Von Christian Ebner
Frankfurt am Main. Sie sprüht vor Energie. Christiane Benner soll am kommenden Dienstag als Zweite Vorsitzende in die engste Führungsspitze der IG Metall aufrücken. So weit nach oben hat es in der größten Einzelgewerkschaft der Welt noch nie eine Frau geschafft, und möglicherweise ist auch das Vize-Amt nicht die letzte Karrierestufe für die 47-jährige Soziologin. Sie ist zwölf Jahre jünger als der neue Vorsitzende Jörg Hofmann und könnte diesen nach den ungeschriebenen Gesetzen der IG Metall möglicherweise in einigen Jahren beerben.
Doch so weit mag Benner nicht in die eigene Zukunft schauen: „Bis dahin läuft noch viel Wasser den Main hinunter“, sagt sie. In den nächsten vier Jahren will sie sich um wichtige Zukunftsfragen in der Arbeitswelt kümmern, die sie seit 2011 auch schon als Mitglied im geschäftsführenden Gewerkschaftsvorstand beackert hat. Dazu gehören die ungelösten Probleme rund um eine moderne Arbeitszeitordnung in der digitalisierten Arbeitswelt oder die Frage nach den Arbeitsbedingungen der wachsenden Schar (schein-)selbstständiger „Clickworker“, die ihre meist schlecht bezahlten Arbeitsaufträge nur noch im Internet erhalten.
Mütter nicht abkoppeln
„Es geht immer um die Vereinbarkeit von Arbeit und Leben“, sagt Benner, die sich auch stark für die Belange der Frauen einsetzt. Sie ist eine entschiedene Verfechterin der Quote und will zudem die strukturellen Nachteile abbauen, die dazu führen, dass Frauen nach der Babypause nicht mehr auf den Karrierezug gelassen werden. Viele Arbeitszeitprobleme lassen sich ihrer Meinung nach mit einer „verkürzten Vollzeit“ von vielleicht 30 Wochenstunden lösen, die Beschäftigten in bestimmten Lebenssituationen wie Kindererziehung oder Pflege entlasten könnten.
Trotz ihrer Vorliebe für komplexe Themen ist Benner keine abgehobene Intellektuelle, sucht in den Sachthemen häufig die Rückkoppelung mit den Mitgliedern. Eine wissenschaftliche Karriere habe sie nach ihrem Soziologiestudium nicht angestrebt, erzählt sie. Benner ist verheiratet und sitzt bei den Schlüsselunternehmen BMW und Bosch im Aufsichtsrat. Dort war sie beteiligt an möglicherweise wegweisenden Betriebsvereinbarungen für die digitalisierte Arbeitswelt. (dpa)