Hoyerswerda
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Glückwunsch zum 106. Geburtstag!

Irmgard Genthe lebt seit drei Jahren in einem Hoyerswerdaer Pflegeheim. Doch ihr Leben begann 900 Kilometer entfernt.

Von Uwe Schulz
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Irmgard Genthe beim letzten Geburtstag in ihrer eigenen Wohnung 2017.
Irmgard Genthe beim letzten Geburtstag in ihrer eigenen Wohnung 2017. © Foto: privat

Hoyerswerda. Wenn Irmgard Genthe sagt: „Das hat sie noch nicht erlebt“, dann hat das Gewicht. Denn mit ihrer Lebenserfahrung kann es in der Stadt niemand aufnehmen und weltweit sind es nicht sehr viele. Irmgard Genthe wird heute 106 Jahre alt.

Der Geburtstag im „Haus Rosengarten“ wird aufgrund der allgemeinen Beschränkungen für Pflegeeinrichtungen ruhiger ausfallen als geplant. Die vier Enkel, vier Urenkel und sechs Ururenkel dürfen jedenfalls nicht vorbeikommen. Und wenn sich die Jubilarin vor drei Jahren nicht bei einem Sturz einen Knochenbruch zugezogen hätte, würde sie vielleicht immer noch in ihrer Wohnung in der Hoyerswerdaer Neustadt leben. Aber so ist das nun mal. 

Auf die Welt kam Irmgard Genthe als eine Uhrich über 900 Kilometer von Hoyerswerda entfernt in Czernowitz am 7. Mai 1914. Der Ort in der Bukowina gehörte damals zu Österreich-Ungarn. Wie im sogenannten Ribbentrop-Molotow-Pakt zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion am 24. August 1939 vereinbart, wurde die Stadt am 28. Juni 1940 von der Sowjetunion besetzt und der Großteil der deutschen Bevölkerung, etwa 25.000 Personen, nach Deutschland umgesiedelt. Heute gehört die Stadt zur Ukraine. Unter den Umsiedlern befand sich auch die heutige Jubilarin mit Mann und Tochter Waldtraut (1933-2018). Tochter Rosalinde wurde 1940 genau in dieser wirren Zeit geboren. Vom ersten Umsiedlungsort Leipzig ging es 1941 nach Lodz. Drei Jahre später begann die Flucht, die 1945 in Bitterfeld endete. Irmgard Genthes erster Mann, 1942 zur Armee eingezogen, galt da schon zwei Jahre lang als vermisst.

Nach Hoyerswerda kam die Familie 1959. Hier hat Irmgard Genthe bis 1980 in der Betriebsküche der Deutschen Reichsbahn gearbeitet – das ist auch schon wieder vierzig Jahre her. Und bis 2017 lebte sie wie schon erwähnt überaus selbstständig in der eigenen Wohnung. Ihre Tochter Rosalinde sagt: „Meine Mutter war immer eine starke Frau, die stets nach vorn schaute.“