Ab Freitag ist es wieder soweit: Das "Fokus Festival" auf dem Gelände der Görlitzer Rabryka im und um das ehemalige Werk I bietet ein abwechslungsreiches und buntes Programm zwischen Musik, Kunst und Mitmach-Aktionen. 72 Programmpunkte sind es laut dem Ausrichter-Verein "Second Attempt", verteilt auf insgesamt drei Bühnen und mehrere thematisch gegliederte Bereiche. Die SZ nennt fünf gute Gründe, zum Fokus Festival zu gehen.
1. Subkultur live - bei Graffiti, Streetart und Sport auf den Spuren des Festivals wandeln: "Wir gehen dieses Jahr wieder ein bisschen mehr zurück zu den "Wurzeln" der Veranstaltung", sagt Julia Schlüter, Geschäftsführerin des Second Attempt. Das bedeutet: Die "Streetart-Area", in der Graffiti-Kunst bestaunt, aber auch unter professioneller Anleitung von Graffiti-Künstlern selbst gesprüht werden darf, nimmt viel Raum ein - ähnlich wie in den Anfangstagen des Festivals 2006 auf dem Nostromo-Gelände. Neben Graffiti gehören zur Streetart-Kultur auch verschiedene Sportarten: ein Streetballturnier mit den Görlitzer Squirrels und ein Breakdance-Battle stehen an. Mutige dürfen sich aufs BMX-Rad setzen oder aufs Skateboard stellen und Tricks üben. Der Streetart-Bereich ist damit auch Auftakt zur Gründung des "Skatepark Weiße Mauer", der in der Innenstadt West begleitet von der Rabryka neu entstehen wird.
2. Erkundungsreise für die Ohren - neue Musik entdecken: Hey, Siri: Spotify aus, Live-Musik an, bitte! Beim "Fokus" gibt es richtig viele tanzbare und innovative Klänge zu entdecken. Insgesamt 23 Bands, Sänger oder DJs sorgen für frohe Beschallung. Wie wäre es mit elektronischer Musik in Kombination mit Jazz und Saxophon ("Neo", Freitagabend, Biergarten)? Oder mit sorbischem Rap zu feministischen Themen ("Kolektiw Klanki", Sonnabendnachmittag, Queer-Bühne)? Mit zu den prominentesten Künstlerinnen dürfte "Ebow" gehören - immerhin wurde sie von der Zeitschrift "Musikexpress" zu den 28 derzeit wichtigsten Frauen der Deutschrap-Szene gekürt; Poppunk-Fans kennen sie aus einem gemeinsamen Lied mit Bela B von "Die Ärzte". Sie spielt in der Nacht zum Sonntag auf der Queer-Bühne.
3. Auch für die jüngsten - Goldschmiedekurs und viele weitere Basteleien: Das "Fokus" bietet in diesem Jahr erneut Programm für jede Altersklasse. Am Sonnabendnachmittag zeigt das Camillo-Kino „Kurzfilme für die Kurzen” ohne Sprache, die für Kinder ab vier Jahren geeignet sind. Wurfspiel und andere ritterliche Sport-Aufgaben sind für die Kinder in einer "mittelalterlichen Burg" zu bewältigen. Zudem darf am Sonnabend im Kinderbereich alles Mögliche gebastelt werden: Reifen und Haarspangen aus Trockenblumen, Armbänder und Schlüsselanhänger aus Lederresten, Bilder aus Naturpflanzen, bunte Tiere und Musikinstrumente aus wiederverwendbaren Materialien. Es gibt sogar ein Goldschmiedekurs für Einsteiger für Kinder ab zwölf Jahren, bei dem Schmuck-Unikate erstellt werden.
4. Lebendige Demokratie erleben in Ausstellungen und Diskussionsrunden: In Sachsen ist 2024 Super-Wahljahr - und Bürgerbeteiligung kann spannend sein. Immerhin geht es bei der Landtagswahl am 1. September darum, wer in den nächsten fünf Jahren den Freistaat regiert. Deswegen haben die Festival-Veranstalter in diesem Jahr einen größeren Bereich zu diesem Thema. Es gibt eine "Infoecke Wahlen" sowie Stände des Vereins „Augen auf – Zivilcourage zeigen" und der Opferberatung für Betroffene rechter Gewalt. Auch außerhalb der "Wahl-Area" auf dem Gelände laden politische Themen zum Perspektivwechsel ein. So gibt es um den Gartenhügel eine Ausstellung, die eine Gruppe syrischer Geflüchteter gemeinsam mit Fachleuten entwickelt hat. Sie spiegelt deren Erfahrungen in einem fremden Land wider: "Sprach-Barrieren, kulturelle Unterschiede, Frustration und soziale Isolation. Aber genauso auch absurd-komische Momente." Diskutiert wird in der "Speakers Corner", zum Beispiel darüber, wie Menschen ohne deutsche Staatsbürgerschaft und Menschen mit Behinderung auf die Wahlen blicken.
5. Auf die deutsch-polnische Freundschaft! Den Nachbarn kulturell besser kennenlernen: Haben Sie sich schon mal die Frage gestellt, wie sich Punkrock anhören würde, wenn er nicht in den 1970ern erfunden worden wäre, sondern in den späten 20er Jahren? Vermutlich nicht, aber die Musik der Band "Hanba!", bestehend aus vier polnischen Musikern, hat sich genau dem verschrieben - und wer einmal hereingehört hat, bekommt gleich Lust mitzuwippen. Die Band spielt am Sonnabendabend auf der Fokus-Bühne, die in diesem Jahr ausschließlich mit deutsch-polnischen Künstlern - vier Gruppen insgesamt - bestückt ist. Die Veranstalter haben dieses Bühnen-Programm gemeinsam mit dem Kulturzentrum Jelenia Góra zusammengestellt. Besucher des diesjährigen Viathea könnten "Hanba!" übrigens bereits kennen und sie jetzt nochmal hören, wenn sie nicht genug bekommen haben - oder das Konzert nachholen, falls sie es verpassten. Noch mehr von den Europastadt-Nachbarn gibt es am Sonnabendnachmittag auf der Queer-Stage. Dort zeigt die Jugendgruppe des deutsch-polnischen "Cyrkus"-Vereins eine Show mit Akrobatik, Jonglage, Clownerie, Einrad und Luftakrobatik.
Komplettes Programm hier: https://rabryka.lineupr.com/fokus-festival-2024/