Görlitz geht in ein großes Jahr. 950 wird man schließlich nicht alle Jahre. Vieles an Überlegungen und Planungen hat dazu 2020 eher im Verborgenen stattgefunden - vom großen Wettbewerb des Aktionskreises für Görlitz mal abgesehen.
Doch nun, wo das Jubiläum da ist, macht die Stadt ihr Konzept öffentlich - in groben Zügen zunächst, denn wie will man mitten in der Corona-Pandemie Termine bekannt geben oder gar mit dem Kartenvorverkauf beginnen. Das Rathaus hat deshalb auch einen zeitlichen Puffer gesetzt. Im Dezember-Stadtrat gab Bürgermeister Michael Wieler bekannt, dass das Stadtjubiläum im Wesentlichen in der zweiten Jahreshälfte 2021 begangen werden soll und stellte ein grobes Konzept vor. Ende Januar soll es dann mehr Details geben, im März ein Programm veröffentlicht werden.
Große Bühne bleibt bis September stehen
Hauptveranstaltungsort werden Stadthalle und Stadthallengarten sein - von Mai bis Oktober. Beides soll das räumliche Gesicht des Jubiläumsjahres sein, heißt es im städtischen Konzept. So es Corona erlaubt, wird im Stadthallengarten 2021 wieder das Sommertheater des Gerhart-Hauptmann-Theaters stattfinden. Die Bühne wird dann gleich bis September stehen bleiben und für andere Veranstaltungen genutzt - auch während des Sommertheaters können an spielfreien Tagen schon Künstler hier auftreten. Einiges ist bereits bekannt - beim Ideenwettbewerb des Aktionskreises wurden auch viele musikalische Projekte gekürt, die eine Bühne brauchen. "Eine Kleinkunstbühne mit lockerer Publikumssituation", so beschreibt es Michael Wieler. Für Görlitzer Einzelkünstler soll die Bühne kostenlos zur Verfügung gestellt werden, das gilt nicht für professionelle Künstler.

In der Stadthalle, die nach wie vor Baustelle ist, soll im großen Saal eine Fotoausstellung zur Geschichte der Stadt zu sehen sein. Unter dem Motto Perspektiven und Portraits wird räumlich in die Ausstellung ein Bühnen- und Präsentationsraum für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen und Vorträge integriert. Im August und September sollen zudem im kleinen Saal Kammerkonzerte, Liederabende oder Gesprächskonzerte stattfinden. Davor wird der kleine Saal von Mai bis Juli als Backstage-Raum und Lager für die Open-Air-Veranstaltungen genutzt.
Ansprechpartner für alle Veranstaltungen zum Stadtjubiläum sind der Görlitzer Kulturservice und das Theater. Der Aktionskreis kümmert sich ebenfalls weiterhin mit, vor allem um die Dinge, die seine Wettbewerbssieger betreffen.
Neben den festen Veranstaltungen wird der Stadthallengarten auch für die tägliche Einkehr offen sein. Von Mai bis September kann man jeden Tag hier gemütlich sitzen - gemütliche Gartengastronomie heißt es im Konzept der Stadt. Dafür sind vor allem die Flächen an den Finnhütten vorgesehen. Draußen wird es neben der Hauptbühne zudem eine Plattform für kleinere Events geben. Workshops, Aktivitäten wie Yoga oder Tanzrunden oder Veranstaltungen von Vereinen und Institutionen der Stadtgesellschaft finden hier eine Plattform.
Das städtische Budget für das Jubiläum beträgt 300.000 Euro, mit 200.000 Euro Umsatzerlösen und Erträgen wird gerechnet, 100.000 Euro sind städtische Eigenmittel.
Viele Aktionen im Stadtgebiet geplant
Und doch ist der Stadthallenkomplex nicht der einzige Ort, um 950 Jahre zu feiern. Die Görlitzer Bevölkerung hatte beim Ideenwettbewerb unzählige Vorschläge gemacht, viele davon wurden prämiert und können stattfinden. Von vielen weiteren erhoffe man sich, dass sie auch ohne finanzielle Förderung in Eigenregie auf die Beine gestellt werden, um das Jubiläumsjahr noch bunter zu machen. Viele der Projekte sind für die Innenstadt gedacht, etwa der theatralische Stadtspaziergang von Anne Swoboda, der mit 5.000 Euro unterstützt wird und sowohl für Einheimische als auch Touristen interessant und unterhaltsam zu werden verspricht. Darüber hinaus gibt es noch weitere Ideen für spezielle Stadtrundgänge zu 950 Jahren Görlitz.

Der Förderverein Kulturstadt Görlitz/Zgorzelec will im Oktober einige der Görlitzer Türme täglich zur blauen Stunde anstrahlen und illuminieren. Der Verein Tierra - Eine Welt möchte zusammen mit dem Camaleón ein Medienprojekt mit Kindern durchführen, in dessen Ergebnis eine Wanderausstellung entstehen soll. Auf der Theaterwiese will Claudia Lohmann 100 bis 150 Menschen zum gemeinsamen Trommeln vereinen, dafür bekommt sie 5.000 Euro Förderung. Musikalische Pläne hat ebenfalls die Evangelische Innenstadtgemeinde, die mit allen Chören der Stadt und aus dem Umland das ganze Jahr über immer wieder gemeinsam singen möchte. Geplant ist außerdem, dass Bläser über den Dächern der Stadt spielen. Und so gibt es noch viele weitere Pläne, die das Jubiläumsjahr zu einem würdigen machen sollen - in und an der Stadthalle und darüber hinaus in der gesamten Stadt.