Von Mario Heinke
Am 27. August 1966 ist das Porzellanglockenspiel an der Blumenuhr feierlich eingeweiht worden. Derzeit schweigt das Wahrzeichen, weil die Anschlaghämmer der Glocken ausgetauscht werden müssen. Die SZ spricht mit Ratsuhrmacher Guido Hannig über das 50. Jubiläum und die Zukunft der Touristenattraktion.
Herr Hannig, wird das Glockenspiel an seinem 50. Geburtstag wieder spielen?
Nein, das schaffen wir leider nicht mehr. Wir sind dennoch optimistisch und der festen Überzeugung, dass es gelingt, das Wahrzeichen wieder zum Klingen zu bringen. Seit dem Spendenaufruf im Januar sind rund 20 000 Euro auf dem Spendenkonto bei der Stadt eingegangen. Das ist die Hälfte der benötigten Summe. Die Bürger haben uns viel Geld anvertraut, um das Denkmal behutsam zu sanieren und durch eine digitale Steuerung aufzuwerten.
Zum Jubiläum klingen also keine Glocken, wie aber geht es weiter?
Im September werden wir gemeinsam mit den verantwortlichen Mitarbeitern bei der Stadtverwaltung prüfen, ob wir mit der Sanierung beginnen. Wir wollen die defekten Torpedos und die Porzellanglocken ausbauen und instand setzen, dafür würde das bislang gespendete Geld reichen. Aber wie gesagt, die endgültige Abstimmung darüber steht noch aus. Das Jubiläum werden wir jedoch nicht ungenutzt verstreichen lassen und möchten unserer Spendenaktion einen neuen Schub verpassen. Deshalb haben wir uns einiges ausgedacht, um auf das Projekt aufmerksam zu machen.
Sie halten aber an der geplanten digitalen Steuerung fest?
Unbedingt, die alte Steuerung aus den 1990er Jahren bietet nur beschränkte Möglichkeiten das Glockenspiel als Instrument zu nutzen. Das Glockenspiel ist ein einmaliges Instrument und soll noch attraktiver werden, unbekannte Werke Zittauer Komponisten, neu geschaffene Kompositionen und vertrautes Liedgut zum Erklingen bringen. Die Erbauer haben sich 1966 auch für die modernste Technik, ein elektrisch angesteuertes Walzenwerk, entschieden. Warum sollen wir heute unter unseren Möglichkeiten zurückbleiben? Das Glockenspiel ist mehr als nur eine Touristenattraktion, es prägt die Stadt und erfreut Jung und Alt.
Woher sollen die fehlenden Gelder kommen?
Wir haben uns jetzt an die Kreishandwerkerschaft gewandt, der wir das Porzellanglockenspiel zu verdanken haben. Die Handwerker des Kreises gehörten vor 50 Jahren zu den Initiatoren des klingenden Bauwerks. Sie sammelten damals 20 000 Mark ein und leisteten ehrenamtlich Aufbauarbeit. Wir bauen auch auf die Unterstützung durch Firmen und Gewerbetreibende der Region. Bislang spendeten vor allem unzählige Privatpersonen. Dafür sind wir sehr dankbar. Das ist ein Beleg dafür, wie sehr den Spendern der Erhalt des Wahrzeichens am Herzen liegt. In einigen Tagen wird eine Spendenbox mit Informationsmaterial an der Blumenuhr angebracht. Aus Sicherheitsgründen soll die Box täglich geleert werden. Auch da kommen sicher auch noch einige Euro zusammen.
Zwischenzeitlich hofften Sie, dass die Stadt das fehlende Geld bereitstellt?
Die Haushaltslage der Stadt Zittau ist sehr angespannt, deshalb setzen wir weiterhin auf die Spendenbereitschaft und das Engagement der Bürger, auch wenn es dadurch vielleicht etwas länger dauert. Was die Handwerker geschaffen haben, soll durch das Engagement der Bürger erhalten bleiben. Das passt gut zum Thema des diesjährigen Denkmalstages, das da lautet: „Gemeinsam Denkmale erhalten“. Wir nehmen am Tag des Offenen Denkmals Anfang September teil und haben den Besuchern einiges zu zeigen.
Was erwartet die Besucher am Tag des Offenen Denkmals am Glockenspiel?
Türmer Felix Weickelt wird mögliche Klangvariationen auf einem Xylofon demonstrieren. Ich öffne für Interessenten das Uhrwerk unter dem Blumenbeet. Das Museum stellt an diesen Tag das alte mechanische Uhrwerk der Blumenuhr zur Verfügung. Interessenten können sich die alte Technik vor Ort anschauen.
Tag des offenen Denkmals: 11. September 2016 von 14 bis 16.30 am Glockenspiel
Spendenkonto: Empfänger: Stadt Zittau, IBAN: DE 54850 501 00 3000 0001 00, BIC: WELA DED1 GRL, Verwendungszweck: Denkmalpflege Glockenspiel