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Hochhäuser und Seilbahnen für Glashüttes Neustadt

In der Uhrenstadt werden Ideen diskutiert, wie eine Neustadt Glashütte aussehen könnte. Nun legten Studenten erste Entwürfe vor.

Von Maik Brückner
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Lisa Caroline Semper ist eine von 15 Studierenden, die ihre Ideen für eine Glashütter Neustadt derzeit in der Ideen-Galerie Nr. 1 präsentieren.
Lisa Caroline Semper ist eine von 15 Studierenden, die ihre Ideen für eine Glashütter Neustadt derzeit in der Ideen-Galerie Nr. 1 präsentieren. © Karl-Ludwig Oberthür

Lisa Caroline Semper kann sich eine Glashütter Neustadt gut vorstellen. Der neue Stadtteil sollte oberhalb des Müglitztales entstehen und aus modernen zwei- bis dreistöckigen Häuser bestehen. Die Kernstadt könnte man von dort aus gut sehen.

Wie diese Neustadt genau aussehen soll, können sich die Glashütter seit dieser Woche in der Ideen-Galerie-Nr. 1 anschauen. Hier werden Arbeiten von Architekturstudenten der TU Dresden gezeigt. Entstanden sind diese im Rahmen eines Projektes, mit dem Glashütte beim Wettbewerb SIMUL+ 150.000 Euro gewonnen hat.

Uwe Ahrendt, Glashüttes amtierender Bürgermeister und Mitglied der Lenkungsgruppe Neustadt Glashütte, eröffnete die Ideen-Galerie Nr. 1 am Moritz-Großmann-Platz.
Uwe Ahrendt, Glashüttes amtierender Bürgermeister und Mitglied der Lenkungsgruppe Neustadt Glashütte, eröffnete die Ideen-Galerie Nr. 1 am Moritz-Großmann-Platz. © Karl-Ludwig Oberthür

15 Studenten hatten sich in einem Seminar Gedanken gemacht. Die Vorstellungen von Lisa Caroline Semper, die diese zusammen mit ihren Kommilitonen René Großerüschkamp und Melanie Leuschner entwickelt hat, dürften für die meisten Glashütter gut nachvollziehbar sein.

Melanie Huhmann, TU-Professorin für Urbanismus und Entwerfen, und Claudia Muntschick vom Team Kreatives Sachsen werden den Prozess weiter begleiten.
Melanie Huhmann, TU-Professorin für Urbanismus und Entwerfen, und Claudia Muntschick vom Team Kreatives Sachsen werden den Prozess weiter begleiten. © Karl-Ludwig Oberthür

Denn die Neustadt sollte auf einer Fläche entstehen, die schon in früheren Diskussionen betrachtet wurde. Der dort entstehende Stadtteil soll mit der Altstadt nicht nur über eine Straße, sondern auch über eine Seilbahn verbunden werden.

Die drei Studenten haben sich auch mit der Kernstadt befasst. Diese soll attraktiver werden. Die historische Baustruktur soll erhalten und nachverdichtet werden.

Die bestehenden Plätze rund um das Uhrenmuseum müssten aufgewertet werden, um zum Flanieren und Verweilen einzuladen. Der Moritz-Großmann-Platz soll zur Neuen Mitte - zum zentralen Treffpunkt werden. "Hier werden Feste und Veranstaltungen organisiert und viele Kaffees getrunken", erklärt die Studentin.

Durch die Aufwertung der Plätze könnte die Kernstadt attraktiver werden.
Durch die Aufwertung der Plätze könnte die Kernstadt attraktiver werden. © Lisa Caroline Semper, René Großerüschkamp und Mela
Der Moritz-Großmann-Platz könnte zur Neuen Mitte der Stadt werden.
Der Moritz-Großmann-Platz könnte zur Neuen Mitte der Stadt werden. © Lisa Caroline Semper, René Großerüschkamp und Mela
So stellen sich die Studenten Lisa Caroline Semper, René Großerüschkamp und Melanie Leuschner die Neustadt vor.
So stellen sich die Studenten Lisa Caroline Semper, René Großerüschkamp und Melanie Leuschner die Neustadt vor. © TU Dresden

Lisa Caroline Semper hofft, dass ihre Ideen in naher Zukunft realisiert werden. Die Chancen stehen nicht schlecht, denn andere Studenten haben ganz ähnliche Ideen, obwohl sie in anderen Gruppen gearbeitet haben.

Andere Ideen sind recht kühn. Zwei Stundeten konnten sich vorstellen, Hochhäuser in die Altstadt zu setzen. Entstehen sollen sie auf den Flächen, auf denen jetzt noch Ruinen stehen. "Auf diese Weise wird durch geringen Flächenverbrauch die Anzahl der Menschen, die als neue Bewohner nach Glashütte kommen, maximiert", begründen die Studenten ihren Vorschlag.

