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Glashütte: Dresdner forscht zu alten Uhren

Über 40 Jahre hat sich Jürgen Peter mit historischen Taschenuhren befasst. Ausgelöst wurde diese Leidenschaft durch einen Zufallskauf.

Von Maik Brückner
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Jürgen Peter (links) hat ein Buch zur Geschichte der frühen Uhrmacherei in Glashütte geschrieben. Zusammen mit dem stellvertretenden Museumsleiter Jürgen Franke von Deutschen Uhrenmuseum wirft er einen Blick hinein.
Jürgen Peter (links) hat ein Buch zur Geschichte der frühen Uhrmacherei in Glashütte geschrieben. Zusammen mit dem stellvertretenden Museumsleiter Jürgen Franke von Deutschen Uhrenmuseum wirft er einen Blick hinein. © Karl-Ludwig Oberthür

Ein Fundstück hat bei Jürgen Peter eine große Leidenschaft ausgelöst - die Uhrmacherei. Über die Jahre lernte der Dresdner, Uhren zu reparieren. Aber auch mit der Theorie des Uhrenbaus befasst sich der gelernte Dreher, der über Jahre in verschiedenen Maschinenbauunternehmen in anderen Funktionen tätig war.

Der 77-Jährige hat so viel Material zusammengetragen, dass er daraus ein Buch machen konnte. Dieses ist nun die passende Lektüre für all jene, die sich für die früheren Glashütter Uhren interessieren.

Wie genau er zu der Taschenuhr aus Glashütter Produktion gekommen ist, kann Peter nicht genau sagen. "Vor 40 Jahren habe ich begonnen, Nachlässe von Uhrmachern zu kaufen, um an Ersatzteile und Werkzeuge zu kommen." Bei einem dieser Käufe war diese Uhr dabei, die ihn dann so faszinierte. Immer wieder holte er sie hervor. "Leider habe ich mir nicht notiert, von wem ich sie gekauft habe." Heute würde er das anders machen.

Besuch in der Uhrenmanufaktur von Lange

"Ich wusste nur, dass es sich um eine frühe Uhr handelt, aber nicht, welche der vier damals tätigen Hersteller diese gebaut hat", sagt er. "Das hat mich die ganzen Jahrzehnte umgetrieben." Peter fing an, sich in das Thema Glashütte reinzuarbeiten, auch praktisch. Er erlernte die Uhrmacherei bei einem Uhrmacher, ohne einen Abschluss zu machen. Längst hat er sich reingefuchst. "Ich repariere auch Uhren", sagt er. Doch das Geheimnis seiner Uhr konnte er auch so nicht lösen.

In den 2000er-Jahren besuchte er die Firma Lange und Reinhard Reichel, den damaligen Leiter des Deutschen Uhrenmuseums in Glashütte. Beides brachte ihn zunächst nicht weiter. Immerhin wurde ihm aber bestätigt, dass er eine frühe Glashütter Taschenuhr besitzt. Mehr nicht. "Keiner wollte sich festlegen."

Jürgen Peter hat das angespornt, sich noch intensiver mit der Uhr beschäftigte. "Mir kam das Internet zu Hilfe", sagt er. Mit Experten tauschte er Fotos von historischen Taschenuhren aus, um sie zu begutachten. Er kaufte auch Fotos und legte sich ein Fotoarchiv an.

Originalschriften von Lange studiert

In Dresden studierte er Originalschriften von Ferdinand Adolph Lange. "Ich habe das alles in heutige Schrift transkribiert". Auch mit dem Uhrenmuseum blieb er in Kontakt. Mit dessen Hilfe konnte Peter immer mehr Fakten zu den frühen Glashütter Uhren sammeln. Am Ende hatte er so viele Informationen, dass er daraus ein Manuskript erstellen, welches später die Grundlage für sein Buch werden sollte.

Viele Geheimnisse konnte er lüften, doch eines nicht. "Ein Vierteljahr vor der Drucklegung wusste ich immer noch nicht, aus welchem Haus meine Uhr stammt." Dann die Wendung: Bei einer Auktion erwarb er ein Uhrwerk aus der frühen Produktion der Firma Moritz Grossmann. "Als ich dieses auf dem Tisch hatte und öffnete, sah ich die Seriennummer. Ich erkannte, dass meine Uhr die gleiche Stempelung hat."

Jürgen Peter besitzt zwei frühe Uhren von Moritz Grossmann. Sie besitzen die Seriennummern 1.104 und 1.026. Die linke Uhr löst seinen Forscherdrang aus.
Jürgen Peter besitzt zwei frühe Uhren von Moritz Grossmann. Sie besitzen die Seriennummern 1.104 und 1.026. Die linke Uhr löst seinen Forscherdrang aus. © Jürgen Peter
Blick in die Uhrwerke der Modelle mit den Seriennummern 1.104 und 1.026, beide sind frühe Uhren von Moritz Grossmann.
Blick in die Uhrwerke der Modelle mit den Seriennummern 1.104 und 1.026, beide sind frühe Uhren von Moritz Grossmann. © Jürgen Peter
Seine Erkenntnisse zu frühen Uhren von Moritz Grossmann hat Jürgen Peter in diesem Buch niedergeschrieben.
Seine Erkenntnisse zu frühen Uhren von Moritz Grossmann hat Jürgen Peter in diesem Buch niedergeschrieben. © Jürgen Peter

Nun war sich Peter sicher, wer seine Uhr gebaut hat. Denn die andere Glashütter Hersteller verwenden in jenen Jahren andere Stempelungen. Für ihn war der Kauf ein absoluter Glücksfall. Seine Uhr trägt übrigens die Seriennummer 1.104. Peter ist sich sicher, dass sie um 1856, also rund neun Jahre nach der Begründung der Glashütter Uhrmacherei durch Ferdinand Adolph Lange gebaut wurden.

Damit gehört sie zu den frühesten Uhren von Moritz Grossmann, denn die Fabrikanten - Grossmann nahm 1855 die Produktion auf -, begann die Zählung der Uhren meist mit 1.000. Wenn dem so ist, wäre seine Uhr die 104., die die Manufaktur von Moritz Grossmann verlassen hat. "Meine Erkenntnis habe ich noch schnell ins Manuskript eingearbeitet."

In seinem Buch beschäftigt sich Jürgen Peter nicht nur mit Uhren von Moritz Grossmann, sondern auch mit denen von Ferdinand Adolph Lange, Julius Assmann und Adolf Schneider. Es ist eines von zwei Büchern, dass vom Deutschen Uhrenmuseum als ergänzende Informationen zur aktuellen Sonderausstellung empfohlen wurde, die über die ersten Jahre der Glashütter Uhrenherstellung informiert.

Von Uhrenexperten wurde Jürgen Peters Buch gelobt. "Für Sammler Glashütter Uhren ist dieses Buch ... ein Muss", urteilte beispielsweise Martin Häußermann vom Magazin Armbanduhren.

Jürgen Peter (2020): Die ersten 25 Jahre Glashütter Uhrenindustrie 1845-1870, 239 Seiten mit 380 Detailfotos kosten 59 Euro.