Im Jahr 1961 arbeiteten im einstigen Bezirk Dresden zwölf Revierförsterinnen. Allein drei davon waren im Forstwirtschaftsbetrieb Niesky tätig, was die Dresdener Illustrierte „Zeit im Bild“ euphorisch drucken ließ: „DDR-Rekord!“
Warum auch nicht? Jede der drei verwaltete damals immerhin zwischen 900 und 1.200 Hektar Wald, und jeder Hektar kostete damals je nach Güte seines Bestandes bis zu 30.000 Mark. Selbst unsere heutige Zeit wurde 1961 ins Auge gefasst. Hieß es doch in der Presse: „Unsere Förster arbeiten heute schon für das Jahr 2000 und später. Von der Saat bis zur Ernte braucht der Wald drei bis vier Generationen Zeit. Bäume von heute können also frühestens von unseren Enkeln geschlagen werden.“
Und man sollte vor den drei Nieskyer Frauen, die der männlichen Zunft der Revierförster Konkurrenz machten, den Hut ziehen: „Sie arbeiten schließlich auch für die Einflüsse der Wälder auf klimatische Verhältnisse, auf den Grundwasserspiegel und damit auch für die Volksgesundheit.“

Die drei Försterinnen von 1961, das waren die Damen Klouda, Lehmann und Trench. Von Gertraud Trench zum Beispiel schrieb damals ein Reporter: „Sie betreut ein Privatwald-Revier, und ihre ständigen Begleiter sind Moped und Lump.“ Letzterer war der Hund, der „die junge, hübsche Förstersfrau stets auf den kilometerlangen Wegen ihres ausgedehnten Reviers begleitet“. Doch der Hund diente „nur zur Gesellschaft, denn mit den Jägern der Wilddiebgeschichten haben die Förster der Gegenwart nur die Farbe ihrer Berufskleidung gemeinsam.“ Das Ehepaar Trench bewohnte 1961 das Forsthaus Dunkelhäuser. Gertraud Trench und ihr Mann studierten zuvor an der Forstfachschule Schwarzburg, wo sie sich kennenlernten. Über die Frau des Hauses schloss 1961 ein Pressebericht: „Den Studienplatz und ihren ehrfurchtheischenden Titel Forstingenieur hat sie ihrer Tüchtigkeit zu verdanken“.
Nieskys Revierförsterin Ingeborg Lehmann bekannte sich dazu, manchmal Überwindung aufbieten zu müssen, um zum Beispiel bei Gewitter im Wald zu sein. Und sie sah es auch so, wie ihr zuständiger Oberforstmeister Berndt zu Protokoll gab: „Der Beruf ist eigentlich noch immer ein Vorrecht der Männer. Doch unsere drei Frauen finden besonders viel Anerkennung bei den Waldarbeitern und Bauern.“ Ein nettes Lob. Eine Jagderlaubnis besaß von dem Trio übrigens nur Försterin Klouda. Jedoch: „Mir bleibt kaum Zeit zur Pirsch. Denn ich betreue ein Revier, in dem jährlich bis zu 1.100 Festmeter abgeholzt werden. Auf einen Festmeter rechnen wir drei, vier Stämme, und jeden einzelnen muss ich abschlagreif kennzeichnen.“
Quelle: Zeitschrift „Zeit im Bild“, Nr. 23/1961