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Zwei Görlitzerinnen kochen jetzt ein Krisensüppchen

Zwei Köchinnen denken an Menschen mit kleinem Geldbeutel - und bereiten aus Resten schmackhaftes Essen zu. Das ist auch nachhaltig.

Von Gabriela Lachnit
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Susanne Leonhardt und Bianca Leonhardt bieten in "Charlottes Löffelstübchen" in Görlitz jetzt jeden Tag ein Krisensüppchen an.
Susanne Leonhardt und Bianca Leonhardt bieten in "Charlottes Löffelstübchen" in Görlitz jetzt jeden Tag ein Krisensüppchen an. © Paul Glaser/glaserfotografie.de

Die große Beleuchtung bleibt noch aus. In "Charlottes Löffelstübchen" in der Görlitzer Theaterpassage wird das Mittagessen ganz romantisch eingenommen - bei Kerzenschein. Das ist nicht die einzige Neuerung, zu der Susanne Leonhardt und Bianca Leonhardt einladen.

Damit sich jeder eine warme Mahlzeit leisten kann

Seit Dienstag dieser Woche bieten die Schwägerinnen neben den gewohnten Angeboten jeden Tag ein "Krisensüppchen" an. Die kleine Portion für zwei Euro, die große für drei. "Wir wollen, dass sich jeder eine warme Mahlzeit leisten kann, wenn es überall kalt wird", sagt Bianca Leonhardt. Das Krisensüppchen kochen sie in gewohnter Qualität. Aber sie verwenden dafür Vorräte - vorrangig Gemüse -, die noch da sind, oder Sonderangebote aus dem Großmarkt. Auch gespendete Kürbisse oder Zucchini für das Krisensüppchen würden sie verwenden, manchmal sei die Ernte in Privatgärten üppiger als gedacht.

Das Krisensüppchen ist jeden Tag ein anderes, je nachdem, was der Vorrat hergibt. Es kann auch einmal der Rest der Suppe vom Vortag sein. Zehn bis 15 Portionen Krisensuppe kochen die Frauen derzeit täglich, eine Vorbestellung ist nicht möglich. Verkauft wird, solange der Vorrat reicht.

Den Euro dreimal umdrehen, bevor er ausgegeben wird

Auf die Idee kam Bianca Leonhardt, als sie hörte, dass irgendwo in Deutschland ein Bäcker ein besonders günstiges Brötchen anbot, das es künftig immer geben sollte. Denn in der aktuellen Situation gebe es immer mehr Menschen, die den Euro dreimal umdrehen müssen, bevor sie ihn einmal ausgeben. Das spüren die Schwägerinnen zunehmend auch in Görlitz. Die Zahl der Kunden nahm ab, auch wenn viele mittlerweile aus dem Homeoffice zurück an ihre Arbeitsplätze sind. "Aber immer mehr Leute überlegen, ob sie sich wirklich fünfmal in der Woche eine warme Mahlzeit in der Mittagspause gönnen, oder ob sie vielleicht doch zweimal die Woche ein Schnittchen von zu Hause mitbringen."

Obwohl es das Krisensüppchen erst seit dieser Woche gibt, fragten bereits einige Gäste ganz gezielt danach. Natürlich hoffen beide Köchinnen, dass nicht nur dieses Angebot, sondern auch das gewohnte gut angenommen wird. Die Sache mit dem Kerzenschein übrigens fand bei den meisten Kunden Anklang, "obwohl so mancher wegen des dunkleren Gastraums gedacht hat, es wäre geschlossen", sagt Susanne Leonhardt. "Aber wenn Tische draußen stehen, ist offen", ergänzt sie.

Ab Januar steigt die Mehrwertsteuer

Obwohl die Köchinnen das Krisensüppchen vor allem für Menschen mit kleinem Geldbeutel anbieten, denken sie auch an ihr eigenes Portemonnaie. Noch können sie die Preise für ihre Essen halten. Aber wenn ab Januar 2023 in der Gastronomie wieder 19 statt sieben Prozent Mehrwertsteuer anfallen, wird ihnen bange. Dazu kommt: Zweimal in diesem Jahr erhöhten sich bereits die Nebenkosten. Von den Strom- und Gaspreisen könnte den Frauen schwindelig werden. "Wir machen das Beste draus", sagen sie jedoch sehr zweckoptimistisch.