Meißen
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Gewichte und Geschichte

Den Mauerfall, Meißens Heber- Tradition und Bodypainting – all dies soll die 3. Late Night Show im Theater vereinen.

Von Peter Anderson
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Auch ein Männerrücken kann entzücken: Die Meißner Bodypainterin Silke Kirchhoff hat die Rückseite von Moderator Martin Quilitz zu einer Werbefläche für „Kaff und Kosmos“ verwandelt.
Auch ein Männerrücken kann entzücken: Die Meißner Bodypainterin Silke Kirchhoff hat die Rückseite von Moderator Martin Quilitz zu einer Werbefläche für „Kaff und Kosmos“ verwandelt. © Claudia Hübschmann

Meißen. Was für eine logistische Meisterleistung. Im Foyer des Meißner Theaters sind an diesem Nachmittag viermal so viel Interview-Partner als Medienvertreter zugegen. Allein der Athlektikclub Meißen hat fast ein Dutzend seiner Allzeit-Stars entsandt.

Leichtgewicht Martin Quilitz hüpft aufgeregt zwischen den früheren sportlichen Schwergewichten hin und her. Die dritte Folge seiner Late Night Show soll inhaltlich gewichtig werden. Die Heber werden ihren Teil dazu liefern. „Wir wollen den Leuten wieder einmal in Erinnerung rufen, wie viele sportliche Größen die Stadt hervorgebracht hat – besonders der Ruderverein Neptun“, sagt Ulrich Dießner. Die Meißner Legende hat bei Ruder-Weltmeisterschaften sechsmal Gold abgeräumt. Dazu Gold bei den Olympischen Spielen 1980 und zweimal Silber. Die meisten Titel gewann er gemeinsam mit seinem Bruder Walter, mit dem er jahrelang im Vierer fuhr.

Viele Geschichten wird es am 8. November zu „Kaff und Kosmos“ rund um das Gewichtheben zu erzählen geben. Zum Beispiel die, weshalb Ex-Manufaktur-Chef Christian Kurtzke bei den Hebern einen Stein im Brett hat, obwohl er allgemein als abgehoben galt. Der schnellen Zusage des smarten Managers ist es 2012 zu verdanken gewesen, dass es nach 22 Jahren ein Comeback für den Pokal der Blauen Schwerter geben konnte. Mittlerweile hat sich der Wettbewerb in der Szene voll etabliert. 35 Medienvertreter kamen allein in diesem Jahr. Wichtige Punkte für die Olympia-Qualifikation waren zu erringen.

Wenn es sich technisch realisieren lässt, wird es auf der Bühne des Meißner Theaters im nächsten Monat auch eine kleine Kostprobe der Gewichtheberkunst geben. Fest steht jetzt bereits, dass das Publikum sportlich gefordert werden soll. Das Vorbild liefert der zehnminütige DDR-Fernsehklassiker „Medizin nach Noten“. Das verrät zumindest Musiker Michael Winkler, welcher erneut mit zwei Musikkollegen unter dem Namen „Die Kosmonauten“ die Live Band der Late Night Show bilden wird. An dem Jubiläum der Friedlichen Revolution kommen die Macher nicht vorbei. Winkler hat dazu einen Blues hervorgekramt, der geschickt die Jingles von DDR-Fernsehsendungen – darunter Aktuelle Kamera und Schwarzer Kanal – verarbeitet.

Um über ostalgische Anwandlungen à la „Damals war’s ...“ nicht die dunklen und verbrecherischen Seiten des SED-Regimes in Vergessenheit geraten zu lassen, wird Pfarrer Bernd Oehler an diese erinnern. Neben der Arbeit mit Geflüchteten sowie der Pflege des Andenkens an Meißner Juden bildet die Beschäftigung mit der Friedlichen Revolutionen seit zwei Jahrzehnten einen wichtigen Schwerpunkt seiner Tätigkeit. „Wir wollen das Jubiläum des 9. Novembers 1989 dazu nutzen, ganz sinnbildlich daran zu erinnern, dass die Mauer zwischen Ost und West mit diesem Tag noch lange nicht verschwunden ist“, sagt er.

Das Bauunternehmen Swietelsky habe dafür gewonnen werden können, auf dem Meißner Markt Betonsegmente als Mauersymbole zu errichten. Sie sollen verdeutlichen, wie viel Trennendes, wie viele Schwierigkeiten es nach wie vor beim Zusammenwachsen des Landes gebe. Mauerspechte sind anschließend aufgerufen, dies zu überwinden und ein Gleichgewicht herzustellen.

Die Kartenpreise beginnen bei 18 Euro. 

Tickets sind im Vorverkauf des Theaters und online erhältlich, oder telefonisch reservierbar: 03521 415511