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Abschied in Niesky: Evangelischer Superintendent geht in Rente

Pfarrer Thomas Koppehl kam vor 16 Jahren aus Wittenberg in die schlesische Oberlausitz. Hier versuchte er, die Wurzeln der Kirche zu bewahren, und zugleich Neues zu unterstützen.

Von Sebastian Beutler
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Thomas Koppehl räumt nun seinen Platz im Haus Plitt in Niesky, wo die Superintendentur des evangelischen Kirchenkreises schlesische Oberlausitz ihren Sitz hat.
Thomas Koppehl räumt nun seinen Platz im Haus Plitt in Niesky, wo die Superintendentur des evangelischen Kirchenkreises schlesische Oberlausitz ihren Sitz hat. © André Schulze

In ein paar Tagen endet Thomas Koppehls Zeit als Superintendent der Evangelischen Kirche zwischen Hoyerswerda und Görlitz. Am 1. Juni tritt der Theologe in den Ruhestand, am 23. Juni feiert er seinen 66. Geburtstag. Mit einem Gottesdienst am Himmelfahrtstag in Niesky verabschiedete sich Koppehl von den evangelischen Christen in der Region. Der frühere Generalsuperintendent Martin Herche sagte einmal über Koppehl: "Ich schätze an ihm, wie er mit seiner theologischen und seelsorgerlichen Kompetenz seinen Kirchenkreis leitet."

Koppehl, der als Sohn eines Pfarrers 1957 in Berlin-Buch geboren wurde, ließ sich nach der Schule erst zum Facharbeiter für Elaste ausbilden, ehe er die geistliche Laufbahn einschlug. Nach dem Studium der Theologie wurde er Pfarrer in Berlin-Köpenick. Zwischen 1994 und 2007 wirkte er als Dozent am Wittenberger Predigerseminar. Hier erhalten angehende Pfarrerinnen und Pfarrer das Rüstzeug für ihre Aufgaben in den Kirchgemeinden.

In dieser Zeit predigte er auch in der Schlosskirche zu Wittenberg, an deren Tür Martin Luther die 95 Thesen angeheftet haben soll, mit denen die Reformation ausgelöst wurde. Die Kirche, seitdem vielmals umgebaut, gilt heute als einer der wichtigsten Orte für die Reformation in Deutschland.

2007 übernahm Koppehl den neu gebildeten Kirchenkreis schlesische Oberlausitz, in dem zuvor die Kirchenkreise Görlitz, Niesky, Weißwasser und später auch Hoyerswerda aufgegangen waren. Koppehl, der zusammen mit seiner Frau vier erwachsene Kinder hat, brachte sich auch bei der 275-Jahr-Feier von Niesky vor sechs Jahren sowie dem nachfolgenden Schleiermacher-Jubiläum am Nieskyer Gymnasium ein.

In seiner Amtszeit forderte vor allem der demografische Wandel Antworten. Immer mehr Menschen scheuen davor zurück, sich langfristig an Organisationen wie die Kirche zu binden. Die Zahl ihrer Mitglieder geht zurück, in der nördlichen Oberlausitz langsamer als in der Großstadt Berlin, aber eben doch auch. Dadurch werden die Gemeinden kleiner, Pfarrer müssen immer mehr, früher eigenständige Gemeinden verwalten, die Wege werden länger, kirchliches Leben ist gefährdet.

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Als die Landeskirche beschloss, dass eine Gemeinde mindestens 300 Mitglieder haben muss, stieß das auch in den ländlichen Gemeinden wie Kosel, Melaune, Reichwalde, Gersdorf, Diehsa oder Jänkendorf-Ullersdorf auf Ablehnung. Die Sorge bleibt, ob die Kirche auf Dauer in den Dörfern vertreten und lebendig bleibt.

Zugleich aber entwickelten sich in Koppehls Amtszeit auch neue Formen wie die Brotzeit-Jugendgottesdienste in Melaune oder die Kinonächte in Arnsdorf. Er setzte sich für klare Standards bei der Betreibung von Kitas durch Kirchgemeinden und die Diakonie ein, vor allem um die Misshandlung von Kindern zu verhindern. Am Herzen lag ihm auch immer, die schlesischen Wurzeln zu bewahren.

Der Rothenburger Pfarrer Daniel Schmidt war Anfang Mai von der Kreissynode zu Koppehls Nachfolger als Superintendent im Kirchenkreis schlesische Oberlausitz gewählt worden. Er tritt sein Amt zum 1. August an und wird am 20. August in der Nieskyer Christuskirche in sein Amt eingeführt.