Wie Görlitz die Suche nach dem stillen Örtchen erleichtert

Helmut Polster aus dem mittelfränkischen Fürth findet Görlitz „pittoresk schön“. Das zumindest schreibt der Tourist in einer E-Mail an den Görlitzer OB Octavian Ursu (CDU). Allerdings sei sein Aufenthalt in der Neißestadt dann doch getrübt worden: „Am Demianiplatz verweist ein Schild auf eine öffentliche Toilette, welche jedoch geschlossen ist.“ Suche man im Internet bei Google Maps nach öffentlichen Toiletten, werde auf die Apothekergasse verwiesen, allerdings mit dem Status „geschlossen“. Vor Ort sei diese dann überraschenderweise doch geöffnet, aber nicht gerade einladend und für die Tourismusstadt Görlitz eher makelbehaftet. „Alles in allem schade und ein Wermutstropfen in puncto Tourismusoffensive“, schreibt Polster.
Der OB durfte sich jetzt gleich noch aus einem zweiten Grund mit dem Thema befassen: Weil es die CDU-Fraktion in den Stadtrat eingebracht hat. Man finde als Tourist in anderen Städten oft keine WCs, sagt Matthias Schöneich (CDU). Mit seiner Vorlage wolle er erreichen, dass sich die Qualität und Quantität der öffentlichen Toiletten in Görlitz verbessere. Sein Vorschlag: Die Verwaltung soll „ein gesamtstädtisches Toilettenkonzept“ erarbeiten.
Viel zu aufwendig und teuer, findet offenbar Ursu. Er gab den Vorschlag von Schöneich an die unter anderem für Tourismus zuständige Europastadt GmbH (EGZ) weiter. Die änderte Schöneichs Beschlusstext vollkommen ab. Unter anderem geht es im veränderten Text nicht mehr um die Gesamtstadt, sondern vor allem um das Stadtzentrum – also jenen Teil, wohin einerseits Touristen kommen, andererseits auch Besucher aus dem Umland, die zum Beispiel in Görlitz einkaufen oder Veranstaltungen und Feste besuchen wollen.
Alle anwesenden Stadträte stimmen zu
Die Änderungen treffen auch den Nerv anderer Stadträte. „Gut so“, sagt Jana Krauß (Bündnisgrüne): „Die ursprüngliche Version war nicht zustimmungsfähig.“ Die neue Version schon: Sie wurde am Ende sogar einstimmig beschlossen. Drei Punkte finden sich darin. Zum einen soll die Stadt Möglichkeiten der Wiederinbetriebnahme der Toilette „Scharfe Ecke“ am Demianiplatz erarbeiten und auf ihre Umsetzbarkeit hin überprüfen. Das ist exakt die Toilette, die Helmut Polster geschlossen vorfand. Zweitens soll dafür gesorgt werden, dass die vorhandenen Toiletten besser gefunden werden – zum Beispiel durch bessere Darstellung in Stadtplänen und auf Internet-Plattformen sowie Schilder vor Ort.
Und drittens schließlich soll die Stadt das Konzept der „netten Toilette“ auf ihre Anwendbarkeit und Nützlichkeit prüfen. Dieses Konzept gibt es in anderen Städten schon. Es bezieht Gastronomen und Einzelhändler ein. Diese sollen eine Aufwandsentschädigung erhalten – die Rede ist von durchschnittlich 80 Euro im Monat – und dafür den Nutzern kostenfrei ihre Toiletten zur Verfügung stellen. Dieses Angebot müsste dann auch entsprechend ausgeschildert werden – vor Ort und im Internet.
Die Stadt Görlitz soll sich nun bei den Initiatoren der „netten Toilette“ nach Konzept und Preisen erkundigen und gleichzeitig bei Görlitzer Gastronomen und Einzelhändlern erfragen, ob sie mitmachen würden. Jana Krauß findet das sinnvoll – und spricht sich schon jetzt dafür aus, bei den nächsten Haushaltsverhandlungen das dafür nötige Geld in den städtischen Haushalt einzustellen. Einreicher Schöneich lobt ebenfalls die Überarbeitung durch die EGZ – wenngleich er es schade findet, dass sich jetzt nicht mehr die gesamte Stadt in dem Text wiederfindet. Touristen wie Helmut Polster und Besuchern aus dem Umland wird es herzlich egal sein: Sie halten sich ohnehin meist nur im Stadtzentrum auf.