Die Kernstadt soll gemütliche Plätze bekommen. Diese Idee stammt von Nico Hilsky und Jonas Ben Corleis.
Die Kernstadt soll gemütliche Plätze bekommen. Diese Idee stammt von Nico Hilsky und Jonas Ben Corleis. © TU Dresden
Ein Hochhaus in der Kernstadt. Inaki Erana Azconbieta und Carlos Barrado Jimennez können sich das vorstellen.
Ein Hochhaus in der Kernstadt. Inaki Erana Azconbieta und Carlos Barrado Jimennez können sich das vorstellen. © TU Dresden
Alt- und Neustadt sollen mit einer Seilbahn verbunden werden. Diese Idee stammt von Kaspar Kleinheiz, Elena Alvaret Andres und Echeveveste Martinez.
Alt- und Neustadt sollen mit einer Seilbahn verbunden werden. Diese Idee stammt von Kaspar Kleinheiz, Elena Alvaret Andres und Echeveveste Martinez. © TU Dresden

Melanie Huhmann, Professorin für Urbanismus und Entwerfen, die zur Eröffnung der Galerie nach Glashütte gekommen war, ist von den Arbeiten angetan. "Das Thema ist bei meinen Studenten auf großen Zuspruch gestoßen, weil sie in der Region etwas machen wollten". Erfreulich sei, dass sich auch spanische Studenten beteiligt haben. "Diese haben dort ähnliche Probleme wie wir in Deutschland. Der Ländliche Raum in Spanien hat es aber noch schwerer. Dort konzentriert sich alles auf die großen Städte."

Die Ideen der Studenten sollen im weiteren Prozess des Projektes eine Diskussionsgrundlage sein. "Selbst, wenn eine Seilbahn unrealistisch erscheint, kann man trotzdem darüber sprechen", sagt die Professorin. "Wie komme ich auf den Berg rauf? Im Laufe der Jahre werden die Ideen auf das Machbare heruntergeschraubt."

Mit den Ideen möchte die Professorin eine Diskussion unter den Glashüttern auslösen, über Mobilität, über das Verhältnis der Kernstadt zu den Ortsteilen und zu einem möglichen neuen Stadtteil.

In dieser Woche wurde die Ideen-Galerie Nr. 1 am Moritz-Großmann-Platz in Glashütte eröffnet.
In dieser Woche wurde die Ideen-Galerie Nr. 1 am Moritz-Großmann-Platz in Glashütte eröffnet. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Professorin selbst möchte sich nicht festlegen, wo der neue Stadtteil entstehen soll. Sie hat aber Prämissen: "Die Höhenmeter sind nicht das Problem." Der Stadtteil sollte nah an der Bahnstrecke entstehen und möglichst wenig Fläche einnehmen. Es sollen keine Hochhäuser, sondern zwei- bis dreistöckige Häuser entstehen.

Glashütte hat gute Chancen, denn die Kleinstädte hinter den Speckgürteln der Großstädte wachsen. In zehn bis 15 Jahren könnte Glashütte vom Bedarf her die Chance bekommen.

Die Dresdnerin Claudia Muntschick vom Team Kreatives Sachsen möchte im Herbst mit dafür sorgen, dass die mutigen Ideen realisiert werden können. Sie möchte 20 bis 25 Unternehmer, die in der Kreativwirtschaft arbeiten und später als Multiplikatoren wirken sollen, nach Glashütte einladen.

Vielleicht gelingt es, den einen oder anderen für einen Umzug zu begeistern. "Kreative kommen nicht wegen der Arbeitsplätze, sie bringen ihre Arbeit mit." Sie kämen vor allem wegen der Lebensqualität.

Für die Uhrenstadt spricht einiges: Glashütte ist mit Bus und Bahn gut zu erreichen und durch die Uhrenindustrie vielen ein Begriff, sagt sie. Zudem sei hier schon vieles passiert. Im Unterschied zu anderen Orten könne sich der Bahnhof hier sehen lassen. "Und es gibt auch Cafés."

Und wie reagieren die Glashütter? Die Mehrzahl der Stadträte war begeistert. Viele der knapp 80 Bürger, die am Nachmittag die Ausstellung besuchten, waren überrascht - auch von der Ansprache der Studenten, die oft auch englische Begriffe nutzen. Eines ist den Initiatoren gelungen: Über die Ideen wird gesprochen.

Die Ideen-Galerie-Nr. 1 wird in den nächsten Wochen immer wieder geöffnet sein. Aktuelle Öffnungszeiten kennt Bianca Braun in der Tourist-Information. Außerdem werden die Zeiten an der Galerie veröffentlicht.