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Testen für vier Tage Unterricht

Oberschulen und Gymnasien in Görlitz und Niesky starteten in den Schulalltag. Er könnte nur bis Freitag dauern.

Von Sebastian Beutler & Gabriela Lachnit
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Nicht nur für die Abschlussklassen ging es am Montag wieder ins Gymnasium, sondern für alle Schüler.
Nicht nur für die Abschlussklassen ging es am Montag wieder ins Gymnasium, sondern für alle Schüler. © Archivfoto: Paul Glaser/glaserfotografie.de

Für die siebten bis elften Klassen am Görlitzer Curie-Gymnasium begann der erste Schultag im Präsenzunterricht am Montagnachmittag. Beide Görlitzer Gymnasien hatten freiwillige Selbsttests für die Schüler kurzfristig organisiert. Und weil niemand ohne einen Test in die Schule gehen sollte, verbrachten sie den Vormittag noch einmal im Home-Schooling.

Für die Schüler des Augustum-Anne-Gymnasiums begann das neue Lernen etwas schneller, sie waren am Vormittag zum Test eingeladen.

Ursprünglich sollte ab diesem Montag kein Schüler ohne Test die Schule betreten dürfen. Doch weil der Freistaat nicht so schnell ausreichend Selbsttests organisieren konnte, waren die Schulen auf sich gestellt. Weil aus der ersten Testphase noch Tests übrig waren, konnten die Gymnasien, wie Curie-Schulleiter Wolfgang Mayer erklärte, ihre Schüler zum Testen einladen.

Ab diesem Mittwoch sollen dann Selbsttests zur Verfügung stehen, die am Dienstag über das Landesamt für Schule und Bildung (Lasub) an die Schulen verteilt werden. Diese Tests können von den Schülern selbst durchgeführt werden. Dann werden auch die Gymnasiasten der Klassenstufen 5 und 6 getestet, die am Montag noch vom Schnelltest ausgenommen waren.

Die Annenschule Görlitz, Teil des Augustum-Annen-Gymnasiums.
Die Annenschule Görlitz, Teil des Augustum-Annen-Gymnasiums. © SZ-Archiv

Mit Schnelltest in den Präsenzunterricht

So holprig der erste Schultag im Präsenzunterricht mit und ohne Tests verlief, so fragil könnte es weitergehen. Schon dieser Freitag könnte der vorerst letzte Schultag in den Schulen im Kreis Görlitz sein. Denn bei einer mehr als fünf Tage hintereinander anhaltenden Corona-Inzidenz von mehr als 100 stehen wieder Schulschließungen an. Danach sieht es derzeit im Landkreis Görlitz für diesen Freitag aus. Die Inzidenz gab das dafür maßgebliche Robert-Koch-Institut (RKI) am Sonntag mit 103,3 an. Am Montag stand die Inzidenz laut RKI bei 109,6.

Das Gymnasium Augustum am Görlitzer Klosterplatz.
Das Gymnasium Augustum am Görlitzer Klosterplatz. © SZ-Archiv

Macht die Schulöffnung jetzt Sinn?

Schon Ende vergangener Woche schien dieses Szenario realistisch, der Görlitzer Kreisrat Joachim Schulze forderte einen Verzicht auf die Schulöffnungen. Landrat Bernd Lange hatte bereits am vergangenen Donnerstag an Sachsens Kultusministerium appelliert, die höheren Klassen nicht wie geplant jetzt in die Schulen zu schicken - das auch mit dem Wissen, dass noch nicht genügend Selbsttests zur Verfügung stehen.

"Aus schulorganisatorischer Sicht wäre es vernünftig gewesen, den Schulstart auf die Woche nach den Osterferien zu legen", sagt Wolfgang Mayer auf Nachfrage. Der Sinn der Unterrichtswoche erschließe sich nicht, wenn die Schulen die Woche darauf wieder geschlossen sind, heißt es darüber hinaus in einer von dem Gymnasium am Sonntag verbreiteten Information für Schüler und Eltern. Sorgen mache der Schulleitung, dass während des Wechselmodells die Heimgruppe nicht so in dem Umfang mit Aufgaben versorgt wird wie im Heimunterricht. Das scheint logisch, denn die Lehrer müssen sich ja den Schülern im Klassenzimmer widmen. Hausaufgaben könne es nur von Präsenzwoche zu Präsenzwoche geben, Videokonferenzen gebe es grundsätzlich nicht.

Durch die Teilung der Klassen haben aber Gruppen innerhalb einer Klasse dann einen unterschiedlichen Lernstand - die, die in dieser Woche Präsenzunterricht hatten, sind am Ende dieser Woche eben fünf Tage im Lernstoff weiter als die zweite Gruppe. Wie das ausgeglichen werden kann, ist völlig offen. Für manche könnte das bedeuten, die nächste Woche ist praktisch schulfrei. Statt mehr Schule durch den Präsenzunterricht träte genau das Gegenteil ein. Ein heilloses Durcheinander.

Lehrer und Schüler froh: endlich wieder im Klassenzimmer

Für Corona-Tests an Schulen sollen ab diesem Mittwoch Selbsttests bereitstehen, die der Freistaat am heutigen Dienstag über das Lasub verteilt. In der Oberschule Kodersdorf sollen sie ab Mittwoch zum Einsatz kommen, in anderen Schulen auch. Anders als beispielsweise im Joliot-Curie-Gymnasium können die Kodersdorfer Oberschüler das Mittagessenangebot in der Schule wahrnehmen. In dem Görlitzer Gymnasium ist es derzeit ausgesetzt.

Doch bei allem Chaos, gibt es eben auch die andere Seite. Schüler und Pädagogen, die sich auf die Schulöffnungen freuten. So an der Scultetus-Oberschule in Görlitz. Allen Schülern dieser Oberschule im Görlitzer Stadtteil Königshufen wurde am Montag eine freiwillige Schnelltestung angeboten, die eine Görlitzer Kinderärztin durchführte. Alle diese Tests waren negativ, informiert Detlef Lieder, der stellvertretende Schulleiter und fügte noch hinzu: "Ich sah am Montag nur ganz wenige lustlose Gesichter in den Klassenzimmern."

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