Den 3. Dezember 2021 wird Marcel Koch nie vergessen. „Ich habe das erste Mal erleben müssen, dass wir in die Triage gehen“, sagt der Geschäftsführer der Erzgebirgskliniken. Alle Intensivbetten seiner vier Häuser in Stollberg, Annaberg-Buchholz, Olbernhau und Zschopau seien mit Coronapatienten belegt gewesen. Koch: „Wir waren nicht mehr aufnahmefähig.“ Das Problem hat sich auf makabere Art gelöst: Es seien Betten frei geworden, weil Coronapatienten starben.
In die Zukunft blickt Koch wenig optimistisch. „Ich sehe im Moment nicht, dass Deutschland besser für die nächste Corona-Welle gerüstet ist als im Dezember vorigen Jahres“, sagte er am Donnerstag auf dem Krankenhaustag in Dresden. Und damit steht er nicht allein. Die Pandemie hat Sachsens Krankenhäuser in Finanznot gebracht. „Wir haben horrende Mehrausgaben zum Beispiel für den Kauf von Masken und massive Preisteigerungen bei medizinischem Bedarf“, sagt Koch.
Allein die Coronatests hätten das Erzgebirgsklinikum in den letzten drei Jahren 4,3 Millionen Euro gekostet. Die Ausgleichszahlungen für frei zu haltende Betten und die Zuschläge für coronabedingte Mehrausgaben seien abgeschmolzen worden, obwohl die Pandemie noch nicht zu Ende sei. Gleichzeitig habe man „klassische“ Patienten verloren. Hinzu kommen jetzt noch erheblich steigende Energiekosten. Koch: „Wir rechnen bei Gas und Strom mit einer Verdopplung. Wir kämpfen ums Überleben.“ Wenn der Gesetzgeber nicht reagiere, könne er mittelfristig eine Insolvenz nicht ausschließen.