Der Projektor unter der grauen Gewölbedecke ist groß und schwer. Und nagelneu. Peter Günsch von der Firma Cine Project hat ihn in dieser Woche im Programmkino Camillo in der Görlitzer Altstadt angebracht und eingestellt. „Das ist Beamer und Rechner in einem“, sagt Marek Georgi.
Das Kino wird seit 2015 vom Filmclub von der Rolle ’94 betrieben, einem ehrenamtlich tätigen Verein. Marek Georgi arbeitet im Vorstand mit. Und er freut sich, dass der Projektor mitsamt Steuergerät sowie eine neue Tonanlage nun da sind. Damit ist das Camillo jetzt auf der Höhe der Zeit.
Alternativtechnik bereitete Probleme
Gewünscht hat sich der Verein die neue Kinotechnik schon lange. Benötigt wurde Technik nach der amerikanischen Norm, wie sie die großen Multiplex-, aber auch schon viele kleine Programmkinos haben. Das Camillo nutzte bisher eine Alternativtechnik. Die hatte aber zwei Probleme. Erstens: „Wir hatten eine geringere Filmauswahl, weil uns nicht alle großen Verleihe beliefert haben“, sagt Franziska Böhm vom Verein. Das wurde immer schwieriger, weil die großen Verleihe inzwischen auch viele Programmkinofilme aufkaufen – und diese dem Camillo dann nicht mehr zur Verfügung standen. Und zweitens: Es gab keinen Anbieter mehr, der die Camillo-Technik warten konnte. „Der, der das bisher gemacht hat, war nicht mehr auffindbar“, sagt Franziska Böhm. Wäre die Technik kaputt gegangen, hätte das Camillo also keine Filme mehr zeigen können. „Das ist zum Glück nicht passiert, sie hat bis zum Schluss gehalten“, sagt Marek Georgi.

Das Problem war stets der Preis von rund 50.000 Euro. Verschiedene Förderanträge wurden abgelehnt. Geklappt hat es nun mit dem neuen Fördertopf „Zukunftsprogramm Kino I“, einer Bundesförderung. „Wir haben von dort 80 Prozent erhalten“, sagt Marek Georgi. In die restlichen 20 Prozent teilen sich die Stadt Görlitz und der Verein zu gleichen Teilen. Das heißt, der Verein zahlt zehn Prozent, also immerhin 5.000 Euro. „Das können wir aus Rücklagen aufbringen“, sagt der 42-Jährige, der hauptberuflich als selbstständiger Bauzeichner sowie als Mietkoch arbeitet. Der Verein habe ja schon immer gewusst, dass ein Eigenanteil nötig sein wird – und sich dafür etwas Geld auf die hohe Kante gelegt.
Aufhängung und Schaukasten gebaut
Marek Georgi ist auch im Corona-Lockdown häufig im Camillo anzutreffen. „Ich habe zum Beispiel die Aufhängung für die neue Technik gebaut“, sagt er. Direkt neben der Eingangstür zum Kinoraum hat er auch einen großen unverglasten Schaukasten errichtet. „Wenn der Lockdown noch lange dauert, werden wir vielleicht noch den Hausflur neu streichen“, überlegt er.
Doch auch andere Vereinsmitglieder sind nicht untätig. Sie haben sich beispielsweise um die Fördermittel gekümmert und planen jetzt das Programm für die nächste Zeit. Das allerdings ist schwierig. Wann die Corona-Situation wieder Veranstaltungen in dem kleinen Kinoraum mit seinen jetzt 40 Plätzen zulässt, ist völlig ungewiss. Stattdessen planen die Vereinsmitglieder das Neiße Filmfestival, das – nach jetzigem Stand – im Mai im neuen Zentrum für Jugend und Soziokultur im Werk I stattfinden soll, zudem eine Landkino-Tour und das Görlitzer Sommerkino, das angesichts des Jubiläums "950 Jahre Görlitz" etwas größer ausfallen soll als in anderen Jahren.
Technik ist fest eingebaut
Die neue Technik kommt bei alledem nicht zum Einsatz: Sie ist fest im Kinosaal eingebaut und auch viel zu schwer, um sie irgendwohin zu schleppen. Marek Georgi kann nur hoffen, dass das Camillo im Handwerk 13 bald öffnen kann. Einen Filmvorführer wird es dort weiterhin geben. So viel Platz wie bisher braucht er aber nicht mehr: Mit einem Steuergerät in Form eines Laptops bedient er den Projektor.