"Görlitzer Evita" nimmt mit einer bezaubernden kleinen Oper Abschied

Eine zauberhafte kleine Oper ist gerade im Görlitzer Apollo zu sehen. Das Märchen vom Fischer und seiner Frau verwandelt sich in "Gold!" zu einem fantasievollen Theaterstück voller Klangerlebnisse, Lichter und Farben, berührender Momente und Mitmachelemente für Kinder.
Das Ehepaar der Gebrüder Grimm – ein zaghafter Mann und eine gierige Frau, die nicht mehr auf einem alten Fischkutter leben möchte – wird zu einem Paar, das nicht nur Schuhe und ein festes Haus braucht, sondern sich in seinen Wünschen nach mehr immer höher schaukelt, bis es sich nur noch zankt, überfordert vom Überfluss und enttäuscht vom Massentourismus an beliebten Orten der Welt.
Ein Kind rettet den verwunschenen Fisch
Protagonist ist jedoch ihr kleiner Sohn, Jacob. Das Kind findet den verwunschenen Fisch und trägt die Bedürfnisse und Forderungen seiner Eltern mit zunehmend schlechtem Gewissen an ihn heran. Das Kind ist es, das immer weniger vom Besitz der Familie profitiert. Und das Kind ist es, dass sich nach Umkehr zu den froheren Tagen vor dem Wohlstand sehnt, bevor die ganze Familie dieses Glück erfährt.
Im Görlitzer Apollo ist in der Rolle des Jacob die Sopranistin Anna Gössi zu erleben, die das von Leonard Evers geschriebene und von Anna Etsuko Tsuri inszenierte Stück gemeinsam mit der chinesischen Paukerin Xizi Wang auf die Bühne bringt. Diese Bühne, erdacht von Britta Bremer, lebt von Lichteffekten, zahlreichen Projektionen und dem originellen Kostüm Jacobs mit extralangen Ärmeln, in denen Anna Gössi zwei Handpuppen versteckt.
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Sie erzählt und singt nicht nur die Geschichte, sie spielt mit den Puppen auch Jacobs Eltern, den Fischer und seine Frau. Sie zaubert für die Kinder Schuhe an ihre Füße, Meereswellen in den Saal und Sterne an den Himmel. Xizi Wang erschafft dazu eine eindrucksvolle Klangwelt mit verschiedenen Instrumenten von Marimba und Vibrafon bis zu Klanghölzern und Gong, mit Geräuschen wie Steineknirschen auf dem Muschelpfad und magischen Klängen aus der Märchenwelt.
Berühmt für gute Laune
Anna Gössi kam in der Spielzeit 2016/2017 ans Gerhart-Hauptmann-Theater, besetzt als Soubrette, also eher fürs heitere Fach. "Ich bin dafür bekannt, dass ich immer gute Laune habe", sagte die Schweizer Sopranistin damals der Sächsischen Zeitung. "Wenn ich nicht lache, bin ich nicht ich."
Mit ihrem Naturell kann sie die kleinen Zuschauer von "Gold!" ungemein begeistern, sodass ihr die Kinder immer wieder helfen, das blau glitzernde Meer in Wallung zu bringen und den Fisch zu rufen. Und ihr hinterher Fragen stellen: Woher ihre Schuhe plötzlich kamen, warum sie einen Jungen spiele, wenn sie doch ein Mädchen sei, und ob sie unter ihrer Perücke lange Haare trage.
Inzwischen haben bereits mehrere Vormittagsvorstellungen der Kinderoper stattgefunden, an denen viele Grundschüler teilnahmen. An diesem Sonnabend, 10. Juni, ist das Stück um 15 Uhr im Apollo zu sehen, in der kommenden Woche von Montag bis Freitag jeweils um 10 Uhr.
Mit Baby und schwanger für Evita geprobt
Für Anna Gössi ist "Gold!" jedoch die vorerst letzte Inszenierung am Gerhart-Hauptmann-Theater. Sie hatte in der Coronazeit ihr erstes Baby bekommen, sodass sie ihre Glanzrolle "Evita" im Görlitzer Sommertheater 2021 im Stadthallengarten bereits mit einigem Organisationsaufwand bewerkstelligte.

Im Januar 2022 bekam sie ihr zweites Kind, Anfang dieses Jahres kehrte sie aus der Elternzeit zurück und hat sich nun schweren Herzens entschieden, wieder nach Solothurn zurückzugehen, wo die Familie zu Hause ist.
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"Für uns ist meine berufliche Situation zurzeit eine zu große Belastung", sagt Anna Gössi. Ihr Mann ist zwar zeitweise in Görlitz, auch sie pendelt mit den Kindern hin und wieder in die Schweiz. "Aber da wir in Görlitz keine Großeltern oder andere Unterstützung haben, auf die wir jederzeit zurückgreifen können, werde ich nicht fest am Görlitzer Theater bleiben können."
Kleine Oper, anspruchsvolle Rolle
Ihre Rückkehr aus der zweiten Elternzeit ans GHT sei der Versuch gewesen, abendliche Probentermine und Auftritte, Pendeln und Kinderbetreuung miteinander zu vereinbaren, doch inzwischen steht ihr Entschluss fest: Ihre Zeit in Görlitz geht mit dieser Spielzeit zu Ende.
Im Januar war Anna Gössi mit den Proben für "Viva la Mamma" wieder eingestiegen, dem Ersatz für die Oper Rübezahl, in der sie ursprünglich für eine Rolle vorgesehen war. "Rübezahl" war wegen des Wasserschadens im Theater abgesagt worden. Außerdem übernahm sie sie Rolle der Papagena in der Zauberflöte und bereitete sich parallel schon auf "Gold!" vor. "Es ist zwar für das Publikum nur eine kleine Oper", sagt sie. "Aber für mich ist es eine große, anspruchsvolle Rolle."
Weiterhin als Sängerin arbeiten will sie aber auf jeden Fall. Schon im Herbst habe sie bei der Inszenierung "Im Weißen Rößl" einer Schweizer Operettenbühne mitgewirkt. Auch genügend andere Gelegenheiten gebe es, die näher an ihrem Wohnort liegen als Görlitz. "Ich hoffe jedoch", sagt Anna Gössi, "vielleicht einmal als Gast ans Görlitzer Theater zurückkommen zu können."
"Gold!" im Apollo, Hospitalstraße 2: 10. Juni, 15 Uhr, und 13. bis 16. Juni jeweils 10 Uhr