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Flüchtlinge: Kreis Görlitz löst Notunterkunft auf

Einige Wochen diente die Turnhalle des Berufsschulzentrums Flüchtlingen aus der Ukraine zum Verschnaufen. Nun verlaufen ihre Fluchtrouten anders.

Von Susanne Sodan
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Auch Sachsens Innenminister Roland Wöller (2. v. r.) schaute sich die Notunterkunft in Görlitz Mitte März an.
Auch Sachsens Innenminister Roland Wöller (2. v. r.) schaute sich die Notunterkunft in Görlitz Mitte März an. © Martin Schneider

Urplötzlich waren sie da. An einem Wochenende im März trafen viele ukrainische Flüchtlinge am Görlitzer Bahnhof ein. Sie waren zuvor mit Zügen bis Zgorzelec gereist und dann mit Bussen oder auf eigene Faust weiter nach Görlitz. Viele nutzten dann Züge der Regionalbahn, um weiter nach Dresden zu kommen.

Als immer mehr Geflüchtete auf ihrer Reise in den Westen Europas wegen fehlender durchgehender Züge einen Zwischenstopp in Görlitz/Zgorzelec einlegen mussten, wurde die Flüchtlingshilfe stärker organisiert. Die Länderbahn setzte Sonderzüge zur Erstaufnahmestelle in Leipzig ein, die von rund 3.700 Geflüchteten genutzt wurden, und der Kreis richtete in der Turnhalle des Berufsschulzentrums eine Notunterkunft für alle Flüchtlinge ein, die eine Nacht in Görlitz übernachten mussten, ehe der Zug am Morgen sie weiter ins Landesinnere brachte.

Nun ist diese Notunterkunft nicht mehr notwendig, und der Landkreis Görlitz hat sie mittlerweile auch aufgelöst und abgebaut. Das bestätigt Susanne Lehmann vom Büro des Görlitzer Landrats auf SZ-Nachfrage. Damit steht die Turnhalle auch wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung.

Fluchtroute per Zug geändert

Die Entwicklung in Görlitz ist den veränderten Fluchtrouten ukrainischer Familien geschuldet. Die wichtigste von Südpolen nach Deutschland führt jetzt auf direktem Wege von Wroclaw nach Cottbus. Der Görlitzer Landrat Bernd Lange sieht das nicht als günstig an, weil über diese Route vor allem Berlin weiter belastet werde.

Klüger wäre eine stärkere Verteilung bundesweit. Lange plädiert für Flüchtlingszüge von Breslau über Horka, Hoyerswerda, Leipzig, "um dann vielleicht auch Niedersachsen einzubinden und eine Verteilung deutschlandweit schneller zu bewerkstelligen." Doch fand Lange mit diesem Vorschlag bislang kein Gehör.