Die drei etwa 100 Jahre alten Lebensbäume auf dem Kirchplatz sind weg. Ebenso eine Fichte, ein Ahorn und eine Robinie, die sich vor langer Zeit selbst ausgesät hatte. Das frisch geschlagene Holz verbreitet seinen Duft. Die aufgestapelten Stammschnitte sehen nicht aus, als seien die Bäume krank.
Ein Ehepaar im Ruhestand ist verärgert. „Hätte man die Bäume nicht stehen lassen können“, sagt der Mann, der nicht wollte, dass sein Name in der Zeitung erscheint. Die Bäume hätten so schön ausgesehen, denkt er und befürchtet, selbst die alten Linden und Eichen fallen der Säge zum Opfer. Kahlschlag rund um die Johanneskirche?
Baumstürze verhindern
Pfarrer Christoph Wiesener kann beruhigen. „Eichen und Linden bleiben definitiv stehen“, sagt er. Der radikale Eingriff mit der Abholzung durch Fachleute sei eine Gefahrenabwehr und demzufolge dringend notwendig gewesen. „Mit dem Ordnungsamt sind die Baumfällungen abgesprochen“, sagt Christoph Wiesener. Die Lebensbäume standen nahe an der Christian-Gottlieb-Käuffer-Straße und wiesen starke Dürreschäden auf. Sie drohten in Richtung Straße zu brechen.
Das war vor einiger Zeit schon einmal passiert. Von einer der Linden fiel die Krone herab, die Feuerwehr musste hinzugeholt und die Straße gesperrt werden.
Zum Glück sei damals niemand verletzt worden, erinnert sich der Pfarrer. Die Witterung der letzten Jahre machte den Bäumen ebenfalls zu schaffen. Vor allem die Stürme richteten mehrfach Schäden an, lockerten die teils flachen Wurzelteller. Der Ahorn stand bereits so schief, dass Gefahr bestand, er fällt in eins der Kirchenfenster hinein. Bei einem weiteren Baum war die Gabel gebrochen, Teile der Krone drohten herunterzufallen und damit Schaden anzurichten. Deshalb mussten die Bäume weg. Es sind nicht die ersten imposanten Gewächse, die der Kirchplatz verlor. In den Jahren zuvor fielen zwei große Eichen und zwei Linden den Stürmen zum Opfer. Sie waren nicht mehr zu retten.
Dies sind die neuen Pläne
Nun gibt es eine neue Konzeption für die Nachbepflanzung des Kirchplatzes, der sich wie ein Ring um die evangelische St. Johanneskirche zieht und beliebt bei Spaziergängern und als Veranstaltungsort des Weihnachtsmarktes ist. Hoch wachsende Bäume – die verbleibenden Linden und die 150 Jahre alte Friedenseiche strecken ihre Kronen etwa 30 Meter in Richtung Himmel – sollen das in Zukunft nicht mehr sein. Zu groß sei die Gefahr, dass auch in Zukunft Witterungsschäden entstehen könnten. Die Pflege der verbliebenen Bäume sei zudem teuer, wie Christoph Wiesener sagt.
Müssen nach einem Sturm Pflege- und Sicherungsarbeiten durchgeführt werden, koste das pro Baum etwa 800 Euro, erklärt der Pfarrer. Deshalb werden nun einheimische Gehölze wie Rot- und Weißdorn oder Kupferrote Felsenbirne entlang der historischen Kirchmauer gepflanzt. Die Hecken sollen gleichzeitig Unterschlupf und Nahrung für Vögel und Insekten bieten.
Wer Bäume fällen will, muss sich beeilen
So oder so sind Baumfällarbeiten nicht mehr lange machbar. Am 28. Februar ist der letzte Tag, an dem die Kettensäge auf Grundstücken ran darf. Deshalb ist auch Stefan Altmann aktuell sehr gefragt. Der Kaltwasseraner hat in seinem Gebiet viel zu tun im Moment. Stefan Altmann führt Baumfällarbeiten sowie Baumschnitt und Pflege professionell durch. Im Wald dagegen ist nach Angabe des Kreisforstamtes Bewirtschaftung wie Holzeinschlag ganzjährig möglich.
Auf dem eigenen Grundstück dürfe man selbst die Axt ansetzen, so Stefan Altmann. Einen Fachmann hinzuzuziehen sei jedoch die bessere Wahl, erklärt der Experte. Denn ungefährlich ist das Hantieren mit der Kettensäge nicht, wie schwere Unfälle in der Vergangenheit zeigten. So starb 2017 ein Mann bei Fällarbeiten in einem Waldstück im Reichenbacher Ortsteil Dittmannsdorf. Im Oktober des letzten Jahres verunglückte ein 46-Jähriger bei Baumfällungen in Freital tödlich. Beide Männer waren allein mit der Kettensäge im Wald.
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