Nomos Glashütte: Mit der Autobahn aus der Krise

Neue Produkte vorstellen und im Gespräch bleiben. Das waren die Ziele eines Treffens, zu dem der Uhrenhersteller Nomos Glashütte Anfang der Woche rund 70 Fachhändler und Fachjournalisten aus Europa in die Uhrenstadt eingeladen hatte. Hier präsentierte das vom Glashütter Uwe Ahrendt geführte Unternehmen drei neue Versionen der „Director’s Cut“, der Automatikuhr Autobahn, um damit 175 Jahre Glashütter Uhrengeschichte auf sehr moderne Art zu feiern. Die Veranstaltung fand im Nomos-Forum statt, der früheren katholischen Kirche auf dem Dittersdorfer Weg.

Die auf je 175 Stück limitierten Modelle in den Farben Weiß-Orangerot (A3), Blau-Gelb (A7) und Schwarz-Grau (A9) sind auffälliger als die bereits bekannten Standardversionen. Gestaltet wurden diese vom bekannten Designer Werner Aisslinger, der dazu auch nach Glashütte gekommen war.
Roland Schwertner, der Nomos gegründet hat und nun als Geschäftsführer für den Vertrieb im Unternehmen zuständig ist, war mit dem Zuspruch der Fachwelt zufrieden. Er glaubt, dass diese Form der Präsentation die Zukunft sein wird. Aus seiner Sicht habe es sich bewährt, die Experten nach Glashütte einzuladen. "Man kriegt hier viel mehr erklärt, als wenn man Uhren mit Flipcharts vorstellt. Hier sehen die Leute, wo die Uhren herkommen."

Große Uhrenmessen wie die Baselworld wird es aller Voraussicht bald wieder geben, dann aber mit einem anderen Charakter. "Es wird aber nicht mehr reichen, einmal im Jahr neue Uhren auf einer Messe vorzustellen", meint Schwertner. Und er verweist auf die Modewelt. Früher reichte es, neue Produkte zweimal im Jahr vorzustellen. Nun gebe es fast jede Woche eine neue Kollektion. "Bei den Uhren ist es ähnlich."
Es reicht nicht, einmal im Jahr zur Messe zu fahren
Der Grund: Die Kunden orientieren sich kurzfristiger und nutzen dabei das Internet. Die Corona-Krise habe diesen Trend, der sich bereits abzeichnete, nur beschleunigt, sagt Schwertner. Deshalb setzt Nomos nun auf die Uhrenpräsentation im kleinen Rahmen. Vorgesehen ist, dass es diese zweimal im Jahr geben soll. Vielleicht auch mal als Weihnachtsfeier oder als Disco. Zu den nächsten Treffen möchte Nomos mehr Leute einladen.

Das ist auch notwendig. Denn die Händler sind aus Angst und Unsicherheit zurückhaltend. Sie wüssten nicht, wie sich der Markt entwickelt. Deshalb hätten viele ihre Lagerbestände heruntergefahren. "Das merken wir", so Schwertner. Durch den Onlineverkauf und den Verkauf im Ausland habe man einiges kompensieren können.
Größere Investitionen sind in naher Zukunft nicht geplant, in ein paar Jahren schon. Dabei blickt Schwertner auf den Parkplatz, der sich gegenüber dem Lange-Stammhaus in Glashütte befindet. "Eines Tages werden wir die Fläche so bebauen, dass dies die Stadt prägt." Auf einen Zeitplan wollte sich der Nomos-Chef aber nicht festlegen. Wohl auch, weil man die Pläne zuletzt immer wieder verschieben musste und stattdessen die Chronometrie saniert und erweitert und eine neue Betriebsstätte in Schlottwitz gebaut hat.
Am Plan selbst hält Nomos Glashütte aber fest. "Wir wissen, dass wir das Gebäude brauchen." Die Produktion, die Fertigung und die Montage sollen dort konzentriert werden. "Dort wird dann alles gemacht." Im Bahnhofsgebäude bleibt die Verwaltung.
Insgesamt geht es Nomos Glashütte wirtschaftlich gut. "Wir sind gut durch die Krise gekommen." Trotzdem ist die Belegschaft kleiner geworden. "Wir haben weniger Uhren gebaut und unsere Lagerbestände abgebaut, haben konzentriert und konsolidiert." Das sei in den Zeiten wichtig gewesen, so Schwertner. Gegenwärtig beschäftigt Nomos 220 Mitarbeiter - vor Corona waren es 300. Nun stelle man wieder ein.
Dass die Stadt Glashütte mit niedrigeren Gewerbesteuern rechnen müsse - wie zuletzt im Stadtrat zu hören war -, liege nicht an Nomos, versichert Schwertner. "Von uns sind steigende Zahlen zu erwarten." Eine konkrete Zahl nannte er nicht.