Man braucht nicht lange zu überlegen, um Dinge zu finden, die in diesem Jahr 2020 nicht gut liefen. Die Corona-Pandemie prägte das Jahr – und hatte Auswirkungen auf jeden Menschen. Tausende Einwohner im Kreis waren selbst betroffen von dem neuartigen Virus, viele ohne oder mit geringen Symptomen, andere mit schweren Erkrankungen. Für manche war es ein Jahr der Trauer, weil sie Angehörige verloren haben. Wieder anderen machte die Krise beruflich große Sorgen, Beschäftigte im medizinischen Bereich kamen an ihre Grenzen. Trotz allem aber gab es auch gute Momente. Viele Menschen zeigten eine riesige Solidarität, Selbstlosigkeit, Hilfs- und Spendenbereitschaft. Manche reagierten mit ganz neuen Ideen auf die schwierige Lage und machten damit anderen eine Freude. An einigen Stellen lösten sich Probleme, wurden wichtige Baustellen fertig, wagten Händler oder Gastronomen Neueröffnungen. Und manche Unternehmen hatten durch die neuen Anforderungen, die Corona mit sich brachte, sogar Vorteile. (sod)
Ideen in der Sehnsucht nach Fest und Musik
Kaum ein Theater, Konzert oder Fest besuchen zu können, hat in diesem Jahr Vielen ein Stück Freude genommen. Einiges aber wirkte gegen die Tristesse: Mit dem Tippelmarkt im Juli gehörte der Kulturservice Görlitz zu den ersten, die wieder ein Fest wagten. Zwar mit Beschränkungen und ohne Kulturprogramm, aber die Freude der Besucher war spürbar. Und für die Töpfer war es in Zeiten abgesagter Märkte ein wichtiges Zeichen. Zahlreiche Kulturschaffende wurden noch kreativer als sonst: Viele Musiker drehten Videos und gaben Onlinekonzerte. Das Städtische Museum präsentierte sein Barockhaus in einem wunderbaren virtuellen Rundgang. Für das Autokino bot sich eine Nische. Und das Theater, das mit dem Umbau des Saals wenigstens einige Kulturerlebnisse ermöglichte, ging schließlich mit seinem beliebten Weihnachtskonzert online. (ie)
Mutige Händler
So mancher bangt dieses Jahr verständlicherweise um die Zukunft seines Geschäftes. Einige wagten sich dennoch an neue Konzepte. Manche gar an eine Neueröffnung. Manchmal auch, um aus der Not eine Tugend zu machen. So wie Tamara und Gregor Kowalski, die sonst als Handelsvertreter viel unterwegs sind. Im Herbst hat das Paar mit seinem ersten eigenen Geschäft eine der leeren Flächen in der Straßburg-Passage gefüllt. Auf der Berliner Straße hat das historische Geschäft in Nummer 13 wieder einen Mieter. Dort funkelt jetzt Kristall. Um Düfte geht es seit einigen Wochen am Obersteinweg. Und Kim Nguyen, die viele vom Görlitzer Wochenmarkt kennen, eröffnete mit ihren Waren ein Geschäft an der Elisabethstraße. Nicole Grzybek, Floristin in Görlitz, startete mit ihrem Geschäft, in dem sie auf Plastik verzichtet, vor einem Monat in Altweinhübel. (sod)
- Geschäft Straßburg-Passage
- Gemüseladen im Erotikshop
- Böhmisches Kristall
- Duftladen
- Blumenladen Altweinhübel
Solidarität in der Krise
