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Galerie Budissin zeigt neue Ausstellung

Arbeiten von Hans Kutschke sind anlässlich seines 75. Geburtstags in Bautzen zu sehen. Sie laden den Betrachter ein, Augen und Gedanken schweifen zu lassen.

Von Miriam Schönbach
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Der Bautzener Maler Hans Kutschke stellt derzeit in der Galerie Budissin aus.
Der Bautzener Maler Hans Kutschke stellt derzeit in der Galerie Budissin aus. © SZ/Uwe Soeder

Bautzen. Hans Kutschke fingert ein Mini-Skizzenbuch aus der Jackentasche. Ein kleiner, angespitzter Bleistift fällt dem Künstler gleich entgegen. Er blättert in den Seiten, ein paar Mitschriften sind zu erhaschen, ein paar Zeichenstriche. Menschen auf einer Bank, eine Schaufenster-Impression, ein abgestelltes Fahrrad. „Meistens setze ich mich irgendwo in eine Ecke, um genau hinschauen zu können. Ich zeichne viel, arbeite jeden Tag im Atelier“, sagt der 75-Jährige. Anlässlich seines Geburtstags zeigt die Galerie Budissin bis 3. Juli Bilder aus seinem jüngsten Werk.

Hans Kutschke dreht sich einmal in den Galerieräumen in der Schloßstraße – und bleibt vor einem Bild mit geometrischen Linien und Flächen stehen. „Ich wusste, dieses Bild muss in der Ausstellung hängen. Der Rhythmus, die Farben – es genügt meinen Ansprüchen“, sagt der Dresdener.

Gefunden hat der Künstler die Szenerie in der Natur bei einem Aufenthalt auf der Insel Rügen genauso wie das Bild mit dem Namen „Zerbrochener Steg“. Der fast mystisch anmutende Herthasee fasziniert den Maler immer wieder. Bei den Inselaufenthalten sind viele dieser Naturstudien entstanden. Aus Dresden sieht man eher urbane Motive – Läden, Abendstimmung, auch Einsamkeit.

Als Kind Küchenwände verziert

Ganz allein steht auch die Wartende im blauen Kleid auf dem Bild „Antiquitätenladen“. „Bei diesen Ladenbildern interessiert mich das In-Einander-Wachsen der Reflexe außen und innen. Der Betrachter ist nicht festgelegt, was er denken soll. Die Gedanken und die Augen sollen schweifen“, sagt Hans Kutschke. 

Das Zeichnen sei schon immer seine Leidenschaft gewesen. In der Bautzener Behringstraße verziert er als knapp Zweijähriger die Küchenwände. Später zieht die Familie in die Schäfferstraße. Als Malunterlagen dienen dem Kind nun ausrangierte Berichtshefte seines Vaters und ein einziger harter Bleistift. Es sind die Nachkriegsjahre. Die Menschen denken ans Überleben statt an die Kunst.

Geboren wird der Maler 1945 südlich des böhmischen Mittelgebirges in Leitmeritz, ehemals Letomerice. Zum ersten kleinen Bleistift kommen irgendwann Aquarell- und Ölfarben und der Traum, von der Kunst leben zu können. Trotzdem absolviert er nach der Schule eine Ausbildung zum Qualitätsprüfer im Roburwerk in Bautzen, zeichnet aber immer und überall. Selbstbewusst bewirbt er sich an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden. Er erhält 1968 die Studienzulassung. Nur kurze Zeit ereilt ihn aus politischen Gründen ein Studienverbot.

Große Vorbilder

Diese Zeiten wischt Hans Kutschke mit einer Armbewegung weg, nennt sie „verrückt“. „Jedes Leben hat Hemmnisse und Schwierigkeiten“, sagt er. Diesen aber trotzt der junge Mann. Er macht ein Abendstudium an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden, studiert in Büchern und Ausstellungen seine großen künstlerischen Vorbilder wie Paul Cézanne, Rembrandt, Albrecht Dürer, Matthias Grünewald und Caspar David Friedrich. Anfang der 1970er-Jahre richtet er sich ein Atelier in der Seidau ein und beantragt seine Aufnahme in den Verband bildender Künstler.

Nur mit dieser Zustimmung kann Kutschke in der DDR als freier Künstler arbeiten, wie es ihm ab 1975 endlich erlaubt ist. Knapp zehn Jahre später übernimmt er die Leitung der Außenstelle der Hochschule für Bildende Kunst Dresden in Bautzen-Nadelwitz. Seine Absolventen, wie Angela Hampel, Maja Nagel, Iris Brankatschk oder Steffen Bachmann, gehören heute zu überregional anerkannten Künstlern.

Auch seine künstlerische Handschrift verändert sich in dieser Zeit. „Nach einer realistischen Phase kam meine sogenannte Suddelperiode. Nach der Wende ging es in die Richtung, wie ich es heute noch mache: Es ist eine Malerei, die auf meinen Erlebnissen basiert“, sagt Hans Kutschke.

Ausstellung in der Galerie Budissin, Schloßstraße 19, in Bautzen, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonnabend, 14 – 18 Uhr. 

www.kunstverein-bautzen.de

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