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Görnische Gasse weiter im Aufwind

Die denkmalgeschützten Renaissance-Häuser Nummer 2 und 3 werden saniert – der Clou sind flexible Wohnformate.

Von Udo Lemke
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Wo der normale Bürger nur Chaos sieht, sieht Architektin Antje Hainz eine nach Süden ausgerichtete Wohnanlage mit Balkons und Terrassen.
Wo der normale Bürger nur Chaos sieht, sieht Architektin Antje Hainz eine nach Süden ausgerichtete Wohnanlage mit Balkons und Terrassen. © Claudia Hübschmann

Meißen. Um nicht überall nur Chaos und Verfall zu sehen, muss man einen geschulten Blick haben. Den hat Antje Hainz. Sie kann quasi in die Zukunft sehen, was die Görnische Gasse 2 und 3 betrifft. Sie sieht zwei schöne Wohnhäuser mitten in der Altstadt, wo jetzt noch rohe Ziegelwände stehen, Armierungseisen in die Luft spießen und Gerüste Mauern zu halten scheinen. Denn sie hat mit ihrem Mann, Andreas, das Projekt für die Sanierung der beiden Denkmäler entwickelt – oder was davon übrig ist. Denn an der Nummer zwei hatte sich offenkundig jemand an einer „Warmsanierung“ versucht, das heißt, das Haus angezündet. Doch dafür sind selbst die Reste, etwa erhaltene Kellergewölbe, zu schade. Denn, um 1560/70 gebaut, gehört es zu den typischen Renaissance-Häusern, die Görnische Gasse sogar zum ältesten Teil der Stadt, der auf das Jahr 1200 zurückgeht.

Nur etwa zwölf Meter ist die Fassade der Nummer 2 an der Görnischen Gasse breit, das Gebäude geht aber um die 30 Meter in die Tiefe, und zwar nach Süden: „Das sind die besten Voraussetzungen für zeitgemäßes Wohnen mit Balkonen und Terrassen und Pkw-Stellplätzen im Hof.“ Man wolle insgesamt acht Wohnungen mit 700 Quadratmetern Gesamtfläche in der Görnischen Gasse 2 und 3 errichten Die Wohnungen sollen zwischen 80 und 130 Quadratmeter groß sein. „Die Wohnungen sollen so flexibel gemacht werden, dass sie je nach Bedarf so wohl von Familien als auch von Wohngemeinschaften genutzt werden können“, beschreibt Antje Hainz das besondere Konzept ihres Projektes. Dazu gehört auch ein Aufzug, der bis ins vierte Geschoss, ins Dachgeschoss geführt wird.

Im Herbst 2017 ist mit der Sicherung der Bausubstanz begonnen worden, 2018 wurde entrümpelt und erste Rohbauarbeiten ausgeführt. In diesem Jahr soll der Rohbau weit vorangetrieben werden und bezugsfertig sollen die beiden Häuser 2021 sein. Ein langer Weg und kein billiger. Insgesamt 2,9 Millionen Euro sind für das Projekt veranschlagt. „Ohne eine Förderung des Vorhabens ist die Finanzierung seitens des Bauherrn nicht zu stemmen“, hatte Antje Hainz im Februar 2018 im Stadtrat erklärt. Dem folgten die Stadträte und bewilligten bis 2021 rund 177 000 Euro städtische Förderung für das Projekt. Mit diesem Eigenanteil können Finanzhilfen von Bund und Land in Höhe von insgesamt 708 000 Euro fließen.

Damit ist die Sanierung der Görnischen Gasse ein Beispiel dafür, wie mit relativ geringen städtischen Mitteln große private Investitionen gefördert werden können. Was den städtebaulichen Effekt betrifft, so beschrieb ihn Antje Hainz vor dem Stadtrat so: Durch die Sanierung der Görnischen Gasse 2 und 3 wird der Eingang zu dieser Straße entscheidend aufgewertet, wovon auch der unmittelbar angrenzende „Hundewinkelplatz mit seiner hohen Aufenthaltsqualität“ profitiert.

Bis in die 1920er Jahre war der Eingang der Görnischen Gasse 2 mit einem Sitznischenportal geschmückt. Dieses war in einschlägigen Denkmalwerken auch abgebildet und beschrieben. Allerdings fiel es einer Modernisierung des Gebäudes zum Opfer. Doch im Zuge der jetzigen Sanierung soll es wieder nachempfunden und eingebaut werden.

Was Antje Hainz generell für die Görnische Gasse sieht, beschreibt sie so: „Sie ist gut zum Wohnen geeignet, weil die Höfe nach Süden ausgerichtet und relativ still sind, da es keinen Durchgangsverkehr gibt.“ Spätestens 2021 sollen das auch die Häuser Nummer 2 und 3 beweisen.