Die Bilder sind unvergesslich: Unzählige Lkw reihen sich auf der A4, zig Autos stehen in Görlitz wegen der aufwendigen Kontrollen nach der Grenzschließung durch Polen im Stau. Aber etwas Gutes hatten diese teils dramatischen Situationen: Sie zeigten, wie solidarisch die Oberlausitzer sein können. Vor allem im Frühjahr war das merklich. In kürzester Zeit entstanden Netzwerke wie die Corona-Hilfe Görlitz oder auch das Nachbarhelfen vom Sozialen Netzwerk Lausitz, das etwa auch in Niesky wirkte. Es wurden Flyer gedruckt für Menschen, die Unterstützung brauchten. Eine Frage war immer, ob Hilfeanbieter und -suchende so zueinander finden. Aber die Möglichkeit war geschaffen. Auch jenseits der Pandemie halfen viele, bei Weitem nicht nur Görlitzer, und gingen zur Typisierung, als für einen Spieler des SV Holtendorf ein Stammzellenspender gesucht wurde. Es wurde ein möglicher Spender gefunden. (sod)
- Corona-Hilfe Görlitz
- Holtendorfer machen sich für Leukämiekranken stark
- Stammzellenspender gefunden
- So viel spenden die Görlitzer
Touristenansturm mit gemischten Gefühlen
Reiselust nach dem ersten Lockdown, Reisebeschränkungen und Furcht vor Ansteckung im Ausland sorgten für einen Tourismusboom innerhalb Deutschlands, von dem Görlitz enorm profitierte. Hoteliers und Gastwirte, die im Frühjahr um ihre Existenz gebangt hatten, erlebten im Sommer einen Ansturm wie nie zuvor. Familien machten mehrere Tage Urlaub in Görlitz und erkundeten dabei auch das Umland und dessen Freizeitangebote. So war 2020 zum Beispiel für den Rothenburger Bootstouranbieter Neiße-Tours eines seiner besten Jahre. Auch wochentags waren die 70 Boote fast immer belegt. Ähnlich ging es Boats & Friends mit seinen Görlitzer Schlauchboottouren. Der Trixipark und andere Bäder waren überlaufen. Der Boom hatte leider eine Kehrseite: Vermutlich war er ein Grund für die aktuell hohen Infektionszahlen im Landkreis. (ie)
Hier rollt es wieder
Auch wenn Manches zeitweise stillzustehen schien dieses Jahr - die Baumaschinen jedenfalls nicht. Bei wichtigen Sanierungen von Straßen und Plätzen heißt es jetzt: geschafft! Etwa bei der Neugestaltung des Schlossplatzes Rothenburg, der - anders als der Name vermuten lässt - lange kein gutes Bild abgab. Viel Kopfzerbrechen über Jahre - wegen der Gestaltung wie der Finanzierung - brachte er obendrein. Jetzt ist das Vorhaben abgeschlossen, der Schlossplatz auch Parkplatz. Freie Bahn auch in Niesky seit einigen Wochen. Am Zinzendorfplatz wurden zwei Kreuzungen erneuert. Eine nervenaufreibende Zeit, besonders für die Händler, die in einer ohnehin belastenden Zeit Bauverzögerungen fürchteten. Eine Umleitung weniger auch in Görlitz: Die Sanierung der Bahnhofstraße ist fertig - der Startschuss für größere Pläne am Brautwiesenbogen. (sod)
- Die Bahnhofstraße ist wieder frei
- Wie eine Baustelle Wutbürger produziert
- Rothenburg hat jetzt einen Schlossplatz
- Endspurt auf dem Zinzendorfplatz
- Zankapfel Zinzendorf-Baustelle
Neue Restaurants zwischen Höhen und Tiefen
Für die Gastronomie war 2020 ein Jahr voller Höhen und Tiefen. Dennoch gibt es einige neue Lokale. Im Januar öffnete am Untermarkt das "Horschel", das auf internationale Rezepte aus heimischen Zutaten setzt. Der bekannte Gastwirt Johannes Witoschek wagte im Mai mit dem Nikolaicafé am Görlitzer Nikolaiturm einen Neustart. Die neue Eisdiele im Büchtemannhäusl etablierte sich zu einem beliebten Ausflugsort, genau wie die neue Strandbar und der Sommerbiergarten am Berzdorfer See. Die Brauerei "Nieder Seifersdorfer" plant ihr Brauhaus um eine Gastwirtschaft zu erweitern. Die Genussmesse "Coolinaria" an der Görlitzer Frauenkirche war ein voller Erfolg. Und wer die neue Weinbar "Benigna" am Untermarkt besuchte, konnte zusehen, wie entspannt es im Sommer - dank Abstandsgebot - auf dem belebten Untermarkt zuging. (ie)
