Leben und Stil
Merken

Zuzahlung zur Eigenblut-Therapie bei Long-Covid lohnt sich nicht

Patienten zahlen bis zu 70 Euro pro Sitzung. Auch der Nutzen anderer IGeL-Leistungen für Long- und Post-Covid-Patienten ist fraglich.

Von Kornelia Noack
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Bei einer Eigenbluttherapie wird das Blut aus einer Armvene entnommen.
Bei einer Eigenbluttherapie wird das Blut aus einer Armvene entnommen. © Kai Remmers/dpa

Patienten, die unter Long- oder Post-Covid leiden, fühlen sich ständig erschöpft, können sich nur noch schwer konzentrieren und kämpfen mit Kurzatmigkeit. Viele erhoffen sich von einer Eigenbluttherapie eine Linderung ihrer Symptome. Doch nicht alle Angebote, die Ärzte gegen eine Zuzahlung anbieten, bringen nachweislich einen medizinischen Nutzen.

Dazu gehört auch die Große Ozon-Eigenbluttherapie. Die Wirkung bei der Behandlung von Long- und Post-Covid-Patienten sei „unklar“. Zu diesem Ergebnis kommt der IGeL-Monitor, der die Therapie das erste Mal bewertet hat.

Es fehlen wissenschaftliche Studien

IGeL steht für Individuelle Gesundheitsleistungen – also Angebote, die Patienten in der Arztpraxis aus eigener Tasche zahlen müssen. Mehr als eine Milliarde Euro geben die Deutschen dafür jährlich aus. Seit zehn Jahren prüfen Wissenschaftler verschiedene IGeL-Leistungen auf ihren Nutzen und Schaden und veröffentlichen die Ergebnisse.

Zu der Frage, wie die Große Ozon-Eigenbluttherapie Symptome von Post-/Long-Covid lindern kann, habe man weder laufende noch abgeschlossene oder veröffentlichte Studien gefunden. Es gebe zudem unerwünschte Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Therapie auftreten können. Diese seien jedoch selten und meist nicht schwerwiegend.

Bis zu 70 Euro pro Sitzung

Bei der Ozon-Eigenbluttherapie wird Blut aus einer Vene abgenommen, mit einem Ozon-Sauerstoffgemisch angereichert und danach wieder dem Körper zurückgeführt. Gelangt das angereicherte Eigenblut über eine Vene zurück in den Körper, spricht man von einer Großen Ozon-Eigenbluttherapie.

Die Kosten pro Sitzung liegen laut IGeL-Monitor bei ungefähr 70 Euro. In der Regel würden sechs bis zehn Sitzungen angeboten. Ziel der Therapie ist es, das Immunsystem zu stärken und entzündlichen Prozessen entgegenzuwirken. Auch die Sauerstoffversorgung des Patienten soll verbessert werden.

Zweifel an Long-Covid-Therapien

Bereits Ende April hatte der IGeL-Monitor seine Bewertungen von zwei weiteren Bezahlangeboten für die Behandlung von Long-/Post-Covid veröffentlicht - die sogenannte H.E.L.P.-Apherese („Blutwäsche“) und die Hyperbare Sauerstofftherapie. Der Nutzen beider für die Behandlung von Long-/Post-Covid sei nicht wissenschaftlich belegt - und das bei Kosten von oft mehreren Tausend Euro.

Bei der Apherese handelt es sich um eine Methode zur Entfernung von Blutbestandteilen oder krankheitsverursachenden Stoffen wie Blutfett oder Antikörper. Der Vorgang findet außerhalb des Körpers in einer speziellen Maschine statt. Die H.E.L.P.-Apherese ist eine bestimmte Methode, die ursprünglich zur Behandlung von Fettstoffwechselstörungen entwickelt wurde.

Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie kommen Patienten in eine spezielle Druckkammer und atmen unter erhöhtem Umgebungsdruck reinen Sauerstoff ein.