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In Glashütte ist nach der Wahl vor der Wahl

Im Rennen um den Bürgermeisterposten gibt es noch keinen Sieger. Zwei Kandidaten wollen weiter kämpfen - mit unterschiedlichen Strategien.

Von Maik Brückner
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Sven Gleißberg (parteilos/mit CDU-Unterstützung) lud am Sonntagabend seine Unterstützer zu einer Dankeschön-Veranstaltung. Hier konnte er dann auch das gute Abschneiden feiern.
Sven Gleißberg (parteilos/mit CDU-Unterstützung) lud am Sonntagabend seine Unterstützer zu einer Dankeschön-Veranstaltung. Hier konnte er dann auch das gute Abschneiden feiern. © SZ/Maik Brückner

Bis gegen 21 Uhr am Sonntagabend schienen sich die Prognosen einiger Beobachter zu bestätigen. Bis dahin sah es so aus, als würden sich die drei Bewerber der Glashütter Bürgermeisterwahl ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Denn selbst Steffen Barthel (Wählervereinigung Johnsbach), der Ende August seinen Wahlkampf aus gesundheitlichen Gründen einstellte, hatte bis dahin noch einige Chancen, mit rund 25 Prozent ein sehr gutes Ergebnis zu erzielen. Sven Gleißberg (parteilos) und Tilo Bretschneider (AfD) lagen da aber schon mit 37,8 beziehungsweise 36 Prozent vorn.

Bretschneider, der zusammen mit dem amtierenden Bürgermeister Uwe Ahrendt (Grüne), Stadtrat Maik Lehmann (Wählervereinigung Zeitlos) und dem AfD-Landtagsabgeordneten André Barth den Wahlverlauf im Rathaus verfolgte, war trotz des hohen Stimmenanteils aber schon etwas unzufrieden. "Das ist teilweise ernüchternd", kommentierte der Glashütter den Zwischenstand.

"Viele Wähler haben das Neutrum gewählt"

"Ich hatte gehofft, dass es zu einer Entscheidung kommt." Doch diese deutete sich nicht an. "Herr Barthel hat wirklich viele Stimmen abgefasst. Viele Wähler haben das Neutrum gewählt und wollten sich zwischen uns Kontrahenten nicht entscheiden", so Bretschneider. Er ahnte aber schon da, dass es durch die Auszählung der Briefwahlzettel noch zu größeren Verschiebungen kommen könnte. Er sollte Recht behalten.

Tilo Bretschneider (AFD) verfolgte im Glashütter Rathaus den Ablauf der Wahl mit. Er hatte auf eine Entscheidung im ersten Wahlgang gehofft.
Tilo Bretschneider (AFD) verfolgte im Glashütter Rathaus den Ablauf der Wahl mit. Er hatte auf eine Entscheidung im ersten Wahlgang gehofft. © SZ/Maik Brückner

Denn im Laufe der Wahlnacht konnte Gleißberg seinen Vorsprung ausbauen. Dass sich das Ergebnis zum Ende hin zu seinen Gunsten entwickelte, lag an den Schlottwitzern und den Briefwählern. Sie trugen dazu bei, dass er am Ende 44,8 Prozent der Stimmen holte, Bretschneider landete bei 31,4 Prozent, Barthel bei 23,8 Prozent.

Barthel, der am Sonntag das Wahlgeschehen zu Hause verfolgte, wollte das Wahlergebnis nicht kommentieren. Nur soviel: "Ich bedanke mich bei allen Wählern und dem Vertrauen, mich trotz der Absage gewählt zu haben", sagt er. Überrascht habe ihn die hohe Zustimmung in Ober- und Niederfrauendorf.

Gleißberg zeigte sich zufrieden: "Ich habe mein Bestmöglichstes gegeben, bin authentisch geblieben, habe versucht, alle Bürger und Bürgerinnen zu gewinnen. Ich bin stolz über das Ergebnis." Immerhin konnte er in mehreren Orten gewinnen, wenngleich sich die Ergebnisse nicht direkt miteinander vergleichen lassen, da die jeweiligen Wähler auch per Briefwahl wählen konnten. Diese Wahlscheine werden aber nicht den einzelnen Orten zugeordnet. Dennoch sind Tendenzen zu erkennen:

Hier siegte Gleißberg

Der parteilose Gleißberg, der von der CDU aufgestellt und unterstützt wurde, schnitt besonders gut in Schlottwitz, Reinhardtsgrimma, Cunnersdorf, Hirschbach und Hermsdorf ab. In Hausdorf siegte er knapp. In Ober- und Niederfrauendorf landete er knapp auf Platz zwei. Gleißberg konnte darüber hinaus in den beiden Briefwahllokalen deutlich gewinnen.

Leanne Streller, Lutz Grämer (Mitte) und die Wahlhelfer im Wahlbüro Glashütte 1 hatten am Sonntag viel zu tun. Das eingespielte Team hatte gegen 20 Uhr die beiden Wahlen ausgezählt.
Leanne Streller, Lutz Grämer (Mitte) und die Wahlhelfer im Wahlbüro Glashütte 1 hatten am Sonntag viel zu tun. Das eingespielte Team hatte gegen 20 Uhr die beiden Wahlen ausgezählt. © SZ/Maik Brückner

Hier gewann Bretschneider

Der AfD-Stadtrat punktete vor allem in seiner Heimatstadt Glashütte, sowohl in der Unter- als auch in der Oberstadt. In beiden Wahllokalen holte er die Mehrheit. Er siegte auch in Dittersdorf, wo er aufwuchs, und in Luchau.

Zwei Wahllokale gingen an Barthel

Trotz seines Rückzuges haben viele Johnsbacher für Barthel gestimmt. Er siegte aber nicht in seinem Heimatdorf, sondern auch in Ober- und Niederfrauendorf.

So geht es weiter

Nun darf man gespannt sein, wie der zweite Wahlgang am 17. Oktober ausgehen wird. Die Vertrauensleute der Wählervereinigung Johnsbach werden wie angekündigt, ihren Wahlvorschlag zurückziehen, sagt Barthel. Eine Wahlempfehlung wollte der Johnsbacher mit Hinweis auf sein Amt als Ortsvorsteher nicht abgeben.

Sven Gleißberg und Tilo Bretschneider wollen ihre Wahlkämpfe indes fortführen. Bretschneider kann dabei auf die Unterstützung der AfD-Landtagsfraktion hoffen, kündigte deren Mitglied Barth an. Man werde einen engagierten Wahlkampf führen. "Ich werde versuchen, prominente Leute nach Glashütte zu bringen, um Tilo Bretschneider zu unterstützen", so Barth.

Gleißberg kündigte an, in den nächsten drei Wochen weiter den Kontakt zu den Bürgern zu suchen. Insbesondere möchte er die Bürger, die ihr Kreuz hinter Barthels Namen gemacht haben, für sich gewinnen. Er wollte sich am Sonntagabend nicht darauf festlegen, nochmals eine Tour durch alle Orte zu machen. Gleißberg möchte in den nächsten Tagen aber weitere Gespräche mit Stadträten führen, um Unterstützer zu finden.