Dippoldiswalde
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Bald mehr grüner Strom aus Glashütte?

Bürger und Unternehmen wollen selbst Energie herstellen. Im Rathaus häufen sich die Anfragen. Wie der Stadtrat damit umgeht.

Von Maik Brückner
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Fotovoltaikanlagen wie diese hier in Zeithain könnte es in naher Zukunft auch vermehrt in Glashütte geben. Mehrere Investoren wollen tätig werden.
Fotovoltaikanlagen wie diese hier in Zeithain könnte es in naher Zukunft auch vermehrt in Glashütte geben. Mehrere Investoren wollen tätig werden. © Eric Weser

Welchen Beitrag kann Glashütte bei der Energiewende leisten? Mit dieser Frage werden sich die Stadträte in den nächsten Tagen beschäftigen. Denn in der Uhrenstadt planen nicht nur die Bäckerei Bärenhecke und der Uhrenhersteller Mühle den Bau größerer Fotovoltaikanlagen. Es sollen noch weitere dazu kommen.

Das erklärte Bürgermeister Sven Gleißberg (parteilos) in der jüngsten Ratssitzung. Im Rathaus sind in den vergangenen Wochen mehrere Anfragen eingegangen. Die potenziellen Investoren wollen ihre Vorhaben im sogenannten Flächennutzungsplan berücksichtigt haben. Dieser gibt vor, wo in der Stadt was möglich ist: Wohnen, Gewerbe, Grünfläche usw.

Glashütte: Fünf Standorte für Fotovoltaik im Gespräch

"Im Sinne des kommunalen Mitwirkens bei der Energiewende sollten hier dringend weitere Erwägungen stattfinden", sagte Gleißberg. Er erinnerte die Räte daran, dass man sich bei der Teilnahme am Energiesparprogramm der Europäischen Umweltagentur (EEA) zu einem bestimmten Handeln verpflichtet habe.

Es gibt fünf Standorte, die als Sondergebiet für Fotovoltaikanlagen in den Flächennutzungsplan aufgenommen werden könnten. Sächsische.de stellt sie vor:

1. Statt Bauland Fotovoltaik in Hausdorf

Hausdorf: Ursprünglich sollten am nördlichen Ortsausgang von Hausdorf in Richtung Lungkwitz Wohnhäuser entstehen. Doch gegen diesen seit Jahren bestehenden Plan sprach sich zunächst der Hausdorfer Ortschaftsrat aus, und begründete das unter anderem mit der schwierigen Erschließung und dem Naturschutz. Auf Vorschlag von Ortsvorsteher Andreas Dießler (Wählervereinigung Reinhardtsgrimma) schloss sich der Stadtrat dem Standpunkt an und sprach sich dafür aus, das Gebiet im Flächennutzungsplan auf Grünland zurückzustufen.

Nun gibt es Widerspruch. Wie Gleißberg erklärte, gebe es konkrete Absichtsbekundungen von Vorhabenträgern, die Fläche auf Grundlage des Baurechts auf wirtschaftliche Machbarkeit zu untersuchen. "Weiterhin bestehen konkrete Anfragen zu einer Umwidmung dieser Fläche für eine Fotovoltaik-Nutzung", so Gleißberg.

Im Stadtrat forderten mehrere Räte die Verwaltung auf, sich an die Empfehlung des Ortschaftsrates zu halten und eine Wohnbebauung zu unterbinden. Offen blieb, wie sie zum Bau von einer möglichen Fotovoltaik-Anlage stehen.

2. Fotovoltaik und Acker in einem in Cunnersdorf

Cunnersdorf 1: Westlich von Cunnersdorf möchte ein Investor eine Agri-Fotovoltaik-Anlage bauen. Diese Anlage soll so errichtet werden, dass die darunter liegende Fläche landwirtschaftlich genutzt werden kann. Doch das hatte der Stadtrat bereits im vorigen Jahr abgelehnt. Er folgte der Argumentation von Stadtrat Jörg Eichler (WVR). Demnach habe die Fläche eine leichte Nordhangneigung, die dazu führen könnte, dass darunter arbeitende Erntemaschinen abdriften und die Anlage beschädigen könnten. Zudem würde so eine große Anlage nicht ins Landschaftsbild passen. Den Investor hat das nicht abgehalten, weiter am Vorhaben zu arbeiten. Wie Gleißberg informierte, habe dieser Kontakt zum Ortschaftsrat aufgenommen, um einen Kompromiss zu finden.

Bisher gibt es in Glashütte kein grünes Licht zum Bau von Agri-Fotovoltaik-Anlagen. Diese Pilotanlage steht auf dem Gelände der Demeter-Hofgemeinschaft in Heggelbach (Bodensee-Region). Im Jahr erzeugt sie so viel Strom, um 62 Haushalte versorgen zu können
Bisher gibt es in Glashütte kein grünes Licht zum Bau von Agri-Fotovoltaik-Anlagen. Diese Pilotanlage steht auf dem Gelände der Demeter-Hofgemeinschaft in Heggelbach (Bodensee-Region). Im Jahr erzeugt sie so viel Strom, um 62 Haushalte versorgen zu können © Fraunhofer ISE

Demnach sollte eine Teilung der Flächen, das Verlegen von Drainagen und ein Verschieben in Richtung Reinhardtsgrimma geprüft werden. Auch ein Bürgerdialog sei in Planung. Gleißberg kann sich - vorbehaltlich der Zustimmung im Ortschaftsrat - vorstellen, hier eine maximal zehn Hektar große Fläche als geplantes Sondergebiet für Fotovoltaikanlagen im Flächennutzungsplan auszuweisen. Sollte die Anlage in Cunnersdorf keine Chance haben, will sich der Investor um Alternativflächen im benachbarten Reinhardtsgrimma bemühen.

Ob der Investor seine Pläne verwirklichen kann, ist mehr als offen. Im Stadtrat gab es erneut Kritik an diesem Vorhaben. Dadurch werde eine landwirtschaftliche Fläche zerstört, erklärte unter anderem Klaus Köhler (WVR).

3. Fotovoltaik-Anlage auf der Deponie in Cunnersdorf

Cunnersdorf 2: Auch auf den Flächen der Deponie in Cunnersdorf könnte eine Fotovoltaikanlage errichtet werden. "Hier ist noch die Realisierbarkeit zu prüfen", erklärte Gleißberg. Aus den Reihen des Stadtrats wird es hierfür offenbar schnell grünes Licht geben. Einige Stadträte signalisierten bereits ihre Zustimmung.

4. Grüner Strom für Autos aus Dittersdorf

Dittersdorf: In Dittersdorf möchte ein ortsansässiger Unternehmer am östlichen Ortsrand eine Fotovoltaikanlage errichten, um mit dem dort erzeugten Strom seine E-Fahrzeugflotte zu betreiben. Geplant sei die Anschaffung von zwölf Pkws, so Gleißberg. Nähere Informationen habe er an den Ortschaftsrat weitergegeben. Dieser habe sich aber dazu noch nicht positioniert, erklärte der Bürgermeister.

5. Fotovoltaik-Plan für 1.570 Quadratmeter in Luchau

Luchau: Auch in Luchau soll eine Fotovoltaik-Anlage entstehen. Geplant ist diese am westlichen Ortsrand in einer Größe von 1.570 Quadratmetern. Investor ist ein Bürger.

Der Stadtrat will in den nächsten Tagen zunächst nichtöffentlich zu diesen Vorhaben beraten und Ende August öffentlich entscheiden. Dann soll der Entwurf des Flächennutzungsplans zur Auslegung kommen.