Merken

Gibt es im Winter eigentlich Pilze?

Der Liegauer Pilz-Berater Eckart Klett blickt auf ein verrücktes Pilzjahr zurück. Und findet auch im Januar etliche Exemplare.

Teilen
Folgen
© Eckart Klett

Von Jens Fritzsche

Liegau-Augustusbad. Von wegen, im Winter gibt es keine Pilze. Die von Glühweinständen bekannten Heizpilze zum Beispiel, könnte man augenzwinkernd anführen. Aber es gibt tatsächlich auch die echten Pilze, wie der Liegauer Pilzberater Eckart Klett verrät. „Zurzeit sind Austernseitlinge, Judasohren und Samtfußrüblinge zu finden“, sagt er.

Der Liegauer kann dabei auf ein „verrücktes Pilzjahr 2015 zurückblicken“, sagt er. Zunächst Trockenheit bis Ende August, „das brachte so gut wie keine Pilze zum Wachsen“, erinnert er sich. „Aber dann kamen zwei Gewitter, nach denen selbst auf gerader Wiese bis zu zehn Zentimer Wasser standen“. Gut eine Woche später konnten die Pilz-Fans den Pilzen fast schon beim Wachsen zusehen. „Riesig große Steinpilze – und nicht mal madig; es war eine Sensation im Bereich Dresdner Heide, Lomnitzer und Laußnitzer Heide“, klingt Eckart Klett noch immer begeistert. „Körbeweise brachten die Pilzsucher diese riesigen Exemplare nach Hause – und viele fragten sich, warum die Pilze nicht madig waren.“ Seine Erklärung: „Die für Maden in Pilzen verantwortlichen Bodenmücken konnten sich aufgrund der Trockenheit nicht ausbilden und auch nicht die Pilze befallen“, weiß er.

Richtig gute Pilz-Monate bedeuten richtig viel Arbeit für Pilzberater. „Ab Ende August kamen täglich Ratsuchende zu mir – 64 Leute, die mir insgesamt 356 Pilzarten vorgelegt haben“, so der Liegauer mit Blick in die Statistik. Darunter waren auch drei tödlich-giftige Pilze sowie 39 Pilze, die mit ihrem Gift für ein sogenanntes Magen-Darm-Syndrom sorgen. Ein Fall ist ihm dabei besonders in Erinnerung: „Eine Frau kam zu mir und legte sieben Perlpilze vor. Die waren essbar – aber als sie sagte, so wolle diese dann mit den anderen Champignons essen, wurde ich stutzig“, erzählt er. Sein Gefühl gab ihm recht: „Mit dem ersten Blick in den Korb sah ich zwei Exemplare des tödlich-giftigen fleischfarbenen Schirmpilzes“. Deshalb rät der Pilz-Experte, lieber einmal mehr nachzufragen.

Pilz-Rundgang als Geschenk

Wobei der Liegauer nicht nur in seinem Haus am Hofeberg wartet, bis Pilzsucher mit Fragen zu ihm kommen. Eckart Klett hält beispielsweise auch Vorträge. Elf waren es im vergangenen Jahr, mit immerhin 645 Teilnehmern. Außerdem war er mit 153 Interessierten auf Wanderungen unterwegs. Mittlerweile sind seine Pilzführungen sogar schon zur Geburtstagsgeschenk-Idee geworden. „Da werden Gutscheine verschenkt, eine tolle Idee“, freut er sich. Aktiv ist der Liegauer aber auch in den Schulen im Rödertal. „Wobei mir auffällt, dass sich nur die Grundschulen für die Themen Pilze und Wald interessieren“, wundert er sich dann doch ein wenig.

Die am meisten vorgelegten Pilze waren 2015 bei Eckart Klett übrigens: der giftige Karbolegerling sowie die ungiftigen flockenstieligen Hexenröhrlinge, Hallimasch, Nebelkappen, Schüpplinge, Parasolpilze, Perlpilze und Wiesenchampignons.

Kontakt: Eckart Klett, Am Hofeberg 12 in Liegau-Augustusbad, Telefon 03528 411444