Schön ist die Jugend
Ausgerechnet im Krisenjahr 2020 ist es geschafft: Nach neun Jahren, 4,4 Millionen Euro und mehreren Verschiebungen ist das Werk 1 fertig geworden. Ein neues soziokulturelles Zentrum auf dem ehemaligen Waggonbaugelände. Den Anstoß hatten einst Görlitzer Jugendliche gegeben. Aber nicht nur für sie ist das Werk 1 wichtig, auch für die Entwicklung der Innenstadt West. Jetzt kann es losgehen. Ebenso in Groß Krauscha, wo Jugendliche Leben in eine alte Bauernwirtschaft eines Gemeinderatsmitgliedes gebracht haben - mit ihrem Jugendklub. Knapp zwei Jahre lang haben sie mit der Gemeinde Fördermittelanträge verfasst und gewerkelt. Was Werk 1 und Jugendklub gemeinsam haben: Beim Interieur steht noch Arbeit an. (sod)
Lichtblicke in ungesunden Zeiten
Bei aller Belastung der Krankenhäuser und Pflegeheime: Das Jahr 2020 bot auch manch Gutes in Sachen Gesundheit und Pflege. So konnte im Mai das lang erwartete Mutter-Kind-Zentrum des Görlitzer Klinikums eröffnet werden: Endlich sind nun Kreißsaal, Frühchen-, Wochen- und Kinderstation sowie Arztzimmer und Kindernotaufnahme in einem Gebäude vereint. Ebenfalls im Frühsommer zogen die ersten Senioren in die Alte Görlitzer Bahnpost ein, die "Advita" zu einer Anlage für Betreutes Wohnen umgebaut hat. Im Herbst entschieden sich vier junge Ärzte aus Honduras, ihre Facharztausbildung in Zittau und weiteren Kliniken des Landkreises zu absolvieren – in Zeiten des Ärztemangels ein kleiner Lichtblick. Und schließlich konnte das Carolus-Krankenhaus, das zum Verkauf stand, verkünden, dass es doch bei den Maltesern bleibt. (ie)
Erfolgsgeschichten für eine gute Zukunft
In schwierigen Zeiten gibt es Einige, die das Glück haben, gerade dann besonders gebraucht zu werden. Dazu gehört während der Corona-Pandemie die Firma SKAN mit Deutschlandsitz in Görlitz-Hagenwerder. Sie stellt Isolatoren her, die zum Beispiel in der Pharmaindustrie bei die Herstellung von Impfstoffen gebraucht werden. Bereits Mitte des Jahres weihte SKAN eine neues Gebäude ein, weitere Bürogebäude und zwei neue Fertigungshallen sind geplant. Zu den 185 Mitarbeitern sollen weitere 100 hinzukommen. Viel Personal hat auch das 2019 gegründete Forschungsinstitut Casus eingestellt. Inzwischen arbeiten am Untermarkt über 25 Wissenschaftler, in zwei Jahren sollen es doppelt so viele sein. Außerdem wurde die Görlitzer Filmakademie auf den Weg gebracht, in der Menschen für Berufe hinter der Kamera ausgebildet werden sollen. (ie)
Ein bisschen Spaß muss ein
Eigentlich war es nicht spaßig für die Ludwigsdorfer. So wie zahlreiche Feste fiel auch das ihre aus: Das Kürbiswiegen fand zwar statt, aber ohne Publikum und Programm. Auf Eines aber verzichteten sie nicht. Viele Ludwigsdorfer schmückten wieder - wie seit vielen Jahren - ihre Vorgärten mit Kürbisfiguren oder gleich ganzen Kürbis-Schaubildern. Diese zeigten teils, wie sehr die Corona-Pandemie sie beschäftigte. Viele griffen pandemie-bedingte Situationen auf. Aber sie zeigten auch, dass sie ihren Humor nicht verloren hatten. Damit machten die Ludwigsdorfer auch anderen eine Freude. So mancher Spaziergang oder Spazierfahrt im September führte durch Ludwigsdorf. (sod)