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Glashütte: Riesendiskussion um eine kleine Mauer

Das Bauwerk steht abseits der Innenstadt, ist an einigen Stellen schon eingebrochen. Obwohl die Sanierung teuer wird, hält der Stadtrat daran fest.

Von Maik Brückner
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Die Natursteinmauer in Glashütte sorgte für längere Debatten. Der Grund: Sie muss saniert werden.
Die Natursteinmauer in Glashütte sorgte für längere Debatten. Der Grund: Sie muss saniert werden. © Karl-Ludwig Oberthür

Eine 88 Meter lange und im Schnitt einen Meter hohe Natursteinmauer sorgte kürzlich für lange Diskussionen im Glashütter Stadtrat. Und das, obwohl sie abseits des Zentrums steht. Der Grund: Sie soll saniert werden. Nach Schätzungen des Bauamtes wird das rund 200.000 Euro kosten. Das sei viel Geld für eine Mauer, die "nur" an einem Wanderweg und dann auch noch auf Privatgrund stehe, meinten einige Stadträte.

Im Rahmen der jüngsten Haushaltsplanungen wurde das Projekt aufgrund der vergleichsweise hohen Kosten erneut infrage gestellt. "Das ist unser aller Geld", sagte Stadtrat Jörg Prasser (Wählervereinigung Zeitlos). Auch andere Stadträte zeigten sich skeptisch. Uwe Ahrendt (Grüne) verwies auf den Anspruch der Stadt, sparsam zu wirtschaften und auf die veränderten Rahmenbedingungen. Schließlich habe sich die finanzielle Situation der Stadt leider verschlechtert. "Deshalb müssen wir uns die Frage stellen: Können wir uns das leisten?"

Der Verfall der Mauer ist unübersehbar

Es gab aber auch Befürworter, die an die getroffenen Entscheidungen erinnerten. Bürgermeister Sven Gleißberg: "Der Beschluss kann nicht rückgängig gemacht werden." Erste Beschlüsse dazu gab es bereits im Mitte 2021. Deshalb bleibt die Mauer letztlich auf der Investitionsliste. Und das hat mit den Hirtenwiesen zu tun, der ehemaligen Glashütter Bergbaulandschaft.

Neben besagter Mauer führt ein öffentlicher Wanderweg von der Innenstadt in die Altbergbaulandschaft. Die Stadt sieht sich in der Pflicht, diesen zu erhalten, auch weil sie mit dem Bergbauverein noch Pläne dafür hat. Und das ist nur möglich, wenn der Weg erhalten bleibt und die Mauer saniert wird. Deren "Verfall" sei aber unübersehbar, so Gleißberg. Sie sei in den vergangenen Jahren an mehreren Stellen eingestürzt. An anderen Stellen steht die Mauer über.

Deshalb hat der Stadtrat schon vor Jahren den Grundsatzbeschluss gefasst, hier tätig zu werden. Dies soll im Rahmen des Sanierungsprogramms "Lebendige Zentren" geschehen. Damit kann die Stadt auf Fördermittel von Bund und Land in Höhe von rund 130.000 Euro zurückgreifen. Dass nach dem Grundsatzbeschluss so viel Zeit vergangen ist, hat mehrere Gründe. So mussten nicht nur Pläne erarbeitet werden. Auch die Denkmalschützer mussten gehört werden, denn die Mauer steht unter Denkmalschutz. Und die Naturschutzbehörde im Landratsamt musste Stellung beziehen, denn in der Trockenmauer leben Tiere. 2023 war das Bauvorhaben mit allen Beteiligten abgestimmt. Allerdings war der zuständige Mitarbeiter in der Glashütter Verwaltung erkrankt. Deshalb wurde das Projekt auf dieses Jahr verschoben.

Die Arbeiten wurden im Frühjahr ausgeschrieben. Im Mai erteilte der Stadtrat Gleißberg mehrheitlich die Vollmacht, den Auftrag zu vergeben. Doch dazu kam es nicht. "Wir haben die Ausschreibung aufgehoben", erklärte Gleißberg im Juni-Stadtrat. Der Grund: Zwar seien vier Angebote eingegangen. Doch eines konnte nicht berücksichtigt werden, weil es zu spät im Postfach lag. Zwei lagen deutlich über der Kostenberechnung. Das höchste sogar bei rund 570.000 Euro.

Der neue Stadtrat soll entscheiden

Nur ein Angebot lag deutlich unter der Kostenschätzung. Mit dessen Bieter wollte die Stadt ein Bietergespräch führen, um die sogenannte Auskömmlichkeit zu klären. Doch das Gespräch kam nicht zustande. "Deshalb konnten wir auch diesen Bieter nicht berücksichtigen", so Gleißberg. Einer schnellen Neuausschreibung standen die Vorgaben der Naturschützer entgegen. Denn wegen der in der Mauer lebenden Tiere dürfen die Arbeiten nur zwischen Juli und August ausgeführt werden.

Auf Nachfrage kündigte Gleißberg an, das Projekt mit dem neuen Stadtrat, der sich Anfang August konstituiert, erneut zu diskutieren. Dies werde aber erst in einer der nächsten Sitzungen geschehen. Dann soll entschieden werden, ob der Auftrag noch in diesem Jahr oder erst Anfang nächsten Jahres neu ausgeschrieben wird. Bis dahin soll der Bauhof die Mauer regelmäßig begutachten. Möglicherweise muss der Weg auch gesperrt werden. "Wir werden das im Auge behalten", so Gleißberg. Kommt es zu einer Auftragsvergabe, werde die Arbeiter rund vier Monate Bauzeit brauchen. Da es sich um eine Natursteinmauer handelt, werde der überwiegende Teil der Arbeiten in Handarbeit ausgeführt, erklärt Gleißberg.