen wird, dringen die feinsten Partikel tiefer in die Lungen vor.
Mediziner Barczok empfiehlt vor allem: Feinstaub meiden. Also in Brandsituationen in der Wohnung bleiben – insbesondere, wenn die Feuerwehr dazu aufruft. Masken helfen nach seiner Einschätzung nur bedingt. Wer dennoch raus muss, sollte körperliche Anstrengung und damit tiefere, schnellere Atemzüge meiden. (rnw/